Der lange Weg der Christine Bender – Teil 2: Zehn Tage zu Fuß durch Portugal
KOLITZHEIM / SCHWEINFURT – Dass Christine Bender (57) die neue stellvertretende Landrätin des Kreises Schweinfurt ist, ist keine Neuigkeit mehr. Dass sie aber wenige Tage vor ihrer Wahl eine ganz besondere Reise, alleine, ohne Handy und nur zu Fuß unternommen hat, das wussten bislang nur wenige. InundumSw.de hat mit Ihr über ihre Pilgerreise auf dem Jakobsweg gesprochen.
„Dieser Weg hat mich schon immer fasziniert und ich bin neugierig und freiheitsliebend“, sagt die bekennende Katholikin Christine Bender beim Spaziergang durch den Schlossgarten Werneck zu InundumSw.de. Schon deswegen ist sie Anfang April zehn Tage ganz alleine den portugiesischen Teil des Jakobsweges gelaufen, an der Küste entlang, hat in Pilgerherbergen übernachtet und auf dem Weg viel mit Einheimischen gesprochen. Dass die CSU-Fraktion im Schweinfurter Kreistag das mitgemacht habe, dass Sie sich ohne Handy auf den Weg gemacht hat, obwohl schon an sie die Anfrage für den Posten als stellvertretende Landrätin vorlag, wundert den Reporter. „Ich bin ja zurückgekommen“, lächelt die zweifache Mutter vielsagend. Sie sei mit viel innerer Stärke von dieser 300 km langen Wanderung von Porto nach Santiago de Compostela zurückgekehrt. „Die Sinne werden wieder wach!“
„Ich habe den Weg aus dem Stand heraus gemacht, denn ich mache wenig Sport“, sagt die 57-Jährige, die aber immerhin Leiterin der Tanzgruppe in Kolitzheim ist. Bereits im Jahre 2005 ist sie in fünfeinhalb Wochen über 900 Kilometer des spanischen Teils dieses bekannten Pilgerweges gegangen. Damals habe sie nach der Stoiber´schen Verwaltungsreform, die sie als Mitarbeiterin der Regierung von Unterfranken zum Amt für Landwirtschaft und Forsten outsourcte, eine Auszeit gebraucht. „Es war keine einfache Zeit, das letzte halbe Jahr!“, erinnert sich die Kommunalpolitikerin Bender zurück, die nun auf Platz 3 ihrer Liste die meisten Stimmen aller Neulinge bei der Kreistagswahl bekam. 14 altgediente CSU-Kreisräte haben nicht mehr kandidiert; viele Neulinge seien auf der Liste angetreten. „Insgesamt ein Wagnis“, sagt die stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende Bender. Dass man dennoch wieder 30 Mandate holen würde, hätte vor der Wahl niemand für möglich gehalten.
Zehn Tage ist Bender durch Portugal gelaufen. Wie bei ihrer ersten Wanderung im Jahre 2005 war das Wetter zunächst schlecht. Besonders am dritten Tage hat es wie aus Eimern gegossen. „Alles war nass, das Wasser ist aus den Schuhen gelaufen“, erinnert sich Bender zurück. In einer portugiesischen Wirtschaft, wo sie sich mit einem Tee aufwärmte, hat sie eine Schweizer Pilgerin getroffen. Die beiden Frauen waren sich in ihrer Not sofort sympathisch. „Wir standen da, wie die begossenen Pudel“, meinte Bender. Und schon hatten die Geschäftsführerin des Bezirksverbandes für Gartenbau und Landespflege Unterfranken Bender und die Schweizer Krankenschwester eine gute Begleitung für den Rest des Weges gefunden.
Man werde auf diesem spirituellen Weg automatisch ganz bescheiden, da man kaum die Mittelchen zur täglichen Hygiene, die Kosmetika und Luxusartikel, die man aus dem Alltag in Deutschland täglich gewohnt sei, mit sich führen könne. Und wenn man mit 50, 80 oder 100 Menschen in einem Schlafsaal nächtigen müsse, sei man gezwungen seine persönlichen Bedürfnisse einzuschränken. Weil man Koreaner, Brasilianer, Chinesen, Menschen aus Alaska, Schweizer und andere Nationalitäten dort treffe, seien die gemeinsamen Abende wie eine große interkulturelle Begegnung. Hape Kerkeling habe in seinem Buch über den Jakobsweg manche Situation recht gut beschrieben.
Auf ihrem Weg durch das südlichste europäische Mitgliedsland hat Bender auch festgestellt, dass die Menschen dort ähnliche Probleme quälen, wie hierzulande. Die Entvölkerung der Dörfer, die Überalterung und die Abwanderung der Jungen in die Städte sei aber dort noch viel gravierender als hierzulande. „Die europäische Union nimmt über Sozialfonds auch dort viel Geld in die Hand, um die Dorfkerne wieder zu einem attraktiven Lebens- und Arbeitsraum werden zulassen“, sagt die stellvertretende Landrätin Bender. Aus leerstehenden Bauernhöfen wurden neue Herbergen, Naturwanderpfade seien erneuert und Geschäfte seien in den portugiesischen Dorfkernen neu entstanden.
Portugal sei das preiswerteste Land in Westeuropa. Mit leuchtenden Augen erinnert sie sich an leckere Abendessen mit Austern zurück. „Und der Espresso für 60 Cent,vom Personal serviert, das sich alle Mühe beim Service gibt“, lobt sie die portugiesische Gastfreundschaft. Eine neue Reise hat sie übrigens noch nicht im Kopf. Im August möchte sie mit den Karlstädtern aber wie jedes Jahr wieder zum Kreuzberg pilgern. Von ihren Erfahrungen und Erlebnissen über den spirituellen Jakobsweg hat sie schon in vielen Vorträgen berichtet.
Die Sozialpolitik liegt ihr als Kommunalpolitikerin am Herzen, weil die demographische Entwicklung, Handlung auf allen Ebenen erfordert. Die Innenentwicklung der Dörfer ist ihr ebenfalls ein großes Anliegen. Bisher leerstehende Gebäude umnutzen ist das Gebot der Stunde. Mit Vorträgen zum Thema:“ Neues Leben hinter alten Mauern – Willkommen im Altort“ wirbt sie für das Wohnen in den Ortskernen.
Christine Bender sagt: „Ich liebe Schweinfurt, weil hier die Menschen modern und weltoffen leben und dennoch Tradition und Brauchtum ganz intensiv pflegen. Ganz besonders schätze ich die hervorragenden Erzeugnisse aus der Landwirtschaft, Weinbau und die unserer Gärtner. Wir leben in einem Paradies.“
Lesen Sie im nächsten Teil von Christines Benders Interview über ihre Zusammenarbeit mit dem Landrat, ihr ehrenamtliches Engagement und ihre Werbung für die fränkische Landwirtschaft.
Von Christopher Richter, für inundumsw.de
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