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Blinder Bäcker bekommt eine Chance: So geht Inklusion bei kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Region Main-Franken

SCHWEINFURT – Mit einem weiteren Unternehmerstammtisch verabschiedete sich das Team vom Unternehmens-Netzwerk INKLUSION. Das Unternehmens-Netzwerk INKLUSION ist eine Initiative der Wirtschaft und startete vor drei Jahren mit dem Ziel kleine und mittelständische Unternehmen bei der betrieblichen Inklusion zu unterstützen.

Bei der Abschlussveranstaltung im Beruflichen Fortbildungszentrum der bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH im Schweinfurter Maintal fand ein reger Austausch zwischen den Unternehmervertreter*innen und den regionalen Netzwerkpartnern der Agentur für Arbeit, der Deutschen Rentenversicherung Bund, dem Inklusionsamt, dem Integrationsfachdienst, sowie den Schwerbehindertenbeauftragen des Landkreises Rhön-Grabfeld statt.

Zum 31.01.2020 endet das Projekt, dessen Träger die Bundesarbeitsgemeinschaft ambulante berufliche Rehabilitation (BAG abR) e.V. und ein Zusammenschluss wirtschaftlicher Bildungseinrichtungen ist. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln des Ausgleichsfonds gefördert. Projektpartner in Bayern sind die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH und die Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) gGmbH.

Persönliche Beratung in den Betrieben, Organisation regionaler und lokaler runder Tische und die Vernetzung waren die Schwerpunkte der Inklusionsberater Marlene Rost, Diyap Yesil und Claudia Werner-Herre dar. Marlene Rost berichtete: „Bayernweit konnten in den vergangenen drei Jahren fast 900 Betriebe beraten und 80 runde Tische und Veranstaltungen organisiert werden.“ „In dieser Zeit wurde deutlich, dass gerade kleine und mittelständische Betriebe geringe Kenntnisse über die unterschiedlichen Strukturen, Möglichkeiten und Unterstützungsangebote der einzelnen staatlichen und fachlichen Stellen haben.“, ergänzte ihr Kollege Diyap Yesil.

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Das Projekt Unternehmens-Netzwerk INKLUSION brachte die Ansprechpartner*innen dieser Institutionen und Inhaber und Führungskräfte der Unternehmen zusammen. Die Personalverantwortlichen und BEM-Beauftragten der Betriebe waren ebenfalls gern gesehene Gäste. Sie konnten sich bei den runden Tischen über zahlreiche Themen, wie beispielsweise das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM), vorhandene Fördermöglichkeiten oder psychische Hygiene am Arbeitsplatz austauschen und eigene Kenntnisse erweitern bzw. auffrischen.

Alle an der Abschlussveranstaltung Anwesenden waren sich einig, dass das Projekt ein Gewinn für die gesamte Region darstellt und das aufgebaute Netzwerk auch nach dem offiziellen Projektende erhalten bleiben muss. So wurden bereits während der Veranstaltung erste Pläne für die Weiterführung des vom UNI-Projektteam aufgebauten Netzwerkes, z.B. auf ehrenamtlicher Basis, geschmiedet.

Ein abschließendes Inklusionsbeispiel aus der Region bekräftigt die Bedeutung eines funktionierenden Netzwerkes: Blinder Bäcker bekommt Chance in Bäckerei im Landkreis Rhön-Grabfeld

Alexander Koch ist gelernter Bäcker und seit Geburt sehbehindert, besitzt aber eine Rest-Sehfähigkeit. Seine mutige und extrovertierte Art, hat ihm über seine Einschränkung hinweg geholfen, beruflich Fuß zu fassen. Er arbeitet als Bäcker. Als der Betrieb, in dem er tätig war schließen musste, begann für ihn wieder die anstrengende Suche nach einer neuen Stelle. „Sehbehindert mit einem Grad von 100“ – da kommen auf Arbeitgeberseite schnell Vorbehalte auf.

Durch Lieferanten erfuhr der Bäckermeister Ullrich Amthor von Alexander Kochs Situation. Herr Amthor wurde hellhörig, hatte bis dato aber keinerlei Erfahrungen bei der Beschäftigung eines Mitarbeiters mit einer solch starken Seheinschränkung. Zudem ist er auf der Suche nach guten Mitarbeitern, denn auch sein Betrieb ist vom massiven Fachkräftemangel des Bäckerhandwerks betroffen. In den letzten zehn Jahren mussten 30 Prozent aller Bäckereien schließen, in der Innung Bad Kissingen/Rhön-Grabfeld waren es sogar noch mehr. Von 80 Bäckereien vor 10 Jahren sind noch 30 übrig.

Ullrich Amthor wollte mehr erfahren und besuchte am 20. November 2018 die Veranstaltung „Inklusion in der Region – Neue Wege für Unternehmen“ vom Unternehmens-Netzwerk INKLUSION. Hier erfuhr er über Unterstützungsmöglichkeiten und lernte auch die richtigen Ansprechpartner kennen. Ein Gespräch zwischen ihm und Inklusionsberaterin Marlene Rost, zeigten ihm die Möglichkeiten auf, die er als Arbeitgeber bei der Einstellung eines Schwerbehinderten Mitarbeiters hat. Die Idee, Alexander Koch eine Chance zu geben, wurde für den Bäckermeister immer realer. In enger Zusammenarbeit mit Marlene Rost kam der Einstellungsprozess schon in den darauffolgenden Wochen ins Rollen und Alexander Koch stellte sich vor. Bäcker und Bäckermeister wurden sich schnell einig.

Der Integrationsfachdienst (IFD) Schweinfurt und der Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund wurden hinzugezogen sowie der Behindertenbeauftragte des Landkreises Rhön-Grabfeld und die Handwerkskammer. Die Agentur für Arbeit unterstützte den Unternehmer in der Einarbeitungszeit finanziell.

Aufgrund seiner starken Sehbehinderung ist es Alexander Koch nicht möglich, den Führerschein zu machen oder Fahrrad zu fahren. Ein Antrag zur Unterstützung für den Arbeitsweg wurde gestellt, und inzwischen genehmigt. Ullrich Amthor und Alexander Koch haben trotz Hindernisse zusammengefunden – und sind beide glücklich das sie diese nicht zu Wänden haben werden lassen! Eine WinWin Geschichte für die Region, das Handwerk, den Betrieb, Herrn Amthor und Herrn Koch.

Fotos: Marlene Rost, bfz Schweinfurt

Anmerkungen:

Träger des Unternehmensnetzwerkes INKLUSION ist die Bundesarbeitsgemeinschaft ambulante berufliche Rehabilitation (BAG abR) e.V., ein Zusammenschluss von Einrichtungen der Wirtschaft.

Kooperationspartner sind die BDA (Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände) und die regionalen Arbeitgeberverbände.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) aus Mitteln des Ausgleichsfonds gefördert.

Unternehmensnetzwerk INKLUSION
Marlene Rost, Diyap Yesil, Claudia Werner-Herre
Inklusionsberater/-innen
bfz gGmbH Schweinfurt, Londonstraße 20, 97424 Schweinfurt
Telefon: 09721 1724-38
Fax: 09721 1724-50
E-Mail: beratung-sw@bfz.de

Die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH sind mit rund 3.200 Mitarbeitern einer der führenden Dienstleister für Bildung, Beratung und Integration in Bayern. Das bfz entwickelt Konzepte für passgenaue Qualifizierungen, die auch soziale Kompetenzen und Teamfähigkeit berücksichtigen. Hinzu kommen begleitende, unterstützende und vermittelnde Leistungen. Das bfz ist in Bayern an 24 Standorten mit rund 150 Außenstellen präsent und größte Gesellschaft der Unternehmensgruppe des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft e. V. (bbw).



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