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Artenreiche Wandbegrünung: Der Garten an der Fassade verbessert das Stadt- und Gebäudeklima

UNTERFRANKEN – Auf eine besondere grüne Entdeckungsreise ging es Ende Mai, am „Extremstandort Fassade“. Denn wo Städteversiegelung und stark wärmespeichernde Baukörper den Klimawandel anheizen, schwindet der Platz für Pflanzen und Tiere.

Deshalb untersucht die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Kooperation mit dem Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) die Funktion wandgebundener Fassadenbegrünung zur Verbesserung des Stadt- und Gebäudeklimas. Ziel ist es, mit klug geplanten Wandbegrünungskonzepten die Klimawirksamkeit von modernen Gebäudetechnologien effizienter zu machen und gleichzeitig einen diversen Lebensraum für Pflanzen und Tiere dort zu schaffen, wo durch die Städteverdichtung natürlicher Lebensraum verloren geht.

Lebensraum Gebäudefassade

Bisher wurden im Forschungsprojekt „Klima-Forschungs-Station“ Optik, Funktionalität, Pflegeaufwand sowie Klimawirksamkeit der Vertikalbegrünung betrachtet. In der derzeit laufenden 3-jährigen Projektphase werden mit Fokus auf Biodiversität an der Hauswand speziell ausgewählte, heimische und nicht heimische Pflanzen auf ihre Tauglichkeit für die Wandbegrünung – und ihre Wirkung auf heimische Blütenbesucher – getestet. Dafür wurden am vergangenen Dienstag vorgepflanzte, rund 60 Kilogramm schwere Vertikalmodule an der Fassade der Klima-Forschungs-Station angebracht und aufwendig verkabelt. Eigens für Wildbienen konzipierte Nistmodule und natürliche Nistmaterialien wie z. B. Totholz sollen dabei einen naturnahen Lebensraum für unterschiedlichste Insekten in luftiger Höhe schaffen. Untersucht wird dann, ob diese „Insekten-Penthouse-Wohnungen“ angenommen werden.

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Klima-Forschungs-Station: Pflanze trifft Bauwerk

Auch in den Innenstädten sind die Auswirkungen des Klimawandels immer stärker zu spüren: städtische Hitzeinseln sind die Folge. Der Grund dafür ist der hohe Anteil versiegelter Flächen und stark wärmespeichernde Baukörper, die die Wärme noch bis in die Nacht hinein abgeben. Gleichzeitig fehlt der Platz für Begrünung in den engen Straßen. Dabei sind Pflanzen und Bäume nicht nur wichtige Sauerstoffspender und Feinstaubfilter. Durch ihre Transpirationskühlung und Verschattungseffekte leisten sie vielmehr auch einen wichtigen Beitrag zur Abmilderung städtischer Hitzeinseln. An der Klima-Forschungs-Station werden unterschiedliche innovative Fassadenbauweisen und Werkstoffe in Verbindung mit Fassaden- und Dachbegrünung beforscht.

Natürliche Klimaanlage

Im Forschungsprojekt werden verschiedene, bereits auf dem Markt erhältliche Wandbegrünungssysteme mit vertikalen oder horizontalen Vegetationsflächen auf ihre Praxistauglichkeit getestet. So trägt die Fassadenbegrünung entscheidend dazu bei, dass sich der Bürger gerade in den heißen Sommermonaten wohler fühlt – im Freien, wie auch im Gebäude. „Durch ihre Verdunstungsleistung unterstützt das vertikale Grün auch das Klima im Gebäude und spart dadurch eine energieintensive Kühlung durch Klimaanlagen ein“, so Dr. Michaela Reim vom ZAE Bayern. Die klimatischen Auswirkungen, auch im Innenraum, werden im Versuchsaufbau mit verschiedenen Sensoren gemessen.

Förderung der Biodiversität in Innenstädten

Fassadenbegrünungen können jedoch nicht nur als natürliche Klimaanlage dienen, sondern auch zur Förderung der Biodiversität in Innenstädten entscheidend beitragen. “Wildbienen, von denen es deutschlandweit über 550 Arten gibt, spielen bei der Bestäubung und damit auch bei unserer Lebensmittelproduktion eine zentrale Rolle. Nur finden diese im immer mehr verdichtenden Innenstadtbereich kaum Nahrungsquellen und Lebensräume“, betonte Dr. Katja Arand, LWG-Projektleiterin. Daher wurde bei der Bepflanzung der Module nicht nur auf eine standortgerechte, sondern auch auf die bienenfreundliche Auswahl der Pflanzen geachtet.

Blütensnack für Bestäuber

Die Module wurden u. a. mit der sehr früh blühenden Strahlenanemone, ursprünglich von Bulgarien bis Kleinasien beheimatet, oder der üppig blauviolett-blühenden Katzenminze aus dem Mittelmeerraum bepflanzt. Der Einsatz von nicht heimischen Pflanzen kann hierbei den Versorgungsengpass ausgleichen. Dieser Engpass entsteht, dem Klimawandel geschuldet, im früheren Abblühen der heimischen Wildpflanzen. Durch eine angepasste Pflanzenwahl und sich damit überschneidende Blühperioden wird so das Nahrungsangebot für Bienen und andere blütenbesuchende Insekten zwischen März und Oktober gesichert.

Fotos © LWG Veitshöchheim



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