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Auf Umwegen zum Traumberuf: Vor seiner Flucht aus Syrien war Mohammad Al Msalm Busfahrer. Nun hat er die Chance, Berufskraftfahrer zu werden

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SCHWEBHEIM – Schwebheim an einem Samstagmitte August. Auf dem Platz vor der Kirche steht der Sattelzug eines großen Transportunternehmens. Bevor die Trauung zu Ende ist, muss jemand diesen LKW wegfahren, doch niemand vor Ort hat eine Fahrerlaubnis der Klasse CE. Mathias Kupczyk denkt an Mohammad Al Msalm. Als Ehrenamtlicher in der Flüchtlingshilfe und Gemeinderat in Grafenrheinfeld fällt ihm sofort seine Geschichte ein.

Mohammad ist ein anerkannter Syrer, den er als ehrenamtlich Engagierter betreut. Kennengelernt hat er ihn vor zwei Jahren an einem Mittwoch in der offenen Sprechstunde der Diakonie Schweinfurt. Zusammen mit der hauptamtlichen Flüchtlings- und Integrationsberaterin Laura Geiling unterstützt und berät er Menschen mit Migrationshintergrund in allen alltäglichen Angelegenheiten und Problemen. „Die Beziehung zwischen Mohammad und Mathias ist ein Vorzeigebeispiel, wie Integration in Deutschland für alle ein Gewinn werden kann“, meint Geiling. Bald ist Mohammad drei Jahre in Deutschland. Er hat Arbeit in einer Brauerei gefunden, will aber wieder in seinem Berufszweig arbeiten, am liebsten als LKW-Fahrer, genau wie sein kürzlich verstorbener Vater. „Mein Beruf ist mein Leben“, sagt er.

In Syrien ist Mohammad sechs Jahre Reisebus, vier Jahre Minibus und ein Jahr LKW gefahren. Berufserfahrung hat er genug. Zeugnisse, die ihn in Deutschland befähigen, einen Laster zu lenken, besitzt er nicht. Mohammad steht mit 26 Jahren wieder am Anfang seiner Berufslaufbahn. Will er in Deutschland als Berufskraftfahrer arbeiten, muss er eine dreijährige Ausbildung absolvieren. „In Deutschland ist das System anders“, sagt er nüchtern. Alle Anfangsschwierigkeiten hat er überwunden. Bei seinen ersten Behördengängen wie dem Ausländeramt oder Jobcenter behalf er sich noch mit Übersetzungs-Apps auf dem Smartphone.

Mittlerweile kann er sich gut artikulieren, nur das Schreiben fällt ihm schwer. Die Behördensprache ist ihm mittlerweile vertraut. Den PKW-Führerschein hat er vor einem Dreivierteljahr auf Arabisch gemacht. In Deutschland angekommen, wohnten seine Eltern in einer vom Landratsamt gemieteten Wohnung in Grafenrheinfeld, er jedoch in der Nähe von Duisburg. Eine Familienzusammenführung mit einem erwachsenem Sohn war sehr schwierig zu bewerkstelligen und mit viel Papierkram verbunden“, erinnert sich Mathias Kupczyk.

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Eine Gemeinschaftsunterkunft habe es in Grafenrheinfeld nie gegeben. „Die Flüchtlinge lebten unter den einheimischen Bürgern, die viel Nachbarschaftshilfe leisteten. Das war sehr gut für die Integration“, meint er und beleuchtet seine Position: „Meine Motivation für die Arbeit ist Grafenrheinfeld. Ich will, dass sich die Flüchtlinge hier wohlfühlen.“ Von Grafenrheinfeld zog Mohammad mit seinen Eltern ins Schweinfurter Zentrum. Als sein schwerkranker Vater starb, brauchte er wieder Unterstützung, um eine muslimische Beerdigung unter deutschen Vorgaben zu realisieren. „Mohammad ist einer der wenigen Flüchtlinge, die Verbindung halten zu den Ehrenamtlichen. Das hat sich zu seinem Vorteil entwickelt.“, sagt Kupczyk. Über eine Bekannte fanden sie für Mohammad Arbeit bei einer Brauerei. Trotz aller Anfangsschwierigkeiten – Ramadan, Pünktlichkeit, An- und Abmeldung, schwere Bierkisten tragen – habe sich Mohammad bewährt und wäre nach der Probezeit übernommen worden.

Inzwischen ist die Trauung vollzogen. Die Hochzeitsgäste bewegen sich zum Parkplatz. Der LKW steht noch immer da, aber Mathias Kupcyk hat im Laufe des Gesprächs mit dem Chef des Transportunternehmens ein Bewerbungsgespräch für Mohammad erwirkt. In der ersten Septemberwoche hat er mit seiner Ausbildung als Berufskraftfahrer begonnen. Sein Lebenstraum scheint sich fernab der Heimat zu erfüllen.

Auf den Bildern:
* Mohammad Al Msalmh (rechts) mit seiner Mutter und Cousin Alaidi sind in Franken vereint.
* Blickt zuversichtlich in die Zukunft: Mohammad Al Msalmh
* Unterstützen und beraten in allen Lebenslagen: Diakonie-Mitarbeiterin Laura Geiling und ehrenamtlicher Helfer Mathias Kupcyk

Fotos: Arwen Haase



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