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Der Schneeball von Memmingen und die Konsequenzen für die Schnüdel nach dem bitteren 0:6 – MIT VIELEN FOTOS!

MEMMINGEN / SCHWEINFURT – Übernachten wollten sie eigentlich von Freitag auf Samstag in Memmingen, um nicht wieder eine weite Busfahrt in den Beinen zu haben am Spieltag. Oder in nicht in einen möglichen Stau zu geraten. Trotz gefundenem Sponsor für das Hotel klappte das irgendwie nicht – und auch ansonsten war das letzte Auswärtsspiel der Schnüdel diese Saison (um Punkte zumindest) ein echtes Desaster.

Da passte es, dass in der vor der Grundrenovierung stehenden Vereinsgaststätte des FCM die Verantwortlichen, VIP´s und Medienvertreter lange auf Gerd Klaus warten mussten. Und letztlich vergebens. „Aufgrund der Vorfälle beim Spiel wird Schweinfurts Trainer nicht an der Pressekonferenz teilnehmen“, hieß es schließlich. Und nach dem Ende der PK hatte sich der Bus der Gäste mit Norbert Kleider am Steuer schon zur Heimfahrt in Bewegung gesetzt: Knappe 45 Minuten nach dem Abpfiff. Nichts wie weg aus Memmingen – das war wohl das Motto.

Klaus war sauer. Wegen des Auftritts seiner Mannschaft ohnehin, genervt zudem vom Dauerregen, in dem er die gut 300 Meter von der Arena und den Kabinen zur Wirtschaft hätte zurücklegen müssen. Plus Rückweg. Und so richtig angepisst reagierte Schweinfurts Trainer über seinen Platzverweis, als er in der 29. Minute plötzlich mit Memmingens Denis Hoffmann rangelte und deshalb von Schiedsrichter Matthias Zacher auf die Tribüne geschickt wurde. Immerhin wurde er dort nicht nass, sah aber Sekunden später das 1:0 durch einen Elfmeter, kurz vor der Pause das 2:0 und je zwei Minuten nacheinander nach dem Seitenwechsel das 3:0 und dann glatt Rot für Andreas Bauer, für den die Saison nun zuende sein dürfte. In Unterzahl brachten die Gäste nicht minder wenig zustande, ließen sich sogar noch weitere Tore einschenken und gerieten so nach Treffern gegenüber Aschaffenburg ins Hintertreffen. Das könnte noch Auswirkungen haben. Selbst ein 0:5 hätte für besser Karten gesorgt.

Demzufolge reagierten auch die zuhause gebliebenen Fans neben den rund 80, für die die weite Reise nach Memmingen eine echte Zumutung war, mit Frust und Unverständnis. Zwei Beteiligte des Debakels konnten das durchaus verstehen. „Heute ist es schwer, die richtigen Worte zu finden“, gab Bastian Lunz zu. Der vor dem Abschied stehende Kapitän versuchte es dennoch: „Wir haben uns heute in einem einzigen Spiel unsere gute Ausgangslage kaputt gemacht und haben uns das durch viele Fehler selbst zuzuschreiben.“ Selbstkritik also. Das klingt ehrlich, das ist löblich.

Muster
Hotel
Gaspreis

Keeper Julian Schneider sah´s genauso und nahm den Strafstoß zum 1:0 auf seine Kappe. „Der Elfer war unnötig, den nehme ich auf mich. Ich wollte, als ich gesehen habe, dass es eng wird, gar nicht mehr zum Ball, sondern nur weg bleiben. Aber da ich Tempo drauf hatte und der Rasen nass war, bin ich in den Gegner geruscht. Den kann man geben. Mein Ding“, gab Schneider zu. Muriz Salemovic fiel, Schweinfurts Torwart flog Sekunden später beim Duell gegen Andreas Mayer in die falsche Ecke.

Mayer, genau: Das ist der 35 Jahre alte Kapitän der Memminger, der beim FCM nach der Saison aus Altersgründen ausgemustert wird. „Bobo“ Mayer verabschiedete sich vor dem heimischen Publikum danach mit zwei weiteren Treffern. Besonders schwer machten es ihm die Schweinfurter aber nicht. „Der Rest ist realtiv schnell erzählt“, fast Julian Schneider die Partie nach dem Strafstoß für die Zuhausegebliebenen ungern nochmal zusammen. „Wir haben versucht dagegen zu halten, aber das 0:3 nach der Pause und die rote Karte haben es uns sehr schwer gemacht. Dann ist es fast wie ein Schneeball, der immer größer wird und nicht aufzuhalten ist….“

Wer nicht zur Presskonferenz erscheint, muss dann eben auch mit ein paar Sticheleien rechnen. „Memmingen ist einzigartig in der Liga. Heute war ja wieder eine Mannschaft da mit einem hauptamtlichen Trainer“, konnte sich Christian Braun den Seitenhieb nicht verkneifen. Er hört (mit etwas Wehmut und einem weinenden Auge“ als Coach des FCM auf, Stefan Anderl übernimmt zur neuen Saison und weiß seit Samstag endgültig, dass die unter reinen Amateurbedingungen arbeitenden Südbayern weiter in der Regionalliga spielen werden.

Und das dann auch gegen den FC Schweinfurt 05? „Wir müssen jetzt schnell wieder den Kopf hoch nehmen, denn es ist noch nichts verloren. In einer Woche steht schon das nächste Endspiel an“, weiß Bastian Lunz. „Wir haben also keine Zeit, jetzt lange den Kopf hängen zu lassen. Unsere Pflicht ist es, nächsten Samstag zu gewinnen – und dann werden wir sehen was am Ende dabei rauskommt. Relegation oder Klassenerhalt…“, krempelt Schweinfurts „C“ nochmals die Ärmel hoch. Zuhause zeigen die Schnüdel ja meistens ein anderes Gesicht als in der Ferne, wo sie zuletzt drei überaus bittere Niederlagen kassierten.

Was ebenso echt Hoffnung macht: Am Samstag gewann eine Mannschaft der Bundesliga am letzten Spieltag in einem Stadion mit einem „W“ als Anfangsbuchstaben und einem Trikotsponsor mit einem „W“ ein Endspiel und sicherte sich so den Klassenerhalt. Auf Werder Bremens Spuren können die Schnüdel nächsten Samstag wandeln. Ein 1:0 freilich würde noch nicht alleine Relegationsspiele vermeiden.

Der direkte Abstieg ist zum Glück kein Thema mehr. Doch Viktoria Aschaffenburg zog mit dem Remis gegen Unterhaching gleich und holte in Sachen Torverhältnis durch das Schweinfurter Debakel komplett auf, muss also bei Ingolstadt 2 schlechter abschneiden als die Schnüdel zeitgleich gegen Greuther Fürth 2 zuhause, gegen das bislang beste Team der Rückrunde also. Rettungsanker zwei: Gewinnt der FC 05 gegen Fürth, dann muss auch Schalding-Heining in Illertissen siegen. Dessen Trainer Holger Bachthaler schaute in Memmingen zu. Er gilt als Anwärter beim VfB Stuttgart 2 und würde sich dann natürlich nach langen Jahren am liebsten mit einem Sieg verabschieden.

Klar aber: Punkten die Schweinfurter gegen Fürth nicht, dann müsste Aschaffenburg zeitgleich bei Ingolstadt 2 noch höher verlieren. Das sind Rechenspiele. Feststehend sind bereits die Termine der Relegation: Dienstag, den 24. Mai, haben die Releganten der Bayernliga Heimrecht, drei Tage später die beiden Regionalligisten. Aus dem Süden kommen hinter Regionalliga-Rückkehrer Garching noch die Teams aus Rosenheim (1860) und Sonthofen dafür in Frage, aus dem Norden mit Seligenporten, Großbardorf, Hof und Weiden noch ein ganzes Paket. Aufgrund der Konstellation und dem direkten Aufeinandertreffen von Hof und Großbardorf am letzten Spieltag dürften die Gallier ziemlich sicher die Relegation vermeiden, werden entweder direkter Aufsteiger oder eher Dritter oder Vierter unter den Kandidaten.

Großbardorf steigt auf, Schweinfurt ab. Und Derbys dann in der Bayernliga gegen die Würzburger Kickers 2 – das wäre der Albtraum aller Schnüdel-Fans. Doch noch ist dieses Szenario ja vermeidbar…

Fußball-Regionalliga Bayern: FC Memmingen – Schweinfurt 05:6:0 (2:0)
Schweinfurt: Julian Schneider – Philip Messingschlager, Joe Bechmann, Andreas Bauer, Marco Janz, Christopher Kracun (ab 46. Marino Müller), Bastian Lunz – Florian Wenninger, Kevin Fery (ab 73. Ingo Feser), Steffen Krautschneider (ab 66. Michael Krämer) – Tom Jäckel.
Tore: 1:0 (27.) Andreas Mayer, 2:0 (41.) Fabian Krogler, 3:0 (47.) Andreas Meyer, 4:0 (61.) Edgar Weiler, 5:0 (69.) Andreas Mayer, 6:0 (87.) Sebastian Bonfert.
Rot: Andreas Bauer (49., überhartes Foul).
Besondere Vorkommnisse: Schweinfurts Trainer Gerd Klaus muss auf die Tribüne (29.).
Zuschauer: 614 (davon 80 aus Schweinfurt).



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