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Das Smartphone auf vier Rädern lenkt, aber der Fahrer haftet: AsJ Unterfranken diskutierte zum Thema „Selbstfahrende Autos“

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UNTERFRANKEN – Wie wird der Verkehr der Zukunft aussehen? Dies und andere Fragen zum automatisierten Fahren und Fahrassistenzsystemen hat die AsJ Unterfranken unter der Überschrift „Selbstfahrende Autos: Revolution für die Mobilität oder technologischer Irrweg“ diskutiert.

Die Tendenz ging wohl eher in Richtung technologische Revolution, dabei wurden aber durchaus kontroverse Ansichten vorgebracht. Jörg Hölig, der Leiter des Competence Center Integrale Sicherheit der EDAG Engeneering GmbH, zeichnete das Bild eines „Smartphone auf vier Rädern“ durch die zunehmende Vernetzung der Autos untereinander. Durch die Verarbeitung von immer mehr Daten, von der aktuellen Verkehrssituation über die Wettersituation, ergäbe sich ganz neue Möglichkeiten. Auf Nachfragen gab er die Schätzung ab, dass Autos in Deutschland ohne Fahrer nicht vor zehn Jahren auf den Straßen zu finden sein werden. Nach aktuellem technischen Stand erfolge das Fahren auch nur begleitet.

Als „Gefäße auf bestimmten Teilstrecken“ stellte sich hingegen Wolfgang Ziegler, vom Landesverband Bayerischer Taxi- und Mietwagenunternehmen die selbstfahrenden Autos künftig vor. Diese würden optisch wohl anders aussehen, möglicherweise ohne Lenkrad und von der Kapazität wesentlich größer aus bisher. Die Technik zum gemeinschaftlichen Nutzen werde im Vordergrund stehen. Möglicherweise sei deren Verkehr damit als gewerblich zu qualifizieren, was Abgrenzungsprobleme zum öffentlichen Nahverkehr erzeuge, warnte er den Gesetzgeber.

Rechtsanwalt und Fachanwalt für IT-Recht Chan-Jo Jun, der diverse Automobilhersteller auf dem Weg der Automatisierung berät, stellte das Problem der Datensammlung durch die Autos und die Verarbeitung durch die Hersteller in den Mittelpunkt. Von den politischen Parteien forderte er hier Interessenvertreter der Bürger zu sein und sich nicht von den Lobbyisten vereinnahmen zu lassen.

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Aus dem Publikum kamen interessante Kritikpunkte. Einige beschwerten sich darüber, dass die heutige Autogeneration schwer bedienbar sein und viele Fahrer ihre Autos mit den verschiedenen Fahrassistenzsystemen nicht mehr verstünden und diese deshalb oft abschalten würden. Andere fürchteten sich vor Verlust der persönlichen Freiheit, wenn es das Auto sei, dass die Wegstrecke wähle und nicht mehr sie selber als Fahrer. AsJ-Vorsitzender Christopher Richter, LL.M.Eur äußerte die Sorge, dass künftig Berufskraftfahrer durch Computer ersetzt werden und damit Jobs verloren gehen könnten.

„Geschäftsmodelle und Berufsbilder werden sich verändern und das bestehende Gefüge wird sich verschieben“, räumte Hölig ein. Wolfgang Ziegler sah dies ähnlich und rechnet mit dem Verlust von Marktanteilen von Taxifahrern, jedoch sei ihm nicht bang, weil die Branche mit mehr Spezialisierung und besseren Dienstleistungsangeboten im Individualverkehr überleben werde. Größerer Druck ergebe sich seiner Ansicht nach für den Bereich der Gütertransporte. Wenn der Fahrer mittelfristig nur noch in Krisensituationen das Steuer wieder übernehme, müssten auch die Fahrschulen ihr Ausbildungskonzept auf die nichtautomatisierte Phase verschieben. Die Versicherungswirtschaft wird Fahrer, die sich hier permanent weiterbilden, durch günstige Prämien künftig womöglich belohnen. Zieglers Credo an alle: „Nicht in der Opferrolle verharren, sondern aktiv gestalten!“

Dass die Zahl der Unfalltoten wegen der Technik zurückgehen wird, glaubt Anwalt Jun. Jedoch werde es sowohl beim vollautomatisierten, wie auch irgendwann beim autonomen Fahren, weiter Verkehrstote geben. Dass der Mensch das Gefühl habe, er werde nicht mehr gebraucht, ihn die Gerichte aber bei Unfällen womöglich weiter zur Verantwortung ziehen, sah er als problematisch an. Er warnte vor der Situation: „Das Auto lenkt, der Fahrer haftet!“

Das Bild zeigt von links Moderator Heiko Kunkel, dann Jörg Hölig von der EDAG, dann Wolfgang Ziegler vom Bayerischen Landesverband der Taxi- und Mietwagenunternehmen sowie Rechtsanwalt Chan-Jo Jun. Ganz rechts: Co-Moderatorin Jacqueline Köhler.

Foto: Christopher Richter



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