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Inklusion im Verein: Wie geht das? – Vortragsabend „Leben in der Gemeinde“ zeigt Möglichkeiten

Keiler Helles

SCHWEINFURT – „Inklusion entwickelt sich von unten“, lautete Gunda Voigts’ Fazit. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Kassel hat am Donnerstagabend in der Schweinfurter Rathausdiele Möglichkeiten vorgestellt, wie sich Vereine, Verbände und Gemeinden für Menschen mit Behinderung öffnen können.

Ihr Referat war Teil des vom Freizeitnetzwerk der Lebenshilfe Schweinfurt und der Freiwilligenagentur Gemeinsinn veranstalteten Vortragsabends „Leben in der Gemeinde: Im Verein mitmachen“. Kinder gingen unbefangen mit Menschen mit Behinderung um, veranschaulichte Voigts ihr Fazit. „Darf man Jungs doof finden, auch wenn sie im Rollstuhl sitzen?“ zitierte sie ein Werbeplakat der Aktion Mensch, das zwei Mädchen zeigt. Ja, darf man. Im Sinne der Inklusion, so Voigts, müsse eine Gesellschaft diese kindliche Offenheit erhalten und fördern.

Eine der von Voigts vorgestellten Teilhabe-Möglichkeiten war der Vorschlag, Behinderung von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten. „Man ist kein Mensch mit Behinderung. Man ist ein Mensch, der durch die Gesellschaft behindert wird“, erklärte sie. Eine weitere Möglichkeit war der sogenannte Inklusions-Check. Mit sechs Fragen hilft er Vereinen, Verbänden und Gemeinden beim Nachdenken darüber, ob sie und ihre Angebote für Menschen mit Behinderung bereit sind. „Wie offen sind wir für Ideen von Menschen, die sich engagieren möchten?“ lautete eine der Fragen.

LH SW_Leben in der Gemeinde 3Überhaupt war „Offenheit“ das zentrale Thema des Abends. In der sich Voigts Vortrag anschließenden Podiumsdiskussion berichteten Menschen mit Behinderung, wie es sich anfühlt, an Angeboten von Vereinen und anderen Freizeitakteuren teilzunehmen. „Am Anfang war es komisch“, erzählte Viktoria West. Für ihren ersten Besuch bei einem Kochkurs des Schweinfurter Interkulturellen Begegnungszentrums für Frauen habe sie sich überwinden müssen. Sie sei die einzige Teilnehmerin mit Behinderung gewesen. „Nach dem zweiten oder dritten Mal war es dann ganz selbstverständlich.“

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Eine Erfahrung, von der auch andere Teilnehmer der Diskussionsrunde so oder so ähnlich berichteten: Aus der anfänglichen Unsicherheit entwickelt sich schnell ein Zusammengehörigkeitsgefühl, bei dem der Spaß an der gemeinsamen Freizeitaktivität bei behinderten und nicht behinderten Menschen gleichermaßen im Mittelpunkt steht. Eine Erfahrung, die laut Imke Plettau, der Leiterin des Freizeitnetzwerkes, immer wieder auch die Verantwortlichen in Vereinen, Verbänden und Gemeinden selbst machen. „Man stellt es sich oft schwieriger vor, als es ist.“ Sie ermutigte alle Anwesenden, offen aufeinander zuzugehen. Bei Bedarf stehe das Freizeitnetzwerk hierbei gerne unterstützend und beratend zur Seite.

LH SW_Leben in der Gemeinde 2Mit „Im Verein mitmachen“ ging „Leben in der Gemeinde“ in die zweite Runde. Ziel der 2013 gestarteten Vortragsreihe ist es, in regelmäßigen Abständen eine Zwischenbilanz zu geben, wo man auf dem Weg zur inklusiven Gesellschaft steht. Initiiert hat „Leben in der Gemeinde“ das Freizeitnetzwerk der Offenen Hilfen der Lebenshilfe Schweinfurt. Es berät Menschen mit Behinderung, was sie in ihrer Freizeit machen können und findet für sie Freizeitbegleiter. Das sind ehrenamtliche Mitarbeiter, die Menschen mit Handicap zu Freizeitaktivitäten mitnehmen oder sie dabei begleiten. Das Freizeitnetzwerk knüpft zudem Kontakte zu Vereinen, Verbänden und Gemeinden, um mit diesen Möglichkeiten zu entwickeln, damit mehr Menschen mit Behinderung deren Angebote wahrnehmen.

Auf den Fotos:
• Gunda Voigts von der Universität Kassel stellt den sogenannten Inklusions-Check vor: Mit sechs Fragen hilft er Vereinen, Verbänden und Gemeinden beim Nachdenken darüber, ob sie und ihre Angebote für Menschen mit Behinderung bereit sind.
• „Kindern und Jugendlichen Offenheit mit auf den Weg geben“: Laut Dr. Kurt Vogel, Kreisvorsitzender des Bayerischen Landes-Sportverbandes und Schirmherr des Vortragsabends, eignen sich Vereine besonders gut dazu, um Vorurteile und Berührungsängste abzubauen.
• „Am Anfang war es komisch!“: In einer sich Gunda Voigts Vortrag anschließenden Podiumsdiskussion berichten Menschen mit Behinderung, wie es sich anfühlt, an Angeboten von Vereinen und anderen Freizeitakteuren teilzunehmen.



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