Manager-/innen-Talk: Ist die schöne neue Arbeitswelt Realität oder Märchen?

MAINFRANKEN – Sechs mainfränkische Manager – fünf Frauen und ein Mann – diskutierten beim „M-Talk“ in der mainfränkischen IHK die Herausforderungen der neuen Arbeitswelt. Darunter waren auch zwei Vertreterinnen aus Stadt und Landkreis Schweinfurt.

Gehört die Zukunft dem selbstbestimmten Arbeiten, der freien Orts-und Zeitwahl, dem Ergebnis? Verschmelzen Privates und Berufliches, können Kinder mitgebracht werden? Nehmen die Chefs individuelle Rücksicht auf verschiedene Lebenslagen? Und „brummen“ dann die Geschäfte? Soweit der Mythos, doch verändert sich die Arbeitswelt tatsächlich in ein „Paradies, in dem individuelle Bedürfnisse berücksichtigt werden oder gibt es nicht vielmehr neue Belastungen? Wie frei arbeiten wir in Zukunft wirklich?

Diese Fragen diskutierten Hélène Mauréso, Leiterin Produktmanagement bei der Schaeffler Technologies AG & Co. KG, Schweinfurt, Christine Seger, Geschäftsführerin der Seger Transporte GmbH, Münnerstadt, Caroline Trips, Geschäftsführerin der Trips GmbH, Grafenrheinfeld, Insook Yoo, Leiterin Geschäftsentwicklung Asien bei der va-Q-tec, Würzburg und der „Quotenmann des Abends“, Dr. Thomas Klein, Personalleiter der Warema Renkhoff SE, Marktheidenfeld. Anke Fabian, EiQ inspirational quality, Düsseldorf, die die Wirtschaftsgesprächsreihe „M-Talk“ entwickelt und bereits zum bundesweit 44. Mal durchgeführt hat, moderierte die Runde.

Anja Simon, kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Würzburg, zeigte, welche Auswirkungen die sogenannte neue Arbeitswelt 4.0 auf den größten Arbeitgeber in Mainfranken hat. Einen Schwerpunkt legte sie auf neue Organisationsformen, die Hierarchieebenen innerhalb des Unternehmens verschwimmen lassen. „In Zukunft muss an der Uniklinik vernetzter gedacht und gearbeitet werde, um den Erwartungen der Patienten, der Mitarbeiter und den Anforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden.“, so die Direktorin.

Die Digitalisierung der Arbeitswelt eröffnet die Möglichkeit, auch von zu Hause oder von unterwegs zu arbeiten. Das schafft zwar Flexibilität, wie aber funktioniert Führung im virtuellen Raum? Für Yoo und Dr. Klein ist die Grundvoraussetzung Vertrauen in die Mitarbeiter. Diese wollen aber trotz allem auch geführt werden und schätzen klare Anweisungen des Vorgesetzten, weiß Seger. Ein gutes Gleichgewicht zwischen Regeln, Vertrauen und Mitbestimmungsrecht, das motivierte Mitarbeiter hervor bringt, ist die Lösung für Trips.

Aber wie finden Unternehmen in Zeiten von Fachkräfteengpässen überhaupt noch die richtigen Mitarbeiter? Für Dr. Klein ist und bleibt die Ausbildung der eigenen Nachwuchskräfte der Königsweg. Der Personalleiter hält auch nichts von Benefits, um Azubis zu ködern. Mauréso berichtete, dass Schaeffler vor allem auf die Talentförderung innerhalb des Unternehmens setze. Mitarbeiterentwicklungsgespräche sollen dabei helfen, Potenziale zu erkennen und weiterzuentwickeln. So auch bei der Firma Warema, die Mitarbeiter mit einem „Potenzial-Programm“ individuell fördert und so Führungskräftequalitäten erkennen kann. Führung als Karriere habe allerdings deutlich an Attraktivität verloren, darüber waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion einig. Deshalb sei es besonders wichtig, Mitarbeiter systematisch auf Führungspositionen vorzubereiten. Schließlich sei niemand als Führungskraft geboren, so die Moderatorin.

Auf dem Bild: Mainfränkische Führungskräfte diskutierten beim M-Talk über die Arbeitswelt 4.0: Im Bild (von links): Hélène Mauréso, (Leiterin Produktmanagement, Schaeffler Technologies AG & Co. KG, Schweinfurt), Carolin Trips (Geschäftsführerin, Trips GmbH, Grafenrheinfeld), Anke Fabian (EiQ inspirational quality, Düsseldorf), Christine Seger (Geschäftsführerin, Seger Transporte GmbH, Münnerstadt), Dr. Thomas Klein (WAREMA Renkhoff SE, Marktheidenfeld), Insook Yoo (Leiterin Geschäftsentwicklung Asien, va-Q-tec. Bild: IHK