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Gemeinschaftsprojekt von vier Bädermuseen: „Vergessene Gäste. Kurort und Krieg“ in Bad Kissingen

BAD KISSINGEN – Vor 100 Jahren brach der Erste Weltkrieg aus. Dies ist Zeitpunkt und Anlass für Bad Kissingen, ein bisher unbearbeitetes Thema zu beleuchten. Am Mittwoch, 30. Juli 2014, 11 Uhr wurde im Museum Obere Saline die Wanderausstellung „Vergessene Gäste. Kurort und Krieg“ eröffnet.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bädermuseen von Bad Kissingen, Bad Pyrmont, Bad Schwalbach und Bad Wildungen. Sie bildet einen Beitrag zum Gedenkjahr zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor einhundert Jahren.

Oberbürgermeister Kay Blankenburg unterstrich in seinem Grußwort die Bedeutung von Museen in der heutigen Zeit. „Das Museum Obere Saline ist ein Museum das unterhält, informiert und bildet. Ich freue mich sehr, dass dieses Neugierig bleiben, dieses Hinterfragen sich auch in den Sonderausstellungen, die im Museum Obere Saline gezeigt werden, fortsetzt.“ Mit der Ausstellung ‘Vergessene Gäste. Kurort und Krieg’ wird Neuland betreten. „‘Vergessene Gäste’ lässt Spielräume, fokussiert pointiert. Ich gratuliere zu diesem Motto“, reflektiert Kay Blankenburg.

Peter Weidisch, Kulturreferent der Stadt Bad Kissingen, führte in die Ausstellung ein: „‘Kurort und Krieg’ ist ein Ausstellungs- und ein Forschungsprojekt zugleich. Denn ohne Grundlagenforschung zu diesem Thema wäre diese Ausstellung nicht möglich gewesen“.  Bernhard Weller, Leiter der Städtischen Museen Bad Wildungen, verortete im Dialog mit dem Kabarettisten und Autor Bernd Gieseking geschickt die Thematik mit Texten zu Kurort und Krieg.

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Die „Blütezeit“ der Bäder im 19. Jahrhundert ist schon oft dokumentiert worden. Traditionsreiche Kurorte wie Bad Kissingen rühmen sich der namhaften Kurgäste, der Jungen, Schönen, Reichen, die einst dem Kurort die Ehre gaben. Es gab aber auch Gäste mit denen man sich nicht schmückt – die Kriegsverwundeten nämlich, die in Kriegs- und Nachkriegszeiten das Bild der heilen Welt störten, das die Kurorte im Namen der Gesundheitsfürsorge pflegten.

Bad Kissingen vergessene Gaeste 0In den Kurortchroniken werden Kriegsjahre häufig als Jahre des Niedergangs der Kur charakterisiert, tatsächlich profitierten jedoch Kurorte in vielfacher Hinsicht von Kriegszeiten. Aufgrund der vorhandenen Bettenkapazitäten und des hohen Grades an medizinischen Versorgungsangeboten wurden Kurorte gezielt als Lazarettstädte in Anspruch genommen. Das garantierte sichere Einnahmen. Mehr noch, aufgrund der angenehmen Umgebung und der Vergnügungsmöglichkeiten wurden Kurstädte gerne als Quartier für militärische Führungsstäbe oder als Verwaltungssitz von Besatzungsmächten ausgewählt. Nicht zuletzt führte die medizinische Behandlung der verwundeten Soldaten zu medizinischen Fortschritten und erhöhte die Kompetenz und den Ruf der behandelten Kurärzte.

Die Ausstellung zeigt das Leben und das Leid im Kurort im Ausnahmezustand von Krieg und seinen Folgen bis in die Gegenwart. Eine Videosequenz zu Soldaten mit posttraumatischem Belastungssyndrom, die in Bad Wildungen behandelt werden, belegt die Aktualität der Ausstellung.

Kurorte profitierten vom Krieg! So eine These der Ausstellung. „Ja – sie profitierten, das ist ein Ergebnis der Forschungsarbeiten“, formuliert Peter Weidisch. „Doch ist es als Profitstreben in Kriegszeiten zu charakterisieren, wenn es galt den Fortbestand der Kernkompetenzen der Kurstädte – nämlich Gesundheit und Kultur – zu sichern? Wenn die aufgrund der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation wegbrechende Stammklientel der Kurorte durch Kriegsverletzte ersetzt wurde?“  Nicht zuletzt half dieses Profitdenken der Kurverwaltungen auch Arbeitsplätze zu sichern. Die tatsächlichen Profiteure, die Kriegsgewinnler, kamen erst nach den Kriegen in die – nun wieder rein zivil genutzten Kurstädte – als Gäste.

Über die Sammlungsbestände der beteiligten Museen hinaus konnte auf Leihgaben des Deutschen Medizinhistorischen Museums in Ingolstadt, des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité sowie der privaten Sammlung des Kasseler Mediziners Dr. Horst Haferkamp zurückgegriffen werden.

So ist ein komplettes Lazarettbesteck zur Vornahme von Amputationen zu sehen; Moulagen (plastische Nachbildungen) verdeutlichen die typischen Verletzungen von Soldaten der beiden Weltkriege. Prothetik ist ein weiteres Thema der Ausstellung. Besonders die Verwundungen des Ersten Weltkrieges schufen hier einen hohen Handlungsbedarf. Der Besucher kann an „Zandergeräten“ selbst heilgymnastische Übungen ausführen, wie sie den verwundete Soldaten verordnet wurden.

Die Ausstellung wurde maßgeblich vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und von der Unterfränkischen Kulturstiftung (Bezirk Unterfranken) finanziell gefördert.

Sonderausstellung
„Vergessene Gäste. Kurort und Krieg“
Museum Obere Saline
97688 Bad Kissingen  
30. Juli bis 2. November 2014  



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