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Zwei auf einen Streich: Erster Schweinfurter Dualstudent der Elektrotechnik schließt erfolgreich seine Ausbildung ab

GRAFENRHEINFELD – Er gilt als leistungsorientiert, diszipliniert und zielstrebig. In nur viereinhalb Jahren schließt der durchschnittliche Dualstudent die Fachhochschule und gleichzeitig seine praktische Berufsausbildung ab. Doch Stephan Reil wirkt entspannt. Er hat seine Abschlussarbeit abgegeben und hat damit sein Elektrotechnik-Diplom der Hochschule für angewandte Wissenschaften Schweinfurt so gut wie in der Tasche.

Reil ist nun der erste Absolvent seit Einführung des dualen Studiengangs Elektrotechnik im Bezirk der IHK Würzburg-Schweinfurt im Jahr 2009. Seine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik hat er parallel bei der Grafenrheinfelder Trips GmbH durchlaufen. „Elektrotechnik war ursprünglich eigentlich nicht mein Berufswunsch“, erinnert sich Reil, „es ging eher in Richtung Maschinenbau.“ Und so ist er eher zufällig über die Agentur für Arbeit auf das Unternehmen Trips aufmerksam geworden.

Der mittelständische Systemintegrator automatisiert Maschinen und Anlagen der Prozess- und Fertigungsindustrie, programmiert Steuerungen und Prozessleitsysteme, projektiert und fertigt Schaltanlagen und nimmt die Systeme international in Betrieb. „Dort habe ich eine Ausbildung de luxe gemacht“, berichtet der Elektro-Ingenieur. „Schon in der zweiten Woche durfte ich im Prüfteam arbeiten“. Diese Abteilung ist mit der Qualitätssicherung der gefertigten Schaltschränke betraut und üblicherweise fortgeschrittenen Ausbildungsjahren vorbehalten. Damit war Elektrotechnik letztlich doch die richtige Wahl, denn Reil hat sich schnell auch in komplexe
Aufgaben eingearbeitet. So machte er sich mit dem gesamten Automatisierungsprozess vertraut, was sich als wertvoll für sein Studium erwies.

Die Verzahnung des Theoriewissens aus der Hochschule mit der praktischen Arbeit im Rahmen der Berufsausbildung ersparten dem 24-jährigen Fehlschläge, wie sie manch einer seiner Kommilitonen einstecken musste: „Viele geben nach ein paar Semestern auf. Ohne Praxisbezug fällt bei ihnen der Groschen nicht. Das war in meinem Fall anders.“ Bereits nach einem Jahr konnte er für Zuarbeiten im Planungsteam eingesetzt werden, wo den Mathe- und Informatik-Fan vor allem das Software-Engineering reizte.

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Die enge Verknüpfung zwischen akademischer und betrieblicher Ausbildung birgt auch für die Unternehmen Potenzial. „Die Studierenden sind optimal in betriebliche Strukturen, Arbeitsweisen und Projektabläufe eingebunden“, bestätigt Caroline Trips, geschäftsführende Gesellschafterin der Trips GmbH und Mitglied des IHK-Präsidiums, „und sie setzen ihr erworbenes Wissen während der Praxissemester gezielt bei uns im Unternehmen ein.“

Aus diesem Grund trieb die Trips-Chefin die Initiative zur Etablierung dieses Studienmodells von Beginn an gemeinsam mit der IHK voran. Dafür gab es ein weiteres starkes Motiv: „Bei der Rekrutierung des Engineering-Nachwuchses müssen wir uns mit der Großindustrie hier am Standort messen lassen“, erläutert Caroline Trips, „das duale Studienangebot ist dabei ein klarer Wettbewerbsvorteil für uns.“

Und was trieb Stephan Reil an? Für ihn stand seit der ersten schulischen Berufsvorbereitung fest, dass er dual studieren wird. Neben dem Ausbildungskonzept überzeugte ihn: „Das Geld! Ich hatte zwar wenig Ferien, dafür bekam ich meine Ausbildungsvergütung und musste mich in der vorlesungsfreien Zeit nicht um Aushilfsjobs kümmern.“ Ebenso entfiel die Suche nach einem Platz für das Vorpraktikum, Praxissemester und die Diplomarbeitsstelle. Der Standort Grafenrheinfeld bot für den aus Sachsen-Anhalt stammenden Technik-Freund einen weiteren Vorteil: Die räumliche Nähe von Hochschule und Arbeitsort.

Trips bildet inzwischen vier weitere Verbundstudenten aus. „Bei der Einstellung legen wir Wert auf gute schulische Leistungen in Mathe und Physik als  Mindestvoraussetzung“, so Trips-Personalreferentin Rachel Ann Martinelli. Eigenständiges Arbeiten sei für Studierende ohnehin unerlässlich. Außerdem wird Flexibilität erwartet und – immer wichtiger – die Bereitschaft, für eine Inbetriebnahme auch einmal für einige Wochen ins Ausland zu gehen.

Derzeit lernen bei Trips 26 junge Menschen in unterschiedlichen Lehrjahren den Beruf des Elektronikers für Automatisierungstechnik. Zusammen mit einer angehenden Kauffrau für Bürokommunikation und einem Fachinformatiker sollen sie den Fachkräftenachwuchs sichern. Stephan Reil gehört inzwischen nicht mehr dazu. Er wurde Anfang August in eine Festanstellung als Software-Ingenieur übernommen und erstellt künftig unter anderem die Programmlogik für speicherprogrammierbare Steuerungen und Visualisierungen.

Der Wirtschaft fehlen aktuell nicht nur qualifizierte Facharbeiter, sondern auch für die Praxis einsetzbare Akademiker. Außerhalb der großen Metropolen und bei klein- und mittelständischen Unternehmen fällt es besonders schwer, diesen Bedarf zu decken. In einem rein akademischen Studium an einer Universität nach dem Gymnasium werden Praxiskenntnisse nicht immer ausreichend vermittelt. Um diesen Bedarf decken zu können, haben die bayerischen Industrie- und Handelskammern zusammen mit den Hochschulen für angewandte Wissenschaften das Modell des Verbundstudiums entwickelt.

Hierbei wird die klassische duale Berufsausbildung mit dem akademischen Studium an einer Hochschule kombiniert. Bei den Kombinationen aus dualem Beruf und Studiengang ist je nach Bedarf im Unternehmen fast alles möglich. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt hat die Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt die Broschüre „Duales Studium – Übersicht und Informationen“ erstellt, in der alle wichtigen Details zum dualen Studium in Bayern enthalten sind.

Die Broschüre ist unter www.wuerzburg.ihk.de/presse/publikationen zum Download oder in gedruckter Form bei Meinolf Brinkmöller, Tel. 09721 7848-633, E-Mail: meinolf.brinkmoeller@wuerzburg.ihk.de erhältlich.

Auf dem Bild: Freuen sich mit dem erfolgreichen Absolventen (von links): Meinolf Brinkmöller (IHK), Rachel Ann Martinelli (Personalreferentin Trips), Stephan Reil (Absolvent Verbundstudium), Professor Dr.-Ing. Helge Möbus (FHWS), Tobias Brünner (Ausbilder-Theorie), Ambrosius Friedrich (Ausbilder-Praxis).
Foto: IHK



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