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Leserbrief von Norbert Lenhard: Keine Ehrung für Willy Sachs – „er wollte den Betrieb in einen braunen verwandeln“

Keiler Helles

SCHWEINFURT – SW1.News liegt ein Leserbrief von Norbert Lenhard vor, der seine Meinung hat zu Willy Sachs und diese hiermit auch öffentlich kund tut. Er schreibt:

Oberbürgermeister Pösl ernannte Willy Sachs am 23. Juli 1936 zum Ehrenbürger der Stadt Schweinfurt. Weder Pösl noch der damalige Stadtrat waren demokratisch legitimiert. Im Zuge der Machtübernahme 1933 inhaftierten die Nazis Oberbürgermeister Benno Merkle, Sozialdemokrat, in Würzburg und zwangen ihn in den Ruhestand. Parteien wurden verboten, die Stadträte verhaftet und einige ins Konzentrationslager verschleppt.

Wichtige Funktionäre der nationalsozialistischen Partei und örtliche Unternehmensvertreter erhielten Stadtratssitze ohne demokratische Wahl durch das Volk. Als Begründung für die Ehrenbürgerwürde diente den Machthabern das Stadion. Allerdings ist die Spende des Stadions nicht nur als selbstlose Tat des Spenders zu verstehen. Anfangs waren die Nazis sich ihrer Macht nicht sicher. Auch in Schweinfurt wurden die Betriebsratswahlen 1933 abgebrochen, weil sich für die Kandidaten der NSDAP ein schlechtes Ergebnis abzeichnete. Bei den Wahlen zu den sogenannten Vertrauensräten in den Betrieben stimmten – trotz massiver Einschüchterung – erhebliche Teile der Beschäftigten gegen die vorgegebenen Einheitslisten der „Deutschen Arbeitsfront“.

Fritz Soldmann und etwa 100 weitere Personen werden im Laufe der Jahre verhaftet, in Konzentrationslager und Gefängnisse verbracht, um Opposition zu ersticken.

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Andererseits schuf die Unterstützung durch bekannte Unternehmenspersönlichkeiten wie Willy Sachs eine öffentliche Legitimation, die zur Stärkung der neuen Machthaber wesentlich beitrug. Die Feierlichkeiten zu Einweihung das Stadions im Beisein von NS-Prominenz wie Hermann Göring und Heinrich Himmler, Reichsführer SS, sind deshalb „ Machtdemonstration und Zeugnis der Verbundenheit von Willy Sachs mit dem NS -System“ (A. Dornheim S. 694, SACHS, Mobilität und Motorisierung, Hoffmann und Campe, 2015)

Mit der erklärten Absicht, Sachs von einem „roten“ Betrieb in einen braunen zu verwandeln, offenbarte Willy Sachs frühzeitig seine Gesinnung; er wandte sich damit gegen die demokratischen Beteiligungsrechte der Arbeitnehmer. Das Gefolgschaftsprinzip der Nazis und die Ausschaltung der Gewerkschaften waren durchaus in seinem Sinne.

Keine Ehrung für Willy Sachs bedeutet heute, dass wir uns für demokratische Beteiligungsrechte der Arbeitnehmer, starke Betriebsräte als Verhandlungspartner in den Betrieben und handlungsfähige Gewerkschaften einsetzen. Unsere Vorbilder sind Fritz Soldmann,1878-1945, Arbeitersekretär; Adolf Ley, 1917 – 1982, BR Vorsitzender bei Sachs und andere aufrechte Demokraten. Angesichts der aktuellen Herausforderungen in der Metallindustrie -Digitalisierung, Ablösung das Verbrennungsmotors – ist der Bezug auf Persönlichkeiten notwendig, die positiv wirkten.

Norbert Lenhard
An der Eselshöhe 137
97421 Schweinfurt



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