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Die längste Polonäse ohne Publikum: So war die „Fastnacht in Franken“ aus Veitshöchheim

VEITSHÖCHHEIM – Fastnacht in Franken aus den Mainfrankensälen in Veitshöchheim geht natürlich auch ohne Publikum. Klar, Markus Söder beim Laufen durch´s Publikum mal an den Haaren ziehen oder mit einem Nilpferd live und derb angehen, kann den Spaß für die Kabarettisten vergrößern. Das Bayerische Fernsehen versuchte, eine Woche vor dem Fasching das Beste aus der Situation zu machen.

Mit eigentlich zwei Stunden hätte das Publikum zuhause planen sollen. Doch aus dem Ende um 22.15 Uhr wurde dann 23.25 Uhr. Wobei man sich eine satte Dreiviertelstunde hätte sparen können. Was haben sich die Produzenten doch dabei gedacht, die ersten 45 Minuten als angebliche Probe laufen zu lassen mit Michl Müller als Regisseur, Heißmann und Rassau als Toningenieuren, Ines Procter als Putzfrau, Klaus Karl-Kraus als Hausmeister? Das war absolut fad, null witzig. Alleine Donald Trump als Ersatz für den fehlenden Sitzungspräsidenten… Gut möglich, dass da die ersten Fans enttäuscht abschalteten.

Dann freilich nahm die Kultsendung mit dem diesmal dreiköpfigen Elferrat Fahrt auf. Michl Müllers längste Polonäse der Welt („weil jeder einen Meter 50 Abstand hält!“) leitete verspätet den echten Spaß ein. Gleich danach aber wieder ein Rückfall: Über zehn Minuten Peter Kuhn als Phantom der Oper. Der seit Jahren schon überschätzte Mann von der Schwarzen Elf aus Schweinfurt mit seinen auf Anspruch gedrillten Schülerzeitungs-Reimen hat es mal wieder übertrieben.

Viel passender für die tollen Tage: Oti Schmelzer aus Oberschwappach als Zirkusdirektor mit der Ziehharmonika. „Wer heutzutage Politik versteht, der kann auch durch Null teilen!“ Sowas will man hören. Oder: In der Parteizentrale der SPD sei das Klopapier deshalb so rauh, damit auch der letzte Arsch Rot wird! Klasse, es ist (bald) Fasching – und ab der zweiten Weinschorle gewinnen solche Sprüche an Niveau. Stößchen!

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Mutmaßlich wenden sich solche Produktionen in erster Linie an die eher weitmaschig gestrickten Gemüter. Denn sonst würden beispielsweise die Dorfrocker aus Kirchaich hier keine Plattform finden. Musikalisch und textlich nur nach der sechsten Weinschorle zu ertragen. Doch zum Glück machten die drei Jungs aus den Haßbergen ja erst als Schlussact das Licht aus. Bei der Probe anfangs sind sie nur kurz zu sehen.

Dazwischen: Ein eigentlich völlig unnötiges Matrosen-Medley der Ansbacher A Capella-Formation Viva Voce. Einfache Reime, aber auf den Punkt gebracht, hatte Gerlinde Hessler dabei. Warum man früher nie an „fridaysforfuture“ hätte denken müssen und das heute auch nicht mehr tut? Sie weiß es. „Wenn´s kein Schnee zum Skifahrn gibt, dann wird halt Kunstschnee hingekippt!“

Oliver Tissots mit seiner Tuschmachine als Running Gag? Brauchbar, weil sympathisch! Klaus Karl-Kraus als Hausmeister dann auf der Bühne solo? Weit besser als beim völlig missglückten Einstiegs-Szenario! Tanzmariechen Lorena Ruthhardt aus Nürnberg? Gehört halt dazu! Dann das, was jede Sendung rettet: Der sehr kräftig gewordene Sebastian Reich mit seiner Nilpferddame Amanda. Die darf sich alle erlauben und jeden rund machen.

Die Altneihauser Feierwehrkapell’n aus der Oberpfalz schickte nur ihren Chef Norbert Neugrig. Corona-Vorsichtsmaßnahme! Der jährliche Gastspieler weiß zu provozieren: „Mein Gott, wie ist die Luft hier gut, ganz ohne der gewohnten Brut!“ Oder: „Als Oberpfälzer, der ich bin, zog´s mich noch nie zu Franken hin!“ Da buhen sogar die wenigen, ausgesuchten Gäste.

Heißmann und Rassau dann als Familie Kaltengruber – das war dann schon eher die passende Rolle für das Fürther Duo. Matthias Walz riet zur Einleitung der letzten Dreiviertelstunde: „Lasst die Finger von Verschwörungstheorien!“ Wer hat Schuld an Corona? Andreas Scheuer soll´s sein! Und Dorothe Bär. Nun ja, eher mäßig witzig und arg bemüht.

Michl Müller als Schneepflugfahrer: Gegen 23 Uhr merkt man, dass der Garitzer auch schon mal besser war. Arbeitet sich an Homeoffice, Ausgangsbeschränkungen und Distanzunterricht ab. Und an „Latex-Doro“ Bär. Läuft dann aber doch noch unter „ganz lustig“. Vor allem dank Weinschorle vier. Und mal ehrlich? Die Songs von Michl sind inzwischen echt anhörbar!

Dass Heißmann und Rassau danach mit Stamm- und Stargast Barbara Stamm auf der Bühne stehen, ist eine gelungene Würdigung dieser zweifelsfrei überparteilich beliebten Politikerin, die an selber Stelle – damals im Publikum – vor zwei Jahren unter Tränen und in blauen Kleidern aller als Landtagspräsidentin verabschiedet wurde. Dieses Jahr warfen die Dorfrocker die Zuschauer ins Bett. Mit drei Zentner weniger Niveau. Aber das „Wir singen ´Franken, Helau´ – und machen Stimmung wie Sau!“ kann man nach der sechsten Weinschorle irgendwie dann doch ertragen.

Schon am Samstagabend wird die Sendung Etat-schonend wiederholt. Laut gedrucktem Programmheft wieder über zwei Stunden. In Wirklichkeit aber werden drei plus zehn Minuten daraus.

Screenshots: www.br.de



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