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„Das wäre die Kirsche auf der Sahnehaube“: Der neue Schweinfurter Sportchef Björn Schlicke und seine Ziele

SCHWEINFURT – Björn Schlicke, gebürtiger Erlanger, einst Nachwuchs-Nationalspieler und wie Trainer Timo Wenzel im „Perspektivteam 2006“ eingesetzt, ist seit Anfang Januar neuer sportlicher Leiter des FC Schweinfurt 05. Der 37-Jährige spielte als Profi unter anderem bei Greuther Fürth, dem Hamburger SV und dem 1. FC Köln.

Am 16. September 2001, nur fünf Tage nach 9/11, dem Terroranschlag in New York, stand er als damals 20-Jähriger mit dem Kleeblatt auf dem Rasen des Willy-Sachs-Stadions beim Spiel der 2. Bundesliga – an der Seite von Rachid Azzouzi oder Ralph Hasenhüttl. Nach dem 0:0 waren die Schweinfurter guter Zehnter… Nun wollen sie wieder ins Profigeschäft. Björn Schlicke soll die Weichen stellen.

Herr Schlicke, was hat Sie bewogen, Greuther Fürth zu verlassen und zum FC Schweinfurt 05 zu wechseln?
Björn Schlicke: Für mich kam das eigentlich auch überraschend. Markus Wolf, den ich oftmals schon auf Tagungen getroffen hatte, rief mich an – und nach einem Smalltalk fragte er mich, ob ich mir das vorstellen könnte. Die Zielsetzung des Vereins, der sich ja inzwischen in der Regionalliga etabliert hat, hörte sich gut an.

Was genau haben Sie in Fürth nach Ihrer eigenen Karriere gemacht?
Björn Schlicke: Das beschränkte sich auf die Ausbildung bis zur U23 mit Übergang zu den Profis und Scouting-Aufgaben auch dort. Ich habe in erster Linie den Kader der U23 zusammengestellt, aber auch schon Spieler der U17 mit vorbereitet auf eine mögliche spätere Profikarriere. Irgendwann aber will man auch wieder mal aufsteigen oder um Titel mitspielen…

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Was alles fällt in ihren Tätigkeitsbereich als sportlicher Leiter in Schweinfurt?
Björn Schlicke: Erstmal einen Überblick verschaffen bei der ersten Mannschaft und den künftigen Kader zusammenstellen, um bestmöglich aufzusteigen nächste Saison. Natürlich geht es auch viel um die Jugend. Der FC 05 will wieder verstärkt auf den eigenen Nachwuchs setzen, denn leichter kommt man ja nicht zu Spielern für die erste Mannschaft.

Haben Sie denn in der Runde schon Partien der Schnüdel beobachtet?
Björn Schlicke: Seitdem ich unterschrieben habe, konnte ich jedes Spiel sehen, weil ich von Fürth freigestellt wurde. So konnte ich mir das Ganze mal zwei Monate lang aus der Ferne ansehen und hatte einen Blick von außen auf den Verein, den ich so nun künftig nicht mehr haben werde. Schon gegen Schalke im Pokal war ich noch als Beobachter da, das war schon imposant, auch weil es lange Zeit die einzige Niederlage in der Saison war. Auch in Pipinsried aber bei der ersten Ligapleite schaute ich zu und dachte mir nach dem 0:5 schon: puuuh (lacht)… Aber auch sowas kommt vor.

Vorstand, Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf ist angesichts der neun Punkte Rückstand auf Bayern München 2 und vor allem Eichstätt alles andere als zufrieden mit der bisherigen Saison. Gibt´s schon im Winter einen Umbruch im Team?
Björn Schlicke: Wir beobachten zwar den Markt und es gibt ja immer unzufriedene Spieler. Aber die Notwendigkeit, alles auf links zu drehen, ist nicht vorhanden. Ich bin noch immer von der Qualität des Kaders überzeugt, auch wenn die letzten Wochen des alten Jahres nicht so liefen, wie man sich das vorstellte. Aber auch da war nicht alles schlecht. Ich denke nur an die Führungen in Illertissen oder in Aschaffenburg mit ärgerlichen späten Ausgleichen.

Wer kam denn auf die Idee, sich schon jetzt vom nach Bayreuth wechselnden Christopher Kracun zu trennen, zweifelsfrei ein Leistungsträger im besten Fußballeralter?
Björn Schlicke: Da war ich schon involviert. Wir haben Christopher mitgeteilt, dass wir überlegen, uns auf dieser zentralen Position, das Herzstück der Mannschaft, verändern zu wollen. Anschließend hat man sich professionell voneinander getrennt, das ist aber auch schon eine alte Geschichte…

Entscheidet sich die nächsten Wochen, wer vom Kader auch nächste Saison im Boot sitzen wird?
Björn Schlicke: Die nächsten Monate und die Spiele sowie die Leistung auf dem Platz entscheiden. Wir wollen nicht nach Sympathie bewerten und lassen uns auch nicht von Ergebnissen täuschen. Es laufen ja 14 oder 15 Verträge aus. Mir wäre es am liebsten, wenn alle bleiben. Das wird aber nicht der Fall sein, genauso wie nicht 14 oder 15 neue Spieler kommen werden.

Gilt das mit dem Bewähren auch für Trainer Timo Wenzel?
Björn Schlicke: Er ist Profi genug um zu wissen, dass ich nicht schon nach einem Tag sage, er bleibt oder nicht. Auch sein Vertrag läuft aus. Die Grundvoraussetzung ist mit ihm erfüllt, weil wir einen Fußballlehrer brauchen. Ich schaue mir jetzt alles an: Die Spiele, das Training. Ich bin nah dran an der Mannschaft. Das ist eine ganz normale Geschichte. Ich bin mit Timo im ständigen Austausch.

Was ist denn noch drin in dieser Saison?
Björn Schlicke: Von Platz eins reden wir nicht mehr, aber Platz zwei, verbunden mit dem DFB-Pokal, ist schon noch das Ziel. Da geht’s um mega viel Geld. Einfach wird’s nicht, aber was ist schon einfach im Leben? Unmöglich ist es auch nicht, weil Eichstätt in der Vorrunde eher über und wir unter dem Durchschnitt gespielt haben. Auch wenn Eichstätt dazu natürlich Federn lassen muss.

Und 2019/20 erfolgt dann der große Angriff auf die 3. Liga?
Björn Schlicke: Dieses Ziel müssten wir dann vielleicht umformulieren, wenn die Würzburger Kickers aus der 3. Liga runter kommen sollten und Bayern München 2 den Aufstieg verpassen würde. Aber nächste Saison steigt der Meister direkt auf. Da ist die Chance auf die 3. Liga so groß wie schon lange nicht mehr und wäre der Anreiz entsprechend groß.

Sie haben für zweieinhalb Jahre unterschrieben. Haben Sie selbst einen Karriereplan?
Björn Schlicke: Den gibt es nicht, dafür bin ich schon zu lange im Fußballgeschäft. Da kann Sonntag alles super sein und am Mittwoch darauf steht man kurz vor dem Rauswurf. Das geht zu schnell in die eine oder andere Richtung. Also stelle ich keinen Plan auf. Wichtig ist, dass einem – unabhängig von der Liga – die Aufgabe Spaß macht und dass man Ziele hat. Wenn ich die schon alle erreicht hätte, könnte ich jetzt auf dem Sofa sitzen oder mir auf die Schultern klopfen.

Sind Sie nach Schweinfurt gezogen oder werden Sie von Mittelfranken aus pendeln?
Björn Schlicke: Ich pendle von Herzogenaurach aus. Von dort stammt meine Frau, sie hat den längeren Stecken gezogen (lacht). Klar ist das ein Aufwand, aber es ist keine Strecke von Berlin nach München. Und der FC Herzogenaurach spielt zwar nun wieder in der Landesliga, war aber für mich momentan kein Thema (lacht wieder).

Was muss bis Ende dieser Saison, was bis Ende Ihrer Vertragslaufzeit passiert sein, damit Sie zufrieden sind?
Björn Schlicke: Wenn sich die Mannschaft das Selbstvertrauen zurückholt, das sie vor der Winterpause verloren hat, wenn wir dann gut aufgestellt sind für die kommende Spielzeit und die mit einem guten Gefühl beginnen können. Platz zwei wäre natürlich die Kirsche auf der Sahnehaube. Und für 2021: 3. Liga wäre natürlich gut. Aber vielleicht haben wir da ja dann auch schon wieder ganz andere Ziele?!

Bis auf den noch verletzten Vincent Waigand waren zum Trainingsstart alle Mann an Bord. Noah Schorn, der tags zuvor seinen 20. Geburtstag feierte, erschien mit blonden Haaren und kaum wieder zu erkennen. Für Unruhe sorgen könnte das von der Tageszeitung aufgebrachte Gerücht, dass auch Philip Messingsschlager und Alexander Piller vor einer Vertragsauflösung im Winter stehen. Kommenden Samstag, den 26. Januar, 14 Uhr, testen die Schnüdel das erste Mal: Gegner im Willy-Sachs-Stadion ist der Bayernligist TSV Großbardorf.



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