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Daniel Tomitza zur Entwicklung im Fußball am Beispiel SV Euerbach/ Kützberg: „Eine abkippende Sechs hatten manche Spieler früher nach gewonnenen Partien an der Theke im Sportheim!“

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EUERBACH / GRAFENRHEINFELD – Der in Grafenrheinfeld wohnende Ex-Fußballer und -Trainer Daniel Tomitza, zuletzt beim FC Arnstein als Coach tätig, hat inzwischen einen anderen, einen kritischen Blick auf den Sport mit dem runden Lederball. Und zum sofortigen Rückzug des SV Euerbach/ Kützberg aus der Landesliga hat er natürlich auch eine eigene, eine klare Meinung.

Der heute 47-Jährige war beim damaligen VfL Euerbach als Spielertrainer tätig, als es noch um unterklassigen Fußball ging. Vor der Fusion mit dem TSV Kützberg, wonach eine Erfolgsgeschichte begann, wenn man den mehrfachen Aufstieg und Landesligaplatz vier in der Saison 2017/18 alleine betrachtet. Dagegen steht freilich: Einheimische Fußballer gab´s beim SV so gut wie keine mehr, dafür her geholte Akteure, anscheinend mit Geld gelockt, was zum Aus nun passt, da einer der Hauptsponsoren seine Zahlungen reduzieren musste.

„Ich bin im Moment emotional ziemlich verbrannt. Ich muss das erstmal alles verdauen“, sagt mit Ulli Baumann derjenige, der zuletzt zur sportlichen Leitung in Euerbach auch das Amt des Trainers übernahm, der mit beispielsweise den Schmidt-Zwillingen Christoph und Steffen, mit Christoph Saballus, Patrick Helfrich, Max Hillenbrand, Yasir Aldijawi, Osama Alawami, Christopher Lehmann, Vincent Waigand, Shaban Rugovaj oder Markus Thomann die halbe einstige U23 der Schnüdel versammelte.

Gedanken machte sich Daniel Tomitza, der sagt: „Ich könnte noch soviel schreiben, was Fußball und alles betrifft. Aber das würde sämtliche Rahmen sprengen!“ Die Entwicklung gefällt ihm überhaupt nicht. Und das hat nichts zu tun mit dem Abstieg „seines“ FC Schalke 04 in die 2. Bundesliga…

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„Dieses Szenario, das nun beim SV Euerbach/ Kützberg herrscht, ist in meinen Augen eine Folge von jahrelanger Fehler, die nicht erst seit dieser Saison erfolgt sind“, sagt Tomitza über den (Ex-)Landesligisten. „Die Fehler wurden schon beim ersten Aufstieg mit der Entlassung von Pero Skoric begonnen. Der gewisse Größenwahn nahm da schon seinen Lauf. Scheinbar sind heutzutage keine Trainer mehr gefragt, die die einfache Fußballersprache sprechen. Ich persönlich kann diese ganze Fußballsprache schon nicht mehr hören, dieses Gerede von abkippender Sechs, hochstehen, Schnittstelle, Packing, pressen, Box zu Box Spieler, auf den zweiten Ball gehen… Ich dachte immer, Fußball wird nur mit einem gespielt???? Warum kann man nicht mehr sagen, Mensch war der Ball sauber in die Gasse gespielt? Oder ist man dann nicht mehr im Wandel der Zeit? Muss denn immer für irgendwelchen Mist irgendwas erfunden werden? Dieser ganze Müll hängt mir ehrlich gesagt zum Hals raus!“

Daniel Tomitza jubelnd als Spieler

Daniel Tomitza war sieben Jahre beim VfL Euerbach, von 2002 bis 2009 als Trainer und Spieler. „Sicher war nicht immer alles von der Glückssau geküsst. Aber wir waren eine Truppe, wir waren eine Mannschaft! Da wusste jeder Zuschauer, wer welcher Spieler ist oder war. Und eine abkippende Sechs hatten manche Spieler nach gewonnenen Partien an der Theke im Sportheim! Ich war noch nie ein Trainer, der jetzt hier irgendwelche Spielzüge am Ipad oder großartig an der Tafel erklärt, das ist nicht meines gewesen, gebe ich auch offen zu. Was mir als Trainer wichtig war, dass die Jungs Spaß am Fußball haben, gerne zum Training gehen und sich auf das Spiel am Sonntag freuen. Jedem kann man es sowieso nicht recht machen, aber man kann versuchen, es als Mannschaft zu kompensieren.“

Das Problem beim SV Euerbach/Kützberg sei oder war, „dass man sich abhängig von einer Person gemacht hat“, sagt Tomitza. „Denkt man nur mal an die erste Landesliga-Saison, was wurde da für ein aufgeblähter Kader installiert… Ich bekam es ja direkt mit, da ich zu dem Zeitpunkt die Reserve übernahm. Vorneweg, Respekt habe ich vor jedem Menschen und auch Spieler, aber was sich damals oder auch heute manchmal als Landesligaspieler schimpft, puh, da frage ich mich schon nach einer gesunden Selbsteinschätzung. Manch einer stoppt den Ball weiter als er ihn schießt! Muss denn immer ein guter Spieler von namhaften Vereinen kommen? Muss er geholt werden, nur weil er mal hier und da gespielt hat? Ich glaube, auch in den unteren Klassen gibt es sehr gute Fußballer, die man integrieren kann, vor allem wenn man ihnen die Zeit gibt, sich zu entwickeln!

Aber scheinbar zählt Name oder Verein mehr. Und bei so manchem Spieler fragte man sich schon, spielt er wegen dem Kommerz oder aufgrund von Freude am Fußball beim SV Euerbach/Kützberg? Man hat sich einfach Zuviel auf die „One Man Show“ Stephan Brunner verlassen! Mir persönlich tut es sehr weh zu sehen, wohin man jetzt wieder kommt. Als ich anfing, 2002 in der A-Klasse, waren wir ein bunter Haufen, aus dem aber eine Mannschaft wurde, die über lange Zeit erfolgreich Stück für Stück bis hin zur Kreisliga zusammen blieb! Spieler wie Keidel, Spiegel, Lutz, Huntoon, Pahlke, Ruhl und und und. Es war sicher nicht immer einfach, aber wir haben aus Leidenschaft für den VfL Euerbach gespielt. Und jetzt, wo es nicht läuft, zieht sich der Sponsor zurück und sagt, er sieht keinen Sinn mehr darin. Na bravo, das ist super einfach und hinterlässt den ganze Karren denen Leuten, die seit Jahren mit Herzblut im Verein arbeiten. Ich denke da nur an Martin Keidel.“

Das Problem ist laut Tomitza, „wenn man als Geldgeber zu wenig bis keine Ahnung vom Fußball hat und sich dann noch in das Tagesgeschäft einmischt, dann wird es gefährlich. Das sieht man an vielen anderen Vereinen, wo so mancher Großsponsor einen Höhenflug bekommt und am Schluss nichts dabei rauskam, siehe Gerbrunn oder Frohnlach, um nur paar prominente Vereine zu nennen. Ich kann mich an Aussagen erinnern, als der selbsternannte Uli Hoeneß beim SV Euerbach/ Kützberg davon sprach, auf absehbarer Zeit die zweite Kraft hinter dem FC Schweinfurt 05 zu werden! Na, davon ist man nun wieder Ligawelten weit entfernt! Viele Vereine im Umkreis machen es vor, wie es auch ohne das große Geld funktioniert. Auf dem Teppich bleiben, geduldig arbeiten und an den richtigen Stellen sich verstärken. Ein bissl mehr Demut würde nicht schaden und nicht großspurig zu agieren! Hochmut kommt vor dem Fall!“

Daniel Tomitza wurde nach eigener Aussage persönlich vor drei Jahren in eine Geschichte mit reingezogen, „die mich enorm wütend zurück ließ! Als in irgendeiner Sache gegen gewisse Herren vom Zoll ermittelt wurde! Und ganz ehrlich: Das stinkt mir heute noch gewaltig! Der VfL war immer Herzensangelegenheit für mich, aber dann mich in sowas mit rein zu ziehen, nur weil ich eine Saison die 2.Mannschaft von 2015-2016 trainiert hatte, das kotzt mich heute noch an! Aber gut, das ist vorbei, aber ich werde mich sicher nicht mehr mit einem Herrn Brunner an einem Tisch setzen und Kaffee trinken! Eines muss man trotzdem auch mal loswerden, egal wer draußen als Trainer am Spielfeldrand steht, sind in erster Linie auch die Spieler auf dem Feld in der Pflicht, ihre Leistung abzurufen, und das war scheinbar gerade beim SV in letzter Zeit nicht der Fall. Das kommt als trauriger Punkt noch hinzu! Aber zuviel Masse ergibt noch keine Klasse!“

Leidenschaft, Wille, Vereinsleben oder Trainingsbeteiligung seien oftmals heute nicht mehr die Werte, die auch zum Fußball gehören. „Und da ist es egal, welche Kette gespielt wird oder wie oft im Spiel jemand sein System ändern kann oder umstellt. Diese Tugenden haben sicher viele oder auch die meisten Fußballer, aber sie werden weniger, vor allem wenn man sich mit Trainerkollegen unterhält. Ich will hier auch nicht alle Spieler oder Trainer über einen Kamm scheren, das sind einfach nur meine Gedanken und Erlebnisse. Ich für meinen Teil habe mich aus dem Fußballgeschäft verabschiedet, durch Corona hatte ich viel Zeit zum Nachdenken bekommen. Fußball war 42 Jahre mein leben, aber es gibt auch ein Leben noch neben dem Platz! Es gibt für mich persönlich nun wichtigere Dinge wie Familie, Beruf und dass es allen gut geht und wir gesund bleiben“, beendet Daniel Tomitza seinen grundsätzlichen, aber auch konkreten Gedanken zum Fußball und zu dem, was jüngst beim SV Euerbach/ Kützberg passiert ist.



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