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Langzeitarbeitslose profitierten: Arbeitsagentur spricht vom „sonnigen Arbeitsmarkt im Juli“

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SCHWEINFURT / MAIN-RHÖN – Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön setzte sich zu Beginn des zweiten Halbjahres fort. Es wurde die niedrigste Juli-Arbeitslosenquote* von 2,7 Prozent erreicht. Gegenüber dem Vormonat hat die Arbeitslosigkeit zwar geringfügig 0,1 Prozentpunkte zugenommen, dies war für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich.

„Der leichte Anstieg der Arbeitslosigkeit hat vor allem jahreszeitliche Gründe“, erläutert Thomas Stelzer (auf dem Bild), der Leiter der Schweinfurter Agentur für Arbeit, „erfahrungsgemäß werden im Juli und August die Arbeitslosenquoten kurzfristig ansteigen, da Jugendliche ihre Ausbildung beenden und teilweise Einstellungen bis in den Herbst zurückgestellt werden und im Juli die Sommerpause auf dem Arbeitsmarkt beginnt.“

In diesem Monat waren 6.729 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 292 Personen mehr als im Vormonat. Im Vorjahresmonat wurden noch 731 arbeitslose Menschen mehr gezählt und die Arbeitslosenquote lag mit 3,0 Prozent ebenfalls deutlich höher. Auch bei einem guten Arbeitsmarkt gibt es Monat für Monat viel Bewegung. Dies spiegelte sich im Zugang aus Beschäftigung und bei den Arbeitsaufnahmen wider. Im Juli meldeten sich 683 Menschen in Erwerbstätigkeit ab. Die Zugänge aus Erwerbstätigkeit in Arbeitslosigkeit lagen mit 889 Personen merklich höher.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat konnten im Juli wiederum alle von der Statistik ausgewiesenen Personengruppen von der positiven Entwicklung des Arbeitsmarktes profitieren. Besonders stark war der Rückgang bei denjenigen Menschen, welche von Langzeitarbeitslosigkeit (die Statistik spricht hier von arbeitslosen Menschen, die ein Jahr und länger arbeitslos sind) betroffen waren. Hier wurde ein deutlicher Rückgang von 331 Personen (15,8 Prozent) verzeichnet. Die Älteren (50 Jahre und älter) waren mit einem Minus von 235 Personen (7,9 Prozent) sowie die Personengruppe der Jüngeren (15 bis 25 Jahre) mit einem Minus von 121 Personen (13,9 Prozent) besonders stark am Rückgang der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr beteiligt.

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Arbeitslose Arbeitslosen- Veränderung in %-Punkten
Anzahl absolut Quote zum Vormonat zum Vorjahr

AA Schweinfurt 6.729 2,7 % + 0,1 – 0,3
Stadt Schweinfurt 1.511 5,4 % + 0,1 – 1,0
Lkr. Schweinfurt 1.517 2,3 % + 0,1 – 0,2
Lkr. Bad Kissingen 1.579 2,7 % + 0,1 – 0,4
Lkr. Rhön-Grabfeld 1.017 2,2 % + 0,1 – 0,1
Lkr. Haßberge 1.105 2,2 % + 0,1 – 0,4

* Arbeitslosenquoten auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen werden seit April 1997 berechnet

Kurzarbeit auf niedrigen Niveau – kaum veränderte Antragszahlen

Die Zahl der Betriebe, die für ihre Arbeitnehmer Kurzarbeit angemeldet hatten, stieg leicht von acht auf elf Betriebe. Die Anzahl der betroffenen Personen stieg um 15 auf 76 Arbeitnehmer. Vor einem Jahr waren die Zahlen bereits auf ähnlichem Niveau angesiedelt. Im Juli 2017 hatten zwölf Betriebe mit 86 Beschäftigten Kurzarbeit angezeigt.

Unterbeschäftigungsquote unverändert bei 3,9 Prozent

Die Arbeitsmarktstatistik erfasst zudem die Unterbeschäftigung. Diese beinhaltet neben den arbeitslosen Menschen beispielsweise auch Personen in Weiterbildungen sowie Selbständige, die mit einem Gründungszuschuss gefördert werden und daher nicht als arbeitslos gelten. Sie vermittelt damit einen umfassenderen Einblick über die Lage auf dem Arbeitsmarkt. 9.908 Menschen waren im Juli von Unterbeschäftigung betroffen. Hier gab es im Vergleich zum Vormonat ein Plus von 142 Personen. Die Unterbeschäftigungsquote blieb mit 3,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat unverändert. Gegenüber dem Vorjahresmonat wurde mit 1.461 Personen weniger, ein deutlicher Rückgang verzeichnet. Im Vorjahresmonat lag die Quote noch bei 4,6 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr war diese um 0,7 Prozentpunkte rückläufig. Viele Menschen mit Fluchthintergrund befinden sich aktuell in Sprach- und Integrationskursen. Die Teilnehmerzahlen sind aber im Vergleich zum Vorjahresmonat, um 370 Personen, auf 748 Personen zurückgegangen.

Der Anteil der arbeitslosen Menschen mit Fluchthintergrund stieg weiter geringfügig an. Jede zehnte gemeldete arbeitslose Person in der Region Main-Rhön hatte im Juli einen Fluchthintergrund. Aus Asylherkunftsländern kamen 670 arbeitslose Menschen. Im Juni wurden 612 arbeitslose Menschen dieser Personengruppe gezählt, dies waren folglich 58 Menschen weniger als im Berichtsmonat. Den weitaus größten Anteil bildeten dabei Menschen aus Syrien (503 Personen), gefolgt von afghanischen Staatsbürgern (102), Menschen aus dem Irak (23), dem Iran (16) und aus Somalia (14) und weitere aus anderen Asylzugangsländern. Rund zwei Drittel waren männlich und knapp die Hälfte (44 Prozent) jünger als 35 Jahre. 15 Prozent der Menschen dieser Personengruppe strebten eine Tätigkeit im Fachkräftebereich bzw. als Spezialist oder Experte an. „Ein Arbeitsplatz ist nicht nur wichtig um sich eine Existenz aufzubauen, er ist auch ein wichtiger Schritt für die gesellschaftliche Integration. Um einer zielgerichteten beruflichen Integration näher zu kommen, benötigen wir die Förderung der Menschen mit Fluchthintergrund hin zur Ausbildung oder zur beruflichen Weiterbildung. Denn unser Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön benötigt in fast in allen Branchen dringend Arbeitskräfte“, erläutert Stelzer.

Die Dynamik, die der heimische Arbeitsmarkt aufwies, wurde auch mit Blick auf die offenen Stellen deutlich: Die neueste Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit (Stand Juni 2018) liegt vor. Diese wird halbjährlich durchgeführt. Nach deren Einschätzung gibt es keinen generellen flächendeckenden und branchenübergreifenden Fachkräftemangel in ganz Deutschland. Deutschlandweit gibt es jedoch erhebliche Engpässe in einigen technischen Berufsfeldern, in Bauberufen sowie in einigen Gesundheits- und Pflegeberufen. Zum ersten Mal ist ein Engpass bei der Besetzung von Stellen für Spezialisten in der Steuerberatung (hpts. Steuerfachwirte) deutlich geworden.

Für Bayern wurden in nachfolgend aufgelisteten Branchen weitere Engpässe zur bundesweiten Analyse definiert: Ein Mangel an Spezialisten sowie an Fachkräften wiesen die Berufsgruppen Holzbearbeitung und –Verarbeitung sowie Metallbearbeitung auf. Zusätzlich wurde ein Mangel an Spezialisten in den Bereichen Metallbau und Schweißtechnik sowie Elektrotechnik und bei den Fachkräften in den Branchen Bodenverlegung und Hochbau ausgewiesen. „Viele Arbeitgeber in unserer Region signalisieren, dass die Besetzung offener Stellen zunehmend schwerer fällt und die Bereitschaft besteht bei der Bewerberauswahl Kompromisse einzugehen und mehr in die zukünftigen Mitarbeiter zu investieren“, resümiert Stelzer.

Die Mangelsituation zeigt sich auch bei den Zahlen, die den Bedarf an Arbeitskräften abbilden. Der Bestand an offenen Stellen im ganzen Agenturbezirk im Berichtsmonat erreichte mit 5.411 zum wiederholten Male ein Rekordniveau mit einer Steigerung von 71 Stellenangeboten (1,3 Prozent) gegenüber dem Vormonat sowie 437 Stellenangeboten (8,8 Prozent) mehr gegenüber dem Vorjahresmonat. „Der hohe Bestand an offenen Stellen hat auch seine Schattenseiten. So können die Unternehmen ihren Bedarf an Fachkräften oft nur mit Verzögerungen decken. Mehr als 200 Tage dauert es im Durchschnitt, bis eine Stelle wieder besetzt wird. Noch vor einem Jahr waren es rund 30 Tage weniger“, so Stelzer. Im Juli nahmen die Vermittlungsfachkräfte im gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter 1.075 neue Stellenangebote entgegen. Das waren 230 Stellenzugänge oder 27,2 Prozent mehr als im Juni. Seit Jahresbeginn wurden 6.768 Stellenzugänge verzeichnet, dies waren 450 Stellen (6,2 Prozent) weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Noch nie waren die Chancen für Bewerber auf dem Ausbildungsmarkt so gut: Durchaus günstig ist die Situation für Jugendliche, die aktuell noch auf der Suche nach einer Lehrstelle zum Ausbildungsbeginn im Herbst 2018 sind. Seit Oktober 2017 wandten sich 3.026 Jugendliche bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle an die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Schweinfurt. Dies ist gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 57 junge Menschen und dies entspricht einem Minus von 1,8 Prozent. Im gleichen Zeitraum wurden der Arbeitsagentur 4.191 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 249 oder 6,3 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Jugendlichen, die im Juli noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle waren, lag mit 504 Personen um 139 (21,6 Prozent) niedriger als im Vorjahr. Sie hatten die Wahl zwischen 1.565 unbesetzten Berufsausbildungsstellen. Das waren 189 (13,7 Prozent) mehr als vor einem Jahr.

Damit standen im Juli rein rechnerisch jedem jungen Menschen ohne Ausbildungsstelle 3,1 offene Stellen zur Verfügung. Noch im Juli vor einem Jahr war das rechnerische Verhältnis der unbesetzten Ausbildungsstelle pro unversorgtem Jugendlichen bei 2,1, vor fünf Jahren im Jahr 2013 bei 1,5 und im Juli 2010 lediglich bei knapp 0,8. In nahezu allen Branchen gab es im Juli eine Vielzahl freier Ausbildungsplatzangebote. Die meisten Ausbildungsplätze wurden in den Branchen kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb und Tourismus mit 498 Angeboten, in der Produktion und Fertigung mit 382 Angeboten sowie in der Baubranche mit 267 Plätzen, angeboten. Demgegenüber standen im Berichtsmonat 144 Jugendliche, welche aktuell auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle in der Produktion und Fertigung waren. 117 Jugendliche wünschten sich einen Ausbildungsplatz in den Branchen kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb und Tourismus. 75 junge Menschen bemühten sich um eine Ausbildungsstelle in den Bereichen Verwaltung, Recht oder Buchhaltung sowie Unternehmensorganisation.

„Die Möglichkeit in diesem Jahr noch eine Ausbildung zu beginnen war noch nie so gut wie im Ausbildungsjahr 2018. Viele Betriebe suchen noch händeringend nach geeigneten Auszubildenden. So bemühen sich auch in den kommenden Wochen unsere Berufsberater und unser Arbeitgeberservice gezielt darum, junge Menschen in eine Ausbildung zu vermitteln, um ihnen den Weg ins Berufsleben zu ebnen“, so Stelzer.

Prognose: Kein Abschwung derzeit in Aussicht

Das im Juli veröffentlichte IAB-Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sank gegenüber dem Vormonat zum vierten Mal in Folge. Mit 0,1 Punkten wurde aber nur ein geringfügiger Rückgang verzeichnet. Damit lag der Frühindikator des IAB bei einem noch immer guten Niveau von 103,5 Punkten. Laut den Nürnberger Arbeitsmarktforschern werde die Arbeitsmarktentwicklung durch die internationalen Handelskonflikte gedämpft. Aber ein Abschwung sei nach gegenwärtigem Stand hierzulande nicht zu erwarten. „Die Beschäftigungsaussichten haben sich über die vergangenen Monate von phänomenal auf sehr gut abgeschwächt. Trotz der Wolken am Konjunkturhimmel ist davon auszugehen, dass die Arbeitslosigkeit dennoch leicht sinken wird.

Deutliche Rückgänge der Arbeitslosigkeit, wie im ersten Halbjahr, seien nicht mehr zu erwarten“, so ein Experte des IAB-Forschungsbereichs. „Bisher profitiert die Region Main-Rhön von den langanhaltenden guten konjunkturellen Bedingungen. In der Tendenz wird eine eher günstige, aber verhaltene Entwicklung am regionalen Arbeitsmarkt erwartet. Momentan scheint es, dass das Beschäftigungswachstum durch knapper werdendes Arbeitskräftepotential begrenzt wird“, ergänzt Stelzer die Prognosen der Wirtschaftsexperten.



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