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Menschen – Kenntnis? Johann Caspar Lavaters „Physiognomische Fragmente“ als neue Ausstellung im Museum Otto Schäfer

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SCHWEINFURT – Wie werde ich wahrgenommen? Was denken andere über mich? Ist mein Äußeres ansprechend? – Dabei handelt es sich um zentrale Fragen, die sich die Menschen seit langem Stellen und die nicht zuletzt in den Sozialen Medien jüngst eine ganz neue Qualität erfahren. Äußere Merkmale führten aber seit jeher genauso zu Ausgrenzungen wie etwa Rassismus.

Diesem tagesaktuellen Themenkomplex nähert sich das Museum Otto Schäfer nun in seiner neuen bis 6. Februar 2022 andauernden Ausstellung anhand eines historischen Stoffes: Den 1775 erschienenen „Physiognomischen Fragmenten“ von Johann Caspar Lavater (1741-1801). Der Schweizer Pfarrer, Philosoph und Schriftsteller verstand unter der Physiognomik „die Fertigkeit durch das Aeußerliche eines Menschen sein Innres zu erkennen; […] Im engeren Verstand ist Physiognomie die Gesichtsbildung, und Physiognomik Kenntniß der Gesichtszüge und ihrer Bedeutung.“ Lavater meinte also rein am Gesicht Charaktereigenschaften und Temperamente zu erkennen und letztlich sogar einzelne moralische Vorstellungen sowie den Intellekt eines Menschen beurteilen zu können.

Ein Hilfsmittel war ihm dafür die Silhouette – ein Schattenriss des Kopfes. Diese Bildnisse entwickelten sich im späteren 18. Jahrhundert regelrecht zu einer Mode, genauso wie sich in Gesellschaft gegenseitig zu physiognomieren. Dennoch blieben Lavaters Theorien schon damals nicht unangefochten und wurden unter Größen wie Johann Wolfgang von Goethe oder Alexander von Humboldt lebhaft diskutiert. Der fehlinterpretierte Fall eines hingerichteten Mehrfachmörders oder satirische Romane weisen die zeitgenössische Kritik an Lavaters Menschen-Erkenntnissen auf; und sollen in der Ausstellung auch heute zum reflektieren über Stereotypen anregen!

Neue Ausstellung im Museum Otto Schäfer
Menschen – Kenntnis?
Johann Caspar Lavaters „Physiognomische Fragmente“
19. September 2021 – 6. Februar 2022

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Begleitprogramm zur Ausstellung

Sa., 6. November, 14.30 Uhr
Workshop in den Herbstferien für Kinder und Jugendliche (ab 8 Jahre)
mit Annette Albert spüren wir ganz praktisch orientiert Lavaters Theorien nach. Kann man jemand wirklich etwas „an der Nase ablesen“? Oder denken wir da in Vorurteilen? Wir silhouettieren uns wie im 18. Jahrhundert gegenseitig und finden es heraus!
Materialkosten: 4,00 EUR
Voranmeldung: info@museumottoschaefer.de / Tel.: 09721 387097-0

Do., 6. Januar, 17.00 Uhr
Kuratorenführung durch die Ausstellung mit Jan Soldin
Eintritt: 5,00 EUR
Voranmeldung: info@museumottoschaefer.de / Tel.: 09721 387097-0

So., 6. Februar 18.00 Uhr
Vortrag „Perfektion und Abweichung: Die Vermessung des Gesichts von della Porta bis Lavater“ von Prof. Dr. Eckhard Leuschner
Wie sieht das ideale Menschengesicht aus? Der Leiter des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Würzburg forscht seit vielen Jahren auch zum Thema der Maßfigur und Proportion; ein Komplex der sich von der Antike bis zu heutigen Schönheitsidealen zieht. Zuletzt erschien Leuschners Monographie „Maßfiguren: Körpernormen und Menschenbild in Kunst- und Architekturtheorie des 20. Jahrhunderts“ im Imhof-Verlag und bereits 2012 entstand dort unter seiner Herausgeberschaft das Werk „Figura umana: Normkonzepte der Menschendarstellung in der italienischen Kunst 1919-1939“. Seine Sie gespannt auf spannende Einblicke in die Kunsttheorie hinter der Schönheit!
Eintritt: 6,00 EUR
Voranmeldung: info@museumottoschaefer.de / Tel.: 09721 387097-0

Auf den Bildern:

Aufbau zur Erstellung von Schattensilhouetten, auf denen ein Großteil von Lavaters Theorien basiert.
Rudolf Schellenberg, Apparatur zur Herstellung eines Schattenrisses, nach der Erfindung von Etienne Silhouette, Kupferstich, Tafel aus Johann Caspar Lavater, Essai sur la physiognomonie, destiné à faire connoître l’homme & à le faire aimer, Bd. 2, La Haye 1783.

“Bemerkt den Elephantenschädel – Stirnen von diesem Umrisse nicht zwar scharfe, tiefe Denker – aber heller, vielfassender, gedächtnisreicher, offener, witziger Köpfe“ (Lavater im XIV. Fragment „Menschenschädel“)
Unbekannter Künstler, zwei Elefantenköpfe und passende menschliche Silhouette im Profil zum Stirnvergleich, Kupferstich, Tafel aus Johann Caspar Lavater, Physiognomische Fragmente, Bd. 2, 1776.

Fehleinschätzung: Heinrich Julius Rüttgerodt schätzte Lavater als „drollig“, „boshaft witzreich“ und als das „grösste, schöpferischte Urgenie“ ein. Dabei handelte es sich um einen verurteilten Mehrfachmörder, den Lavater als solchen nicht erkannte.
Unbekannter Künstler, Rutgerodt [Heinrich Julius Rüttgerodt], Silhouette und Porträt im Profil, Kupferstich, Tafel aus Johann Caspar Lavater, Physiognomische Fragmente, Tafel-Bd. 2, 1776.

Fotos: Museum Otto Schäfer / Jan Soldin



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