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Die Schiene als starkes Rückgrat für den Tourismus: Tourismussprecher der Grünen besuchte Steigerwaldregion

GEROLZHOFEN SCHWEINFURT – Nach Ostbayern im zurückliegenden Jahr bereist der Landtagsabgeordnete Christian Zwanziger (Bündnis 90/Die Grünen) auf seiner Tourismus-Tour 2020 noch bis Ende Juli alle drei fränkischen Bezirke. Den ersten Tag seiner elftägigen Reise mit Rad, Bahn und Bus widmete der 33-jährige Sprecher für Landesentwicklung und Tourismus dem Steigerwald unter dem bewusst so gewählten Motto „Visionen: Mit der Bahn in den Nationalpark“.

Denn: Einen weiteren Nationalpark, der dann dritte in Bayern, und die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken sind langjährige Forderungen der Grünen. Vor allem die Wiederbelebung der Steigerwaldbahn sei angesichts des fortschreitenden Klimawandels „das Gebot der Stunde“, sagt der ihn begleitende Landtagskollege Paul Knoblach aus Schweinfurt laut einer Pressemitteilung der Grünen. Zwanziger nannte beim abschließenden Mediengespräch am Bahnhof in Gerolzhofen in diesem Zusammenhang: „Ziel ist die Schiene als starkes Rückgrat auch für den Tourismus“, dem Kernthema seiner Tour durchs Frankenland.

Der Abgeordnete aus Erlangen war dementsprechend mit dem Zug bis Zeil angereist und nach einer Übernachtung auf einem Trekking-Platz bei Geusfeld mit seinem Fahrrad weiter zum 2016 eröffneten Baumwipfelpfad bei Ebrach gefahren. Dort traf er auf die Tagestour-Begleiter, neben Knoblach einige Aktive des Freundeskreises Nationalpark und vom Bund Naturschutz Schweinfurt, auch sie alle hoch zu Rad. Weitere Stationen waren Ebrach selbst, das Steigerwald-Zentrum in Handthal und Gerolzhofen.

Die teils miserable ÖPNV-Anbindung und die vielen unterschiedlichen Interessen und Verantwortlichkeiten (zwei Bezirke mit drei tangierten Landkreisen) wurden von verschiedenen Akteuren vor Ort immer wieder als die Kernprobleme im ober-/unterfränkischen Grenzgebiet identifiziert. Den Baumwipfelpfad auf den Höhen des oberfränkischen Ebrach beispielsweise fährt aus Richtung Bamberg dreimal am Tag ein Linienbus an, aus Richtung Unterfranken aber ist Ebbe mit der Folge, dass die Besucher aufs Auto angewiesen sind.

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Auch Handthal ist vom öffentlichen Nahverkehr derzeit noch abgehängt. Wer den unterfränkischen Genußort aufsucht, kommt mit dem Rad – oder dem Auto. Mit einem Nationalpark wäre dieses Thema schnell erledigt. Als Beispiele wurden die umweltfreundlichen ÖPNV-Verbindungen in den Nationalparks Bayerischer Wald und Kellerwald (Hessen) genannt, wovon wiederum die dort lebenden Menschen profitierten.

Da ein Nationalpark derzeit aber eben noch Vision ist, regten Knoblach und Zwanziger als Zwischenlösung ein touristisches Gesamtkonzept an. „Mehr Kooperation statt Konkurrenz“, sagte der grüne Tourismussprecher. Mitspieler könnten/sollten darin auch die unterfränkische Mainschleife und die Städte Bamberg, Schweinfurt bis hin nach Würzburg sein, wo die Existenz des Baumwipfelpfads vielen unbekannt sein dürfte. „Im Tourismus wird die Bedeutung der Tagegäste oft total unterschätzt“, erläuterte Zwanziger hierzu. Ein Bahnanschluss und eine gute Vernetzung von Schiene und Bus beispielsweise ab Gerolzhofen täten ein Übriges.

Moderieren müsste das alles der Freistaat, von dem Zwanziger in dieser Frage ein „klares politisches Bekenntnis“ forderte. Auch Ebrachs zweiter Bürgermeister Jürgen Ulrich (Freie Wähler) glaubt, dass nur ein Koordinator von außen die vielen Einzelinteressen unter einen Hut bringt.

Über den von den Bayerischen Staatsforsten betriebenen Baumwipfelpfad hatten am Vormittag die Leiterin Barbara Ernwein und Bernd Vetter (Staatsforsten Regensburg) informiert. Rund 140.000 Besucher nahmen 2019 den Pfad mit 42 Metern als höchstem Punkt unter die Füße. Die Gäste kommen aus ganz Deutschland, viele aber auch aus der fränkischen Region. Corona-bedingt sind die Zahlen heuer wenig überraschend rückläufig.

Spannende Einblicke in die Welt der „wilden Buchenwälder“ gibt seit 2018 eine Ausstellung (freier Eintritt) in der Tourist-Info Ebrach. Günther Oltsch vom Projektträger, dem Förderverein Naturerbe Buchenwälder, und zweiter Bürgermeister Ulrich erläuterten die sehenswerte Schau, die 2019 rund 5.000 Besucher zählte. Die meisten hatten zuvor den Baumwipfelpfad besucht, ein Mitnahmeeffekt also. Bei übergreifender Werbung könnten es mehr sein, hieß es.

Das gilt auch für das 2014 eröffnete Steigerwald-Zentrum in Handthal, vom Baumwipfelpfad bei Ebrach zu Fuß oder per Rad auf Waldwegen gut erreichbar. Die Nachhaltigkeit erlebbar machen am Beispiel der Waldbewirtschaftung und Holzverwendung ist Philosophie des aus Holz gebauten Zentrums, die Oskar Ebert (Trägerverein), Stephan Thierfelder (Amt für Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt) und der forstliche Leiter Andreas Leyrer erläuterten. Über 30.000 Menschen besuchen im Schnitt jährlich das Zentrum, nehmen an Waldführungen teil oder erfahren selbstständig etwa auf Thema-Pfaden sehr viel über Wald und Klimawandel.

In Gerolzhofen schließlich begrüßte Geo-Net-Stadtrat und weiterer stellvertretender Landrat Thomas Vizl die grünen Gäste. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die auch von ihm jahrzehntelang betriebene Wiederbelebung der Bahnstrecke gelingt. „Bus und Schiene gut verzahnt, das ist die Zukunft“, sagte Zwanziger. Danach ging es mit dem Fahrrad nach Schweinfurt, wo er mit der Regionalbahn über Bamberg nach Erlangen zurückfuhr. In Unterfranken stehen im Rahmen seiner Tourismus-Tour noch je ein Tag in Würzburg und in der Rhön auf dem Plan.

Auf den Fotos:

Am Bahnhof in Gerolzhofen zeigte sich Geo-Net Stadtrat und weiterer stellvertretender Landrat Thomas Vizl hinsichtlich der Wiederbelebung der Steigerwaldbahn zuversichtlich. Im Bild von links Paul Knoblach (MdL/GRÜNE, Schweinfurt), Thomas Vizl, Christian Zwanziger (MdL/GRÜNE, Erlangen) und Florian Tully (Verein Nationalpark Steigerwald).
Fotograf: Hannes Helferich

Ihr Geschick zeigten die Grünen Landtagsabgeordneten Paul Knoblach (Schweinfurt, vorne) und Christian Zwanziger (Erlangen) auf dem Baumwipfelpfad bei Ebrach.
Fotograf: Hannes Helferich



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