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„Wir sind noch lange nicht da, wo wir sein wollen“: Lebenshilfe-Bundesvorsitzende Ulla Schmidt besucht Nüdlinger Werkstatt

NÜDLINGEN – Viele kennen Ulla Schmidt noch aus ihrer Zeit als Gesundheitsministerin. Seit 28 Jahren gehört die gebürtige Aachenerin dem Deutschen Bundestag an. Seit sechs Jahren ist sie die Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe. Entsprechend groß war die Freude, als Schmidt am Montag letzter Woche die zur Lebenshilfe Schweinfurt gehörende Werkstatt für behinderte Menschen in Nüdlingen besucht hat.

Schmidt war mit ihrem Besuch der Einladung der Bundestagsabgeordneten Sabine Dittmar aus dem Wahlkreis Bad Kissingen gefolgt. Norbert Schaub, der stellvertretende Vorsitzende des SPD-Kreisverbands Bad Kissingen, und die stellvertretende Vorsitzende des Nüdlinger SPD-Ortsvereins, Karen Pohle, komplettierten das Polit-Quartett an diesem Tag.

Wohl fand der Besuch vor dem Hintergrund der bevorstehenden Landtagswahl statt. Das jedoch war schnell vergessen: Schaub als Bereichsleiter der zur Lebenshilfe Schweinfurt gehörenden Werkstatt in Sennfeld, Dittmar als gesundheitspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion ihrer Partei und Schmidt als Lebenshilfe-Vorsitzende erwiesen sich als Experten in Sachen „Inklusion“. Die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung im öffentlichen Raum, die bürokratischen Hürden bei der Anmeldung eines Kindes mit Behinderung in einem Regelkindergarten, die Höhe der Entlohnung von Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben: Insbesondere Julia Hofbauer und Anja Rösch, die erste und zweite Vorsitzende des Werkstattrats, nutzten die Gelegenheit, den Fachleuten Fragen zu stellen.

„Es gibt schon viele Fortschritte, aber wir sind noch lange nicht da, wo wir sein wollen“, fasste Schmidt die Diskussion zusammen. Daher halte sie es für wichtig, Menschen mit und ohne Behinderung bereits von Kindesbeinen an in möglichst allen Lebensbereichen zusammenzubringen. „Je weniger man separiert“, so Schmidt, „desto schneller versteht man, dass es normal ist, verschieden zu sein.“ Sie rief die Anwesenden dazu auf, sich auch weiterhin in der Öffentlichkeit für ihre Belange einzusetzen. „Was man sich jetzt erarbeitet, davon profitieren die, die danach kommen.“

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Vor einer Führung durch die Produktion stellte Werkstattleiter Martin Denninger die Nüdlinger Werkstatt vor. Die Einrichtung beschäftigt rund 260 Mitarbeiter mit Behinderung, die von knapp 80 Personalangestellten unterstützt und gefördert werden. Als Lohnfertiger zählt sie Auftraggeber zum Beispiel aus der Automobilindustrie, der Schmierstoff-, Kunststoff-, Dental-, Atemmess- und Brauereitechnik zu ihren Kunden. Ihr Träger, die Lebenshilfe Schweinfurt, ist mit 1.100 Mitarbeitern einer der größten Anbieter Unterfrankens in der Behindertenhilfe. Frühförderstellen, Schulen, Werkstätten, Wohnangebote, Offene Hilfen und Integrationsbetriebe: Etwa 2.700 Menschen mit Behinderung nutzen die Angebote der Lebenshilfe Schweinfurt, wie Geschäftsführer Martin Groove ausführte.

Nach der Nüdlinger Werkstatt ging es für Schmidt, Dittmar und Schaub in den Burkardus Wohnpark nach Bad Kissingen zu einer Podiumsdiskussion. Der Leiter der Seniorenwohnanlage, Ralf Grosch, freute sich davor über persönliche Glückwünsche von Schmidt. Sie überreichte ihm eine Urkunde und ein Qualitätssiegel. Der Grund: Seit einigen Wochen beschäftigt Grosch im Rahmen von „Mensch inklusive“ einen neuen Mitarbeiter. „Mensch inklusive“ ist ein von der Lebenshilfe Schweinfurt initiiertes Projekt. Es vermittelt Menschen mit Behinderung wohnortnahe Arbeitsplätze in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarkts. Schmidt würdigte Groschs Engagement. „Eine Arbeitsstelle ist ein wichtiger Faktor für das Selbstbewusstsein jedes Menschen.“

Auf den Bildern (Fotos: Reto Glemser)

Neu dabei als Unterstützer des Projekts „Mensch inklusive“ der Lebenshilfe Schweinfurt ist der Burkardus-Wohnpark in Bad Kissingen. Ulla Schmidt (3. v. r.), Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe, würdigt diese soziale Verantwortung anlässlich einer dort stattfindenden Podiumsdiskussion. Sie überreicht Ralf Grosch (2. v. r.), Leiter der Seniorenwohnanlage, eine Urkunde und ein Qualitätssiegel. Zudem freuen sich über die Auszeichnung (v. l. n. r.): Norbert Schaub, stellvertretender Vorsitzender des SPD-Kreisverbands Bad Kissingen, Peter Pratsch, Projektleiter „Mensch inklusive“, Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion und Stefan Kohlhepp (1. v. r.), Inklusionsbegleiter „Mensch inklusive“.

Qualitätsarbeit, die überzeugt: Die im Berg- und Maschinenbau eingesetzten Halteschellen für Schmierstoffgeber werden komplett im Haus gestanzt, geschweißt und verzinkt, bevor sie von Mitarbeiter Matthias Fella (1. v. l.) versandbereit verpackt werden. Besucher (2.-5. v. l.) Ulla Schmidt, Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe, Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Norbert Schaub, stellvertretender Vorsitzender des SPD-Kreisverbands Bad Kissingen, und Karen Pohle, stellvertretende Vorsitzende des Nüdlinger SPD-Ortsvereins, lassen sich von Gerd Bieber (1. v. r.), Bereichsleiter der Nüdlinger Werkstatt, die einzelnen Produktionsschritte der Halteschellen erklären.



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