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Infos zu „Schonungens neuer Mitte“ und sein Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt

Keiler Helles

SCHONUNGEN – Allmählich nimmt „Schonungens neue Mitte“ konkrete Konturen an. Nach dem Wohn- und Geschäftshaus in der Sattlerstraße 3 steht nun auch das Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in der Werlingstraße 17 kurz vor seiner Fertigstellung.

Bis zu 84 Pflegebedürftige finden ab August in den 5 Wohngemeinschaften der Pflegeimmobilie Platz. Im Interview informiert Einrichtungsleiter Sebastian Neubauer über den Baufortschritt, die Personalsituation und das Wohngemeinschaftskonzept.

Herr Neubauer, immer wieder liest man von Verzögerungen am Bau und Problemen mit Subunternehmern. Wie steht es denn um den Baufortschritt des neuen Seniorenzentrums?
Sebastian Neubauer: Der Bau des Seniorenzentrums ist mittlerweile abgeschlossen. Die Vorabnahmen und Begehungen erfolgten im Juni, die schlüsselfertige Übergabe ist am 15. Juli vorgesehen. Die Baufirma Glöckle hat sich bereits größtenteils aus Schonungen verabschiedet. Aktuell statten wir das Haus mit Büromöbeln, Stühlen und Tischen aus. Parallel erfolgt die Installation und Lieferung von Medizinprodukten wie Badesitzliftern, Hubbadewannen und Fäkalienspülen. EDV, Telefonie und Medientechnik können erst nach der Schlüsselübergabe am 15. Juli eingerichtet werden. Bis Ende Juli statten wir das Seniorenzentrum ferner mit Elektrogeräten, Kücheninventar sowie Pflege- und Betreuungsutensilien aus. Parallel wird an der Fertigstellung der Außenanlagen gearbeitet.

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Welche Besonderheiten bietet das Seniorenzentrum Schonungen?
Sebastian Neubauer: Das Seniorenzentrum wurde nach den neuesten gesetzlichen Vorgaben erbaut, ist vollkommen barrierefrei und telekommunikativ vernetzt. Im ganzen Haus ist Internetempfang und Veranstaltungen im Erdgeschoss können auf die TV’ s der Bewohnerzimmer übertragen werden. Über 90 Prozent der Wohnungen sind Einzelzimmer. Damit werden wir dem Wunsch nach Intimität und Privatheit gerecht. Lokaltypische Motive zieren die Wände der Wohngemeinschaften, die überdies über Balkone oder Terrassen verfügen. Zudem finden sich eine Cafeteria sowie ein Sinnesgarten auf dem Gelände des Seniorenzentrums wieder. Das wirklich Besondere aber ist, dass wir mit dem Seniorenzentrum Schonungen einen lange gehegten Wunsch der Bürger vor Ort erfüllen können: Eine intakte und wohnortnahe Versorgungsstruktur aufzubauen. Die Immobilie ist hierbei die Hülse, der Kern hingegen die Art und Weise, wie wir im Seniorenzentrum leben und arbeiten wollen. Hier setzen wir ganz bewusst moderne Maßstäbe und verkörpern das Wohngemeinschaftskonzept. Nimmt man die Tagespflege in der Sattlerstraße hinzu, eröffnen sich auch für pflegende Angehörige zusätzliche Entlastungsmöglichkeiten.

Sie haben das Wohngemeinschaftskonzept erwähnt. Was ist denn das Moderne oder Neue daran?
Sebastian Neubauer: Die Ausgangsfrage lautet: Wie wollen wir alt werden? Das ist eine gesellschaftliche Grundsatzfrage. Als Träger der freien Wohlfahrtspflege bemühen wir uns hier um Antworten. Wir sind der felsenfesten Überzeugung, im Wohngemeinschaftskonzept eine Antwort gefunden zu haben.
Wohngemeinschaften grenzen sich architektonisch von konventionellen Pflegeeinrichtungen dadurch ab, dass Sie auf zentrale Einheiten wie Großküche, Speisesaal oder Waschküche verzichten. Sie orientieren sich am Leitbild der Familie und ähneln einem normalen Haushalt mit dem charakteristischen Wohn-/Essbereich als „Brennpunkt“ des alltäglichen Lebens. Eine Besonderheit ist, dass die Küchen in die Wohngemeinschaften integriert sind. Das bedeutet, die Bewohner erleben die Mahlzeitenzubereitung hautnah mit. Dadurch soll auch der hauswirtschaftlichen Versorgung ein höherer Stellenwert eingeräumt werden als bisher. Jede Wohngemeinschaft hat einen eigenen Namen, eine eigene Farbgebung und einen separaten Eingang. Wir sind überzeugt, dass sich Menschen in Kleingruppen am besten entfalten können. Daher beherbergen unsere fünf Wohngemeinschaften maximal jeweils 16 bis 18 Personen.

Was hat es mit dem Gerücht auf sich, dass Bewohner im Wohngemeinschaftskonzept mitkochen bzw. mitarbeiten müssen?
Sebastian Neubauer: Das ist eine sehr pauschale Aussage. Das Wohngemeinschaftskonzept zeichnet sich gerade dadurch aus, dass es Wahlmöglichkeiten eröffnet und Entscheidungsfreiheit garantiert. Unsere Aufgabe ist es, individuelle Bedarfe und Wünsche zu erkennen und entsprechende Angebote zu machen. Das setzt eine intensive Auseinandersetzung mit der Biografie des einzelnen Menschen voraus. Diese Aufgabe bildet das Kernstück im Wohngemeinschaftskonzept. Mitarbeiter*Innen, die hierzu nicht bereit sind, können im Seniorenzentrum Schonungen nicht arbeiten. Wenn sich zum Beispiel herauskristallisiert, dass ein*e Bewohner*in gerne kocht und ihm*r dies nachweislich gut tut, werden wir dies gerne unterstützen. Keiner muss, jeder darf. Es muss jeden Tag neu beurteilt werden, ob eine Beteiligung von Seiten des*r Bewohners*in erwünscht ist.

Was bedeutet diese Grundeinstellung für Ihre Mitarbeiter?
Sebastian Neubauer: Unseren Mitarbeitern muss bewusst sein, dass wir mit dem Wohngemeinschaftskonzept einen gesellschaftlichen Auftrag verfolgen. Es geht nicht darum, einfach ein weiteres „Heim“ zu eröffnen. Wir gestalten in Schonungen die Zukunft der Altenpflege. Im Wohngemeinschaftskonzept kann nur arbeiten, wer die Werte Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung aus vollem Herzen lebt. Unsere Mission ist es, die uns anvertrauten Menschen in ihrer Selbstbestimmung und ihren demokratischen Grundrechten zu bestärken und sie vor Eingriffen in ihre Freiheitsrechte zu schützen.

Was bedeutet das konkret?
Sebastian Neubauer: Man stelle sich nur mal einen Bewohner vor, der mit Vollbart, zerzausten Haaren und in Schlafklamotten am Frühstückstisch sitzt. Für Behörden, Angehörige und Dritte womöglich ein absolutes No-Go. Wenn ich aus der Biografie heraus aber weiß, dass derjenige schon immer in Schlafklamotten gefrühstückt hat und mir zudem erzählt, dass er gerne einen Vollbart trägt, dann brauche ich nicht über Verwahrlosung philosophieren oder eine Bartrasur androhen. Die Menschen, die zu uns kommen, sind keine Objekte, denen wir unsere Meinungen überstülpen können. Tun wir dies, brauchen wir uns über herausforderndes Verhalten und Überlastung in der Pflege nicht beschweren. Wir müssen in der Pflege einfach begreifen, dass wir uns in diesem stark reglementierten System nur dann Freiräume schaffen können, wenn wir die Freiheit des Einzelnen garantieren und individuelle Wahlmöglichkeiten schaffen. Das Wohngemeinschaftskonzept fordert somit eine ganz neue Flexibilität im Denken.

Haben Sie denn genügend Personal, um dieses Konzept auch umsetzen zu können? Schließlich ist der Fachkräftemangel allgegenwärtig.
Sebastian Neubauer: Keine Frage, der Arbeitsmarkt ist leer gefegt. Die demografische Entwicklung stellt uns vor massive Herausforderungen, die die Politik bisher nicht zu lösen vermag. Ich erwarte hier ein klares Bekenntnis unserer Bundesregierung zum Sozialstaat. Natürlich sind wir als Arbeitgeber hier auch in der Pflicht, attraktive Bedingungen für unsere Mitarbeiter*innen zu schaffen. Hier wissen wir einen starken Bezirksverband im Rücken, der kontinuierlich neue Lösungsansätze erarbeitet. Im laufenden Jahr stiegen unsere Vergütungen bereits um 3 Prozent an, weitere Erhöhungen sind geplant. Fachkräfte verdienen bei uns mehr als der Branchendurchschnitt. Dazu kommen sogenannte Mitarbeiter-Incentives, zum Beispiel der Kinderbetreuungskostenzuschuss, die betriebliche Altersvorsorge oder die Möglichkeit, ein E-Bike zu leasen. Damit schaffen wir die Basis für genügend Mitarbeiter*Innen in unserem Unternehmen.

Zurück zur Frage: Wie viel Bewohner*Innen können Sie mit dem vorhandenen Personal konkret aufnehmen?
Sebastian Neubauer: Wir werden die einzelnen Wohngemeinschaften im Seniorenzentrum Schonungen sukzessive eröffnen. Ab dem 01. August werden fortlaufend Aufnahmen erfolgen, so dass im Laufe des Monats zwei der fünf Wohngemeinschaften komplett belegt sein werden. Die personelle Situation lässt es zu, dass wir im Herbst des Jahres bereits eine dritte Wohngemeinschaft eröffnen könnten. Hier streben wir allerdings ein gesundes Wachstum an, um die Umsetzung des Wohngemeinschaftskonzepts nicht zu gefährden. Dennoch suchen wir fortlaufend Altenpfleger*Innen, Gesundheits- und Krankenpfleger*Innen, Pflegefachhelfer*Innen und Pflegeassistenten*Innen, die nicht nur über Veränderungen in der Pflege nachdenken, sondern aktiv daran teilhaben wollen.

Anfragen an: Dieter Filser, Pflegedienstleitung, dieter.filser@awo-unterfranken.de, 0151 40564749



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