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DGB Schweinfurt: Fast 45 Prozent aller Neueinstellungen in Schweinfurt sind befristet

SCHWEINFURT – Trotz hoher Nachfrage nach Fachkräften bleibt die Zahl der Befristungen in der Stadt Schweinfurt auf Rekordhöhe. Das ergibt eine Untersuchung des DGB mit Daten der  Bundesagentur für Arbeit.

Demnach waren 2018 44,8 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Neueinstellungen in Schweinfurt befristet, viele davon sachgrundlos. Besonders betroffen sind Arbeitsstellen im Bereich Erziehung und Unterricht, woinzwischenfast 82 Prozent allerneuen Arbeitsverträge befristet sind.

Ein wesentlicher Grund für die hohe Zahl an Befristungen im Unterrichtswesen ist die rigorose Einstellungspolitik der Stadt Schweinfurt, die grundsätzlich nur befristet einstellt, darunter als Träger der Rathenau-Schulen auch die dort tätigen Lehrerinnen und Lehrer. „Diese Praxis der Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Remelé ist politisch motiviert. Die geleistete Arbeit wird dadurch wenig wertgeschätzt.“, kritisiert Frank Firsching, Geschäftsführer des DGB Unterfranken.

Dabei gibt es Gruppen, die überdurchschnittlich von Befristungen betroffen sind wie etwa Beschäftigte unter 25 Jahren und solche, die eine Tätigkeit im Helferbereich ausüben. Auffallend ist, dass auch fast die Hälfte aller Experten-Jobs in Schweinfurt zeitlich begrenzt ist. Die insgesamt hohen Zahlen zeigen, dass Befristungen längst zu einem Massenphänomen geworden sind, die alle auf dem Arbeitsmarkt treffen.

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Besonders gravierend dabei ist der Anstieg von sachgrundlosen Befristungen. Gemäß einer neuen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) machten diese im Jahr 2018 4,0 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse in Bayern aus – insgesamt 256.000 Arbeitsverträge. Der Hauptgrund dafür soll die Überprüfung der Eignung von Beschäftigten sein.

Martin Schmidl, Vorsitzender des DGB Kreisverbands Schweinfurt, kritisiert diese Praxis: „Sachgrundlose Befristungen werden immer öfter als verlängerte Probezeit missbraucht, wie bei der Stadt Schweinfurt. Das erhöht den Leistungsdruck und macht Beschäftigte erpressbar. Generell haben es  Befristete schwer gute Löhne und gerechte Arbeitsbedingungen einzufordern. Eine Schwangerschaft, eine zu lange Krankheit, eine engagierte Betriebsratsarbeit – alles kann dazu führen, dass der Vertrag einfach nicht verlängert wird. Schwer erkämpfte Kündigungsschutzrechte werden dadurch ausgehöhlt.“

Wer befristet ist, kann auch in anderen Lebensbereichen nicht langfristig planen. Knapp 80 Prozent der befristeten Verträge in Deutschland haben eine Laufzeit von unter zwei Jahren (Statistisches Bundesamt 2017). Das bedeutet Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche oder beim Versuch einer Kreditaufnahme. Für ausländische Beschäftigte kann eine Befristung sogar nach mehreren Jahren Aufenthalt darüber entscheiden, ob sie auf Dauer in Deutschland bleiben können oder nicht. Auch Ehe und Familienplanung werden dadurch erschwert. Eine Befragung des DGB Index gute Arbeit stellt fest, dass Zukunftssorgen bei befristet Beschäftigten deutlich weiter verbreitet sind als bei unbefristeten.

Der Geschäftsführer der DGB Region Unterfranken, Frank Firsching, kommentiert wie folgt: „Wir können es nicht hinnehmen, dass immer mehr Beschäftigte Angst um Ihre Arbeit und um ihre Zukunft haben müssen. Die Regierungsparteien haben im Koalitionsvertrag vereinbart den Missbrauch von jahrelangen Kettenbefristungen und von Befristungen ohne Sachgrund abzuschaffen. Nach der parlamentarischen Sommerpause müssen dem endlich auch Taten folgen. Denn Gute Arbeit heißt unbefristete Arbeit!“



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