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Kaum Bewegung am Arbeitsmarkt, aber steigende Kurzarbeiterzahlen

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SCHWEINFURT / MAIN-RHÖN – Der Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön hielt trotz langanhaltendem Lockdown weiterhin stand. Der zweite Lockdown wirkte sich im Februar nicht negativ auf die Arbeitslosenzahlen in der Region MainRhön aus. Im Berichtsmonat waren 9.370 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 130 Personen oder 1,4 Prozent weniger als im Vormonat.

Die Arbeitslosenquote sank von 3,8 Prozent im Januar auf 3,7 Prozent. Dies entsprach einem jahreszeitlich bedingten üblichen Rückgang von 0,1 Prozentpunkten (Durchschnitt der letzten 4 Jahre: minus 0,1 Prozentpunkte). Letztmalig war die Arbeitslosenquote in einem Februar, im Jahr 2017 mit 3,8 Prozent (9.207 arbeitslosen Personen), höher. Insbesondere die Personengruppe der arbeitslos gemeldeten Männer, welche oftmals in den Außenberufen beschäftigt sind, sank um 117 Personen (minus 2,2 Prozent) auf 5.282.

„Die Arbeitsaufnahmen waren insbesondere in den saisonal geprägten Branchen wie dem Garten- und Landschaftsbau zu beobachten. Aufgrund der noch bestehenden Pandemie-Einschränkungen im Hotel- und Gaststättengewerbe wurden in dieser Branche die für die Jahreszeit üblichen sogenannten „Wiedereinstellungen“ noch nicht realisiert“, erläutert Thomas Stelzer, der Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt.

Von der Arbeitslosigkeit im Februar waren die Kunden von der Arbeitsagentur und der Jobcenter unterschiedlich betroffen. In der Agentur für Arbeit Schweinfurt (im Bereich der Arbeitslosenversicherung) waren 5.853 Menschen arbeitslos. Damit wurde ein Rückgang von 207 Personen (minus 3,4 Prozent) verzeichnet. In den Jobcentern (umgangssprachlich Hartz IV) waren 3.517 Personen arbeitslos. Dies entsprach einem Zugang von 77 Personen (plus 2,2 Prozent) im Vergleich zum Vormonat.

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„Der seit November andauernde Winter-Lockdown bewirkt eine erneute Zunahme der Kurzarbeit auf dem regionalen Arbeitsmarkt. Solange der Lockdown anhält, bleibt die Arbeitsmarktentwicklung gespalten. Im Schwerpunkt ist das Dienstleistungsgewerbe, mit den Tourismus-, Unterhaltungs- sowie die Hotel- und Gaststätten-Branchen, durch die Pandemie stark beeinträchtigt. Wogegen sich die ansässige Industrie weiterhin robust zeigt“, teilt Stelzer mit.

Gegenüber dem Vorjahresmonat gab es eine deutliche Veränderung. Damals wurden 8.210 arbeitslose Menschen gezählt und die Arbeitslosenquote lag bei 3,3 Prozent. Dies waren 1.160 arbeitslose Personen weniger.

Auffällig war, dass in Folge der Krise vor allem geringqualifizierte Arbeitslose Schwierigkeiten haben, zeitnah neue Arbeit zu finden. Aus diesem Grund war auch die Zahl der 2.488 langzeitarbeitslosen Menschen (Personen, die ein Jahr und länger arbeitslos gemeldet sind) im Vergleich zum Vorjahr um 693 Personen (plus 38,6 Prozent) angestiegen. „Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Arbeitnehmer, die in der aktuellen Zeit arbeitslos werden, es immer schwerer haben wieder in Beschäftigung zu kommen.

Ursachen hierfür sind im Wesentlichen, dass viele Betriebe sich in Kurzarbeit befinden, die Einschränkungen durch die Pandemie und die strukturellen Veränderungen, besonders in der Fertigung. Aus diesen Gründen ist für den Einzelnen das Risiko langzeitarbeitslos zu werden deutlich gestiegen“, berichtet Stelzer.

Die Arbeitslosenzahlen nach Regionen:
Arbeitslose Arbeitslosen- Veränderung in %-Punkten
Anzahl absolut Quote zum Vormonat zum Vorjahr

AA Schweinfurt 9.370 3,7 % – 0,1 + 0,4
Stadt Schweinfurt 1.943 6,8 % – 0,1 + 0,2
Lkr. Schweinfurt 1.936 2,9 % +/- 0,0 + 0,4
Lkr. Bad Kissingen 2.243 3,9 % +/- 0,0 + 0,7
Lkr. Rhön-Grabfeld 1.490 3,3 % +/- 0,0 + 0,4
Lkr. Haßberge 1.758 3,5 % +/- 0,0 + 0,5

Rückgang der Unterbeschäftigungsquote um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat

Die Arbeitsmarktstatistik erfasst zudem die Unterbeschäftigung. Diese beinhaltet neben den arbeitslosen Menschen beispielsweise auch Personen in Weiterbildungen sowie Selbständige, die mit einem Gründungszuschuss gefördert werden und daher nicht als arbeitslos gelten. Sie vermittelt damit einen umfassenderen Eindruck über die Lage auf dem Arbeitsmarkt. Die Unterbeschäftigungsquote sank im letzten Monat um 0,1 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent und bewegte sich damit im Gleichschritt mit dem Rückgang in der Arbeitslosigkeit. Im Vorjahresmonat lag die Unterbeschäftigung noch bei 4,5 Prozent.

Im Zusammenhang mit der Betrachtung der Unterbeschäftigung wird ein besonderes Augenmerk auf die Entwicklung der Teilnehmerzahlen in Sprach- und Integrationskursen gelegt. Diese ist im Vergleich zum Vorjahresmonat um 175 (minus 31,9 Prozent) auf 373 Personen gesunken.

Kurzarbeit stabilisiert weiterhin die Arbeitsverhältnisse

Trotz des zweiten Lockdowns halten die meisten Betriebe weiterhin an ihren Beschäftigten fest. Im Berichtsmonat gingen im Agenturbezirk 2.954 Anzeigen der Betriebe auf Kurzarbeit für insgesamt 38.574 Personen ein. Im Vergleich zum Vormonat war dies ein Zuwachs von 160 Betrieben und 1.404 Arbeitnehmern.

„Auch, wenn die Kurzarbeit in unserer Region stark angestiegen ist, hat sie das Niveau vom Frühjahr 2020 nicht erreicht. Viele große Fertigungsbetriebe sind mittlerweile in Vollbeschäftigung übergegangen. Andererseits sind durch die zweite Coronawelle zahlreiche Klein- und Kleinstbetriebe und Handelsbetriebe in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. Mittelfristig werden die vor der Krise dominierenden Themen – Fachkräftesicherung und Demografie sowie Transformation – auch nach der Krise wieder in den Vordergrund rücken“, so Stelzer.

Für die tatsächlich eingetretene Kurzarbeit tritt der Betrieb mit der Lohnabrechnung in Vorleistung und muss danach bei der Agentur für Arbeit für den jeweiligen Monat einen Antrag auf die Auszahlung des Kurzarbeitergeldes stellen. Aktuelle Hochrechnungen unserer amtlichen Statistik zur realisierten Kurzarbeit der regionalen Unternehmen liegen uns bis zum Monat Oktober vor. Demnach wurde im Oktober für 1.232 Betriebe mit 13.957 Beschäftigten Kurzarbeitergeld abgerechnet. Dies entsprach rund 11,2 Prozent der 10.955 Unternehmen und 8,0 Prozent der 176.110 sozialversicherungspflichtig Beschäftigen in der Region Main-Rhön.

Für den Monat Februar wird die realisierte Kurzarbeit sicherlich deutlich höher liegen. „Wie bereits im Frühjahr 2020, sind im Februar 2021 besonders die Bereiche der persönlichen Dienstleistungen, hierzu zählen bspw. Friseur- und Kosmetiksalons, der Einzelhandel, Kultureinrichtungen, das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie die Touristikbranche von Kurzarbeit betroffen. Ganz aktuell besteht die Hoffnung, dass die durch Kurzarbeit erhalten gebliebenen, gut ausgebildeten und eingearbeiteten Fachkräfte, wieder zum Einsatz kommen“, kommentiert Stelzer.

Steigende Arbeitskräftenachfrage

Die Dynamik am regionalen Stellenmarkt nahm im Berichtsmonat zu. Mit insgesamt 3.931 Arbeitsangeboten stieg der Stellenbestand im Vergleich zum Vormonat um 91 Stellen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren dies allerdings 301 Stellen weniger.

Im Februar nahmen die Vermittlungsfachkräfte im gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter 943 neue Stellenangebote entgegen. Dies waren 338 Stellen mehr als im Vormonat (plus 55,9 Prozent). Die Arbeitskräftenachfrage stieg wesentlich in den Branchen des verarbeitenden Gewerbes mit 153 Stellen, dem Gesundheits- und Sozialwesen mit 124 Stellen sowie dem Handel mit 93 Stellen an. „Trotz der pandemiebedingten Einschränkungen in fast allen Bereichen am regionalen Arbeitsmarkt, macht die aktuellste Entwicklung in den vorgenannten Branchen, Hoffnung auf einen dynamischen Aufwärtstrend nach dem Lockdown.

Die Industrie präsentiert sich mittlerweile wieder als treibende Kraft in der Region Main-Rhön. Auch das Baugewerbe zeigt sich gegenüber den geltenden Pandemie-Einschränkungen widerstandsfähig“, stellt Stelzer fest. Die Arbeitskräftenachfrage im Vergleich zum Februar 2020 stieg ebenfalls um 20 Stellen an (plus 2,2 Prozent).

Auch bei den Stellenmeldungen seit Jahresbeginn mit 1.548 Stellen und einer Steigerung von 41 Stellen (plus 2,7 Prozent) zum Vorjahresniveau, lässt sich vorsichtig ein positiver Trend ablesen.

Prognose des IAB: Arbeitsmarkt hält dem Lockdown weiter stand

Das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) meldete, dass das IABArbeitsmarktbarometer als Frühindikator im Februar gegenüber dem Vormonat um 0,7 Punkte auf 100,9 Punkte gestiegen war. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt damit verhalten günstige Aussichten für die Arbeitsmarktentwicklung im Frühjahr. „Der Arbeitsmarkt hält dem zweiten Lockdown weiter stand. Die Entlassungszahlen hielten sich weiterhin in Grenzen.

Mit Blick auf mögliche Lockerungen und die voranschreitenden Impfungen seien die Arbeitsagenturen in ihren Einschätzungen zur Arbeitsmarktentwicklung wieder optimistischer geworden. Über der wirtschaftlichen Entwicklung schwebt allerdings noch immer das Risiko einer steigenden Infektionsdynamik“, gibt ein Experte des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ zu bedenken. „Für die Frage, wie sich die Wirtschaft in den nächsten Monaten entwickelt, ist ganz entscheidend, wie rasch wir diese Pandemie überwinden.

Der zweite Corona bedingte Zwangsstillstand in unserer Region bremst zum Teil ganze Branchen aus. Der Handel befindet sich im Corona-Krisenmodus. Weite Teile des Dienstleistungsgewerbes, vor allem die Tourismus-, Kosmetik- und Hotel- und Gastronomie-Branche, befinden bzw. befanden sich noch im Stillstand. Maßgeblich für die Stabilisierung der heimischen Wirtschaft wird sein, dass die leistungsfähigen Strukturen der Unternehmen in unserer Region erhalten bleiben. Die Kurzarbeit ist bislang das wirksamste Arbeitsmarktinstrument der Bundesagentur für Arbeit für die Unternehmen“, bewertet Stelzer die aktuelle Lage.



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