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Neue Wahrheit? Kleine Wunder! Die frühen Jahre der Fotografie ab 19. September im Museum Georg Schäfer

SCHWEINFURT – Neue Wahrheit? Kleine Wunder! Die frühen Jahre der Fotografie sind unter diesem Titel vom 19. September 2021 bis 09. Januar 2022 im Museum Georg Schäfer bei der nächsten großen Ausstellung zu sehen.

Wie alles begann: Diese große Ausstellung zeigt die Vor- und Frühgeschichte der Fotografie anhand von mehr als 250 ausgewählten Exponaten. An Schnappschüsse, wie sie die heutige Gesellschaft im Zeitalter des Smartphones zu tausenden macht, war noch nicht zu denken. Eine Fotografie war nicht nur in der Herstellung zeitaufwendig, sie musste auch gut vorbereitet sein. Daher wurde sie als Sieg des menschlichen Intellekts über die Kräfte der Natur zelebriert.

Die Naturtreue war die neue Wahrheit. Das erste praktikable Verfahren zur Herstellung von Fotos entwickelte Louis Daguerre (1787-1851) 1839 mit der nach ihm benannten „Daguerreotypie“. Sie gilt auch heute noch als das ästhetisch vollkommenste Stadium der Fotografiegeschichte. Die Entdeckung einer Porträt-Daguerreoypie Mitte der 1970er Jahre in England begründete die Anfänge einer großen Privatsammlung. Nun soll dieser umfangreiche und sowohl technisch als auch künstlerisch wertvolle Bestand das erste Mal in seiner Fülle ausgestellt werden.

Die gezeigten Meisterwerke, die die ganze Bandbreite der frühen Fotografie aufzeigen, erregen inzwischen auch internationale Aufmerksamkeit. Sie spiegeln nicht nur die Gesellschaft ihrer Zeit wider, sondern verkörpern auch die technischen Vorläufer des 19. Jahrhunderts.

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Die Ausstellung gliedert sich in elf Sektionen und beleuchtet alle wesentlichen Aspekte dieser epochemachenden Erfindung. Beginnend mit der Vorgeschichte werden im ersten Raum neben einer originalen Camera obscura und anderen optischen Spielereien, etwa einem Kaleidoskop, auch Kulissenbilder präsentiert, die bereits im 18. Jahrhundert die Sehnsucht nach neuen Bildern gestillt haben.

Dem Erfinder der Fotografie, Louis Daguerre, wird ein eigener Raum gewidmet. Ein erster Höhepunkt und Blickfang der Ausstellung ist ein großformatiges Landschaftsgemälde, das der gelernte Theatermaler 1834 auf dem Pariser Salon ausstellte. Darüber hinaus unterstreichen unzählige zeitgenössische Dokumente und Publikationen die herausragende Bedeutung der Erfindung des Jahres 1839. In einem separaten Filmraum wird Daguerres vielfältiges Schaffen, etwa seine Dioramen, von denen heute nur noch eins existiert, vorgestellt.

Ein Überblick über die Porträtfotografie der frühen Jahre lässt sich in einem weiteren Raum gewinnen. Dort werden nicht nur Daguerreotypien aus Frankreich gezeigt, sondern auch aus Deutschland, den USA und England. In effektvoll beleuchteten Wandvitrinen sind die besten Stücke der Privatsammlung inszeniert. Bereichert wird diese Präsentation durch zwei Schauvitrinen mit verschiedenen Schmuckstücken, die kleine Daguerreotypien enthalten sowie eine originale Daguerreotypie-Kamera aus dem Jahr 1840.

In der Ausstellung dienen außerdem hin und wieder sogenannte Blow-Ups –überdimensionale Abzüge der Fotografien – als Blickfang. Sie verdeutlichen, wie gestochen scharf dieses Bildmedium schon damals war. So kann der Besucher beispielsweise in eine Fotografie eintauchen, die den Titusbogen in Rom zeigt.

Dass die Fotografie nicht nur Begeisterungsstürme auslöste, belegen zeitgenössische Karikaturen; denn die Anfänge der Porträtfotografie mit ihren endlos langen Belichtungszeiten und martialischen Kopfhalterungen wurde schnell mit gehörigemHumor und Hohn kommentiert. Einige der bekanntesten Karikaturen der Zeit können im Original betrachtet werden.

Einen ganz anderen Blick gewährt der Raum, der der Stereofotografie gewidmet ist. Kameras mit zwei Objektiven ermöglichten es, die physiologischen Eigenschaften des menschlichen Sehens nachzubilden. Eigens dafür konzipierte Stereobetrachter, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind, ließen die Fotografien dreidimensional erscheinen. Neben dieser technischen Neuerung entwickelte sich auch die Aktfotografie – ein Bildmedium zwischen Zensur und der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten und künstlerischer Freiheit.

Ferner beleuchtet die Ausstellung auch die verschiedenen Fotografie-Erfindungen, die es ermöglichten, Bilder durch das Negativ-Positiv-Verfahren zu vervielfältigen. Einer der Pioniere war der Brite William H. F. Talbot, der die Fotografie auf Papier vorantrieb. Arbeiten seiner ersten Versuche werden denen seiner französischen Kollegen gegenübergestellt.

Ein weiteres Highlight der einmaligen Schau stellt eine sogenannte Ambrotypie im Mammutformat dar. Das 50 mal 50 Zentimeter große Glasnegativ zeigt die gotische Kathedrale St. Mungo aus Glasgow und ist wohl eines der größten ihrer Art und besitzt somit Seltenheitswert.

Im vorletzten Abschnitt der Ausstellung wird die Reiselust geweckt. Mit dem beginnenden Massentourismus ab der Mitte des 19. Jahrhunderts avancierte auch die Fotografie zu einem der beliebtesten Bildmedien, mit dem man nun schneller historische Monumente wie ägyptische Tempel und Pariser Sehenswürdigkeiten festhalten konnte, als es Malerei und Zeichenkunst vermochten.

Weit über das Hilfsmittel für Kunst und Wissenschaft hinaus diente die Fotografie auch der Sozialkritik. So stehen spannungsreich Bettler und Schuhputzer aus Streetlife in London von John Thomson dem „Who is Who“ aus der Galerie Contemporaingegenüber, unter ihnen Victor Hugo und Eugène Delacroix.

Damit schließt diese Ausstellung eine museumspädagogische Lücke in der Sammlung Georg Schäfer, die zwar Portraits präsentiert, aber die Kunst der Fotografie ausklammert.

Begleitprogramm zur Ausstellung (Auswahl)

So., 19.09.2021, 11 Uhr und 14 Uhr
Neue Wahrheit. Kleine Wunder
Kuratoren- und Sammlerführung mit Dr. Hans Gummersbach
Teilnahmegebühr 2,50 € zzgl. Eintritt

Sa., 02.10./09.10./16.10./23.10.2021, jeweils 10 – 12 Uhr
Kunst Club für Kinder ab 8 Jahren mit Rebecca Mönch M.A.

ZUR SONDERAUSSTELLUNG Kleine Wunder. Die frühen Jahre der Photographie.

Passend zur Sonderausstellung wird mit dem Medium der Fotografie experimentiert. Die Teilnahme ist frei, die Kosten werden von der Dr.-Georg-Schäfer-Jugendstiftung übernommen.

Sa., 30.10.2021, 10.30 – 14 Uhr
Malen und Zeichnen im Museum mit Anne Hess
Das Foto als Quelle der Inspiration: Eine Auswahl an Fotovorlagen steht als Grundlage für das eigene Bild zur Verfügung, um über das Abbild hinaus mit verschiedenen grafischen oder malerischen Techniken zum eigenständigen persönlichen Werk zu gelangen. Experimentell zu arbeiten ist ebenso möglich wie genaues und planvolles Vorgehen.
Teilnehmer ab 14 Jahre und Erwachsene, für Anfänger, Neugierige und Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet. Während der Pause kann das Kunstbuchcafé Pictura besucht werden.
Teilnahmegebühr 12 € incl. Eintritt und Material

Do., 04.11.2021, 10.30 – 13 Uhr
Herbstferien-Workshop mit Christine Friedrich-Weiß
Bitte lächeln – Wir bauen einen kleinen Fotoapparat: In der Sonderausstellung Neue Wahrheit.
Kleine Wunder. Die frühen Jahre der Photographie betrachten wir alte Fotografien. Damals waren die Fotoapparate noch riesengroß – und heute? Bildbetrachtung und Workshop für Kinder von 6 bis 12 Jahren mit Christine Friedrich-Weiß
Teilnahmegebühr 5,00 €

Di., 16.11.2021, 18.30 Uhr
Reisefotografie: Themenführung durch die Sonderausstellung Neue Wahrheit. Kleine Wunder mit Robert Seegert M.A.
Teilnahmegebühr 2,50 € zzgl. Eintritt
Anmeldung unter 09721 51 4825

Mehr auf: www.museumgeorgschaefer.de

Neue Wahrheit? Kleine Wunder!
Die frühen Jahre der Fotografie
19. September 2021 bis 09. Januar 2022
Eintrittspreise:
11 €, ermäßigt 9 €

Öffnungszeiten: Di 10 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr
An jedem ersten Dienstag im Monat freier Eintritt für das gesamte Haus.
Museum Georg Schäfer
Brückenstraße 20, 97421 Schweinfurt
Tel.: +49 (0)9721 – 51 4825
Email: mgs@schweinfurt.de,
www.museumgeorgschaefer.de

Auf den Fotos:

* altperspektive mit der Innenansicht des Crystal Palace der Londoner Weltausstellung von 1851, zehn kolorierte Lithografien, 1851,
Private Sammlung
© Collection H. G.

* Honoré Daumier: Nouveau Procédé / Neues Verfahren, Karikatur in der Zeitschrift Le Charivari, 1856, Lithografie, Private Sammlung
© Collection H. G.

* Bruno Braquhais: Odaliske, um 1855, kolorierte Stereo-Daguerreotypie, Private Sammlung
© Collection H. G.

* Pierre Amand Leford: Polyorama Panoptique, um 1850, Private Sammlung
© Collection H. G.

* Nadar: La photographie fait des progrès étonnants / Die Fotografie macht erstaunliche Fortschritte, Karikatur aus dem Journal pour Rire, 1854, Private Sammlung
© Collection H. G.

* Blick durch ein Zograskop, um 1800, auf ein Guckkastenblatt mit der Ansicht des Hafens von Rotterdam, um 1780, Private Sammlung
© Collection H. G



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