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Viel Lob von Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer: Meisterbriefe der Landwirtschaft für drei Personen aus dem Landkreis Schweinfurt

REPPERNDORF / SCHWEINFURT – Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer hielt anlässlich der Übergabe der Meisterbriefe der Landwirtschaft am letzten Freitag des Novembers in Repperndorf eine Rede. Die drei Meister aus dem Landkreis Schweinfurt zeigt unser Bild.

Aus dem Landkreis Schweinfurt bekamen Christina Treutlein aus Schnackenwerth, Christop Röß aus Sulzdorf und Sebastian Obernöder aus Altenmünster Meisterbriefe überreicht.

Hier Dr. Beinhofers Rede im Wortlaut:

„Sehr geehrte Ehrengäste, liebe Landwirtschaftsmeisterinnen, liebe Landwirtschaftsmeister, meine sehr verehrten Damen und Herren,
ich freue mich ganz besonders, dass ich heute 15 frischgebackenen Landwirtschaftsmeistern aus Unterfranken ihre Meisterbriefe überreichen darf.  Sie halten heute nach einer intensiven Zeit der Aus- und Fortbildung den Meisterbrief in den Händen. Mit der Meisterprüfung besitzen Sie eine hohe berufliche Qualifikation, die Sie sicherlich fachlich auszeichnet, mit der aber gleichzeitig auch ein Mehr an Verantwortung auf Sie zukommt.
In Ihrer „praktischen Meisterarbeit“, dem Arbeitsprojekt haben Sie mit der Analyse und Verbesserung einer betrieblichen Schwachstelle Ihr produktionstechnisches Können vertieft und gezeigt, dass Sie zur Analyse eines Problems und zur Entwicklung von Lösungsansätzen fähig sind. Auch in betriebswirtschaftlichen Fragen mussten Sie Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten unter Beweis stellen. In Ihrer Hausarbeit wurde neben dem Blick auf den bestehenden Betrieb auch besonders Wert auf die künftige Ausrichtung und mögliche Weiterentwicklung Ihres Unternehmens Wert gelegt. Dabei haben Sie verschiedenste Varianten geprüft.

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Eine Entwicklungsrichtung ist auf den ersten Blick naheliegend:
–  Wachstum innerhalb des bestehenden Betriebsschwerpunkts!
Degressions – und Rationalisierungseffekte machen eine kostengünstigere Produktion und eine verbesserte
Arbeitswirtschaft möglich. Diese Entwicklung hat lange Zeit gestimmt. „Wachsen oder weichen“ war über Jahrzehnte ein Leitspruch für viele Landwirte. In Zeiten voller Märkte zeigt sich, dass diese Logik nicht zwangsläufig greift. Deswegen wurden auch in den Meisterarbeiten andere Optionen gewählt.
der Bereich regenerative Energie bietet über das Erneuerbare Energiengesetz EEG interessante Perspektiven zur Betriebsentwicklung.
die Umstellung auf ökologischen Landbau
die Gründung eines landwirtschaftlichen Dienstleistungsbetriebes Natürlich müssen die Voraussetzungen sehr genau geprüft werden, um sich individuell für die richtige Lösung zu entscheiden.

Johann Wolfgang von Goethe hat dazu passendes gesagt:  „ Es ist nicht genug zu wissen – man muss es auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen – man muss es auch tun!“ Das ist der Auftrag an Sie: Nutzen Sie Ihr erworbenes Wissen, nutzen Sie Ihre jugendliche Energie, um Ihre Zukunft zu gestalten!  Voraussetzung dazu ist der Dialog in der Familie. Sie, liebe jungen Meister sind in den meisten Fällen noch nicht die Betriebsleiter. Nutzen Sie in den Familien die vorliegende Meisterarbeit, um ein gemeinsam getragenes Konzept miteinander umzusetzen. Dabei werden von beiden Seiten Kompromisse verlangt. Die Jugend wird oft ihren Vorwärtsdrang etwas zügeln müssen und die Eltern sollten sich mit Neugierde mögliche Entwicklungen erklären lassen. Nehmen Sie sich Zeit für diese Gespräche. Das Rückgrat unserer bäuerlichen Landwirtschaft- gerade hier in Unterfranken- ist der Familienbetrieb. Entscheidend für wegweisende und erfolgreiche Entwicklungsschritte ist, dass die Familie an einem Strang zieht.

Ich habe zu Beginn auch die gesellschaftliche Komponente Ihres Meistertitels genannt.  Ein Meister seines Fachs definiert sich nicht allein über sein fachliches Können. Ein ebenso wichtiger Aspekt sind die persönlichen Anforderungen an die Person.  Als Lehrherr müssen Sie Ihren Auszubildenden ein Vorbild sein. Auch in der Gesellschaft hat der Meister eine Vorbildfunktion. Sie repräsentieren in besonderem Maße den Berufsstand und prägen das Image der Landwirtschaft. Es muss Ihnen eine Verpflichtung sein, bei all Ihrem Tun vorbildlich Werte zu achten, vorzuleben und zu vermitteln.

In Zeiten zunehmender Landflucht sind gerade Landwirte stark gefragt, sich an verschiedenen Stellen für das Gemeinwohl zu engagieren. Auch hier haben Sie sich durch Ihre Ausbildung für Führungsaufgaben auf dem Land qualifiziert. Sie können Leuchttürme auf den Dörfern werden. Ein Ausdruck des Selbstbewusstseins und der Stellung der Landwirtschaft ist dieser Festakt heute. Wir feiern zusammen mit Vertretern aus vielen Bereichen der Gesellschaft die Meisterbriefübergabe. Der zahlreiche Besuch unserer Ehrengäste ist Würdigung Ihrer Leistung und der Leistungen der heimischen Landwirtschaft für die Gesellschaft. Gerade in Unterfranken erfüllt die Landwirtschaft eine herausragende Funktion im Erhalt der Kulturlandschaft. Ob in der Rhön, in den Hassbergen, im Spessart oder entlang der Weinberge im Maintal. Überall hat die Landwirtschaft ein lebens- und liebenswertes Landschafts- und Kulturerbe mitgestaltet und sie tut das noch.

Natürlich entstehen mit den Anforderungen einer ökonomisch überlebensfähigen Landwirtschaft Spannungsfelder. Ein rationeller Einsatz von modernen Maschinen erfordert andere Flurstücksgrößen als zu Zeiten der ersten Technisierung Anfang der 50iger Jahre. Mit der intensiveren Landnutzung sind auch zunehmend Belastungen für den Naturhaushalt entstanden. Gerade in Unterfranken ist das Thema Nitrat im Grundwasser ein wichtiges Arbeitsfeld. Hier hat die Landwirtschaft in vielen Beispielen in Zusammenarbeit mit den Kommunen und Wasserzweckverbänden tragfähige Lösungen gefunden, die beiden Interessenslagen gerecht werden. Ein aktueller Beitrag der Regierung von Unterfranken zum Gewässerschutz in Verbindung mit der Wasserrahmenrichtlinie ist die Schaffung von eineinhalb Arbeitsplätzen der Wasserberater an den Ämtern für Landwirtschaft und Ernährung, um auf diesem Gebiet voran zu kommen. Ich hoffe auf viele positive Ergebnisse für alle Beteiligten.

Für die besonderen Belange der unterfränkischen Landwirtschaft konnte die Regierung von Unterfranken auf die Ausgestaltung des Kulturlandschaftsprogramms Einfluss nehmen. Einige, für die hiesigen Klimaverhältnisse sinnvolle Anpassungen wurden erreicht, wie z. B. andere Umbruchtermine für die Mulchsaat. Leider hat es für die Umsetzung 2009 nicht mehr gereicht. Im Sommer 2009 habe ich wieder begonnen, ausdrücklich die Landwirtschaft der Landkreise zu besuchen. Bei meinem Besuch der Landkreise Rhön Grabfeld und Bad Kissingen im Juli 2009 unter dem Motto: „Die Grenzen der Landwirtschaft!“ habe ich mir vor Ort ein Bild von den Entwicklungen, mit vielen positiven Ansätzen aber auch mancher Begrenzungen gemacht. Zum einen ist das die Landwirtschaft auf Grenzlagen, wo in Randbereichen Land brach fällt, und wo über die Offenhaltung der Landschaft gesprochen werden muss. Ein anderes sehr relevantes Thema sind die Emissionsabstände bei der Tierhaltung.  Ein Dauerbrenner ist das Thema der Ausgleichsflächen für den Ausgleich von Eingriffen in die Natur. Dadurch entsteht weiterer Druck auf den Pachtmarkt.  Die Probleme, die mir gezeigt wurden, nehme ich ernst. Ich schätze die Landwirtschaft als einen wesentlichen Eckpfeiler der regionalen Entwicklung. Ich werde mich für sachgerechte Lösungen auch im Sinne der aktiven Landwirtschaft einsetzen.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe frischgebackene Landwirtschaftsmeister: Trotz all der aktuellen Probleme über viele Betriebszweige hinweg bietet die Landwirtschaft sehr gute Perspektiven. Die Menschheit wächst nach wie vor und der weltweite Energieverbrauch steigt. Die aktuelle Diskussion um die Nahrungsmittelverteilung und die  Diskussion um das CO2 zeigt, dass hier auch landwirtschaftliche Lösungsansätze gewünscht und gefordert werden.
Daraus entstehen für viele Betriebe Perspektiven!

Eines muss Ihnen aber klar sein: Die Zeiten, in denen eine Investitionsentscheidung eine ganze Generation getragen hat sind vorbei! Als Unternehmer sind Sie gefordert ständig Ihre Umwelt zu beobachten und mögliche Entwicklungen und damit mögliche Märkte zu entdecken! Nicht der Große frisst den Kleinen, sondern der Schnellere oder noch besser gesagt, der Flexiblere wird erfolgreich sein! Dabei spielt auch in der Landwirtschaft zunehmend die Teamfähigkeit eine Rolle. Viele Zukunftslösungen sind in der Familie alleine nicht zu stemmen. Betriebliche Partnerschaften sind der Schlüssel, viele Potentiale zu erschließen. Als Landwirtschaftsmeister haben Sie für diese Anforderungen beste Voraussetzungen!

Am Schluss bleibt mir, den Dank an Eltern, Ausbilder, Lehrer in der Berufsschule und der Landwirtschaftsschule in Schweinfurt und die Mitglieder des Prüfungsausschusses auszusprechen.  Sie alle haben dazu beigetragen, dass Sie liebe Landwirtschaftsmeister heute Ihren Meisterbrief in den Händen halten. Ihnen, den jungen Landwirtschaftsmeistern wünsche ich für Ihren persönlichen und beruflichen Lebensweg weiterhin Mut, alles Gute, viel Glück und Erfolg. „



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