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„Prachtvoll illuminiert – Das Handkolorit in der Druckgraphik“: Sonderausstellung im Museum Georg Schäfer

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SCHWEINFURT – Das Museum Georg Schäfer zeigt vom 13. Mai bis 15. august die Sonderausstellung „Prachtvoll illuminiert – Das Handkolorit in der Druckgraphik“.

Wenn Du es nur sehen könntest – schrieb Goethe 1782 an Charlotte von Stein und bewunderte dabei einen „köstlich illuminirten“ Kupferstich. Was war damit gemeint?

Die Ausstellung bietet die einzigartige Möglichkeit, anhand einer Auswahl besonders prachtvoll kolorierter Werke einen vergessenen Bereich der Kunst wiederzuentdecken und zugleich die Rolle der Farbe in der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts neu zu bewerten. Seit der Antike wurden Blätter, Buchseiten und später auch Einzelgraphiken mit feinem Pinsel illuminiert.

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Der Versuch, diese zeitraubende Technik durch Farbdrucke zu ersetzen, scheiterte u. a. an der hohen Farbqualität des Handkolorits. Erst mit dem Aufkommen der mehrfarbig gedruckten Chromolithographien endete um 1870 eine Tradition, welche in der Druckgraphik über 400 Jahre lang währte.

Zu Beginn ihrer spannenden Geschichte umfasste das Illuminieren lediglich die Ausgestaltung der Anfangsbuchstaben (Initialen), die ornamentale und szenische Illustration von Texten sowie die Darstellung von Tieren und Heilpflanzen. Auftraggeber waren vor allem Kirchen und Fürsten, aber auch wissenschaftliche Korporationen. Später eroberte es sich weitere Gebiete und erreichte als dekorative Graphik via England und Frankreich auch das wohlhabende bürgerliche Publikum. Als „Zimmerverzierung“ hinter Glas und Rahmen entstanden Werke, die mit Gemälden konkurrieren sollten.

In der Forschung erfolgte bislang keine Würdigung dieser Technik als eigenständige Kunstform. Dazu trug unter anderem die lange bestehende Vorstellung bei, dass das Illuminieren entlang der graphischen Vorgabe der Stecher erfolgte und damit lediglich ein „Ausmalen“ von Flächen gewesen sei. Eine Verwechslung gab es auch mit dem seit dem 15. Jahrhundert angewandten Schablonenkolorit, das oft nachträglich mit dem Pinsel verfeinert wurde.

Dagegen überraschten bereits im 16. Jahrhundert entstandene Arbeiten mit teils recht flott aufgepinselten Aquarell- und Gouachefarben, welche ab und zu über die vom Stecher vorgegebene Kontur der Figuren hinausragen. Damit stellten sie eine erstaunliche Befreiung aus den Grenzen der zugrundeliegenden Graphik dar. Während der Dürer-Rezeption des Manierismus erfuhr das Handkolorit im sogenannten Fürstenkolorit einen ersten neuen Höhepunkt. Echtgold und Silber wurden dabei auf das Papier übertragen. Ende des 17. Jahrhunderts griffen die Koloristen zu dünnen Pinseln und Lupen, um beispielsweise für wissenschaftliche Werke im Bereich der Botanik zarte Blüten, kleine Knospen und Blätter in Farbe zu fassen.

Ihren gestalterischen Höhepunkt fand die Illuminierung schließlich im 18. und 19. Jahr-hundert. So warben Verlage in diesem Zeitraum damit, Spezialisten von weit her geholt zu haben. Für herausragende Werke mussten hohe Preise bezahlt werden. Längst wurde die Illuminierung unter ästhetischen Aspekten gewürdigt; „Farbe-Belustigung“ war wichtiger als Naturwahrheit. Die sogenannte Dekorative Graphik umfasste naturhistorische Motive ebenso wie Militaria, Modedarstellungen und Karikaturen.

Illuminieren war en vogue. Liebhaber und Dilettanten belegten nun Kurse, um selbst das Kolorieren zu erlernen. Für den Eintrag in Haus- und Freundschaftsalben des Biedermeier, doch vor allem für die Souveniralben der Reisenden kamen auch Einzelgraphiken zum Einkleben auf den Markt. Selbst die Jugendlichen sollten in Lehrbüchern durch kolorierte Bilder „ergötzt“ werden. Diese Freude am Kolorit ist auch dem Brief Goethes von 1782 anzumerken: Ein köstlich illuminirt Kupfer nach Raphael hab ich bey dem Herzog gesehn. Durch diese obgleich immer sehr unvollkommne Nachbildung sind mir wieder ganz neue Gedancken aufgeschlossen worden. Wenn du es nur sehen könntest.

Unser Vorhaben verfolgt das Ziel, anhand von über zweihundert für die Entwicklung des Handkolorits wichtigen Werken die weltweit erste Übersichtsschau zu diesem Thema zu bieten. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Privatsammlung Frank, Stuttgart, und dem Museum Otto Schäfer, Schweinfurt; ergänzt wird sie durch kostbare Leihgaben der Staatsbibliothek Bamberg und den Kunstsammlungen der Veste Coburg.

Im Hirmer Verlag München erscheint ein prachtvoll bebilderter Katalog (ca. 39,90 €).

Kurator: Dr. Wolf Eiermann, Volontär: David Grube M.A.

Eintritt: 7 €, ermäßigt: 5 €

ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG: 12. Mai, 15 Uhr

Gastredner:

– Prof. Dr. Eckhard Leuschner, Julius-Maximilians-Universität, Würzburg

– Georg Drescher, Museum Otto Schäfer, Schweinfurt

Begleitprogramm

So., 13.05.
Internationaler Museumstag und Muttertag im MGS
Ermäßigter Eintritt 6,00 €, Eintritt für Kinder kostenlos

Familienprogramm: 14 Uhr, Familienführung mit Rebecca Mönch
Wir betrachten Familien in der Kunst. Im Anschluss besteht die Möglichkeit für Kinder und Erwachsene, ein gemeinsames Familienporträt zu gestalten.

So., 20.05., 11 Uhr
Matinee: Sonne in den Bildern
Mit Waltraud Rambach

So., 20.05., 14 Uhr
Als die Farbe zu leuchten begann
Mit Karla Wiedorfer

Do., 24.05., 19 Uhr
…ein neuer Zweig der schönen Künste
Mit Karla Wiedorfer

Di., 05.06., 14 Uhr
Kuratorenführung mit Dr. Wolf Eiermann durch die Ausstellung „Prachtvoll illuminirt“

So, 24.06, 11 Uhr
Vortrag: Die Entdeckung der Welt am Wegesrand – Gherardo Cibo, oder welche Farben passten für Tiere und Pflanzen?
Dr. Claudia Steinhardt-Hirsch, Zentralinstitut für Kunstgeschichte

So., 15.07., 11 Uhr
Kuratorenführung mit Dr. Wolf Eiermann durch die Ausstellung „Prachtvoll illuminirt“

Für Kinder:

So., 20.05., 14 Uhr
KUNST FÜR KINDER: Illuminieren nach der Natur
Mit Waltraud Rambach

Mi., 23.05./Do., 24.05., 10.30-12.00 Uhr
Pfingstferien-Workshop „Freude an der Farbe“
Mit Christine Friedrich-Weiß
Wir besuchen die Sonderausstellung Prachtvoll illuminiert und schauen, wie es die großen Künstler machen. Danach lernen wir die Schabloniertechnik mit Positiv- und Negativformen kennen und kolorieren mit vielen bunten Farben.
Die beiden Termine bauen aufeinander auf, können aber auch getrennt voneinander gebucht werden.
Eine Veranstaltung für Kinder im Alter von 6-12 Jahren,
um Anmeldung wird gebeten (begrenzte Teilnehmerzahl), Tel.: 09721 51 4825.
Kosten pro Tag: 3,50 € (Material inklusive)

So., 10.06., 14 Uhr
KUNST FÜR KINDER: Viele Farben machen froh
Mit Christine Friedrich-Weiß
In der Sonderausstellung „Prachtvoll illuminirt“ bestaunen wir die prachtvollen Kolorierungen und lassen uns von ihnen verzaubern. Inspiriert davon betätigen wir uns als Maler im MUPÄD-Raum.

So., 24.06., 14 Uhr
KUNST FÜR KINDER: Die Schönheit der Natur entdecken
Mit Susanne Krumm
Wir nehmen Pflanzen, Blumen wahr und zeichnen sie realistisch und dann vereinfacht nach.

So., 08.07., 14 Uhr
KUNST FÜR KINDER: Experimente mit Buchstaben
Mit Susanne Krumm
Experimentiere mit deinen Buchstaben, welche Verzierungen kannst du für deinen Buchstaben im Namen finden.

So., 15.07. und So., 29.07., jeweils 14 Uhr
KUNST FÜR KINDER: Blick auf den Main
Mit Anne Hess
Wir suchen unseren Bildausschnitt und zeichnen mit Kohle- und Rötelstiften.
Eltern, Großgeschwister und Großeltern sind herzlich eingeladen, am Kurs teilzunehmen. (Kosten für Groß und Klein jeweils 3,10 €)

So., 22.07., 14 Uhr
KUNST FÜR KINDER: Aus Eins mach Zwei
Mit Christine Friedrich-Weiß
Bildbetrachtung in der Sonderausstellung „Prachtvoll illuminirt“ mit besonderem Blick auf die Drucke. Wir stellen Positiv-und Negativ-Schablonen her und arbeiten damit

Siehe auch: www.museumgeorgschaefer.de

Museum Georg Schäfer
Brückenstraße 20, 97421 Schweinfurt
Tel: +49 (0)9721 – 51 4820
E-mail: mgs@schweinfurt.de

Auf den Bildern:

1
Die Martinswand bei Innsbruck, altaquarellierte Aquatinta, Josef Schönherr, 1832, Sammlung Frank, Stuttgart.

2
Korallenregen (Colvillea racemosa), altaquarellierter Kupferstich nach Prof. Wenceslas Bojer, Mauritius, aus: Curtis´ Botanical Magazine, 1834, Sammlung Frank, Stuttgart

3
Muskelskelett, altaquarellierte Lithographie, Antonio Serantoni, aus: Paolo Mascagni, Prodromo della grande anatomia, Mailand 1821, Sammlung Frank, Stuttgart.

4
L´Adoption, gouachierte Kreidelithographie mit Kolorierungsanweisungen von Edouard Bouvenne, Honoré Daumier, 1841, Sammlung Frank, Stuttgart.

5
Choir of the Cathedral of Beauvais, altaquarellierte und goldgehöhte Aquatinta, Charles Wild, aus: Foreign Cathedrals, comprising the Choicest Specimen of Ecclesiastical Architecture of the Middle Ages, chiefly in France, London 1831, Sammlung Frank, Stuttgart.

6
Lahnstein, altgouachierte Umrissradierung, nach Anton Radl, 1813, koloriert um 1820 von Anton oder Georg Balzer, Sammlung Frank, Stuttgart.

7
Verlobung Mariens, aquarellierter und gouachierter Holzschnitt, Albrecht Dürer, um 1504, koloriert um 1600, Museum Otto Schäfer, Schweinfurt

8
Christus begegnet dem Hauptmann von Kapernaum, altaquarellierter und -gouachierter Kupferstich, Nicolaes de Bruyn, 1603, koloriert von Hans Thomas Fischer 1678, Kunstsammlungen der Veste Coburg

Museum Georg Schäfer Schweinfurt
Sonderausstellung:
Prachtvoll illuminirt
Das Handkolorit in der Druckgraphik (1493-1870)
13.05.2018 bis 15.08.2018

Unbekannter Künstler: Korallenregen (Colvillea racemosa)
alt- und teilaquarellierter Kupferstich nach Prof. Wenceslas Bojer, Mauritius,
aus: Curtis´ Botanical Magazine, Bd. 61, Abb. 3325, Glazenwood 1834
Sammlung Frank, Stuttgart

Eintrittspreise: 7,- Euro, ermäßigt 5,- Euro

Öffnungszeiten: Di – So 10 – 17 Uhr, Do bis 21 Uhr
An jedem ersten Dienstag im Monat freier Eintritt in das gesamte Haus.

Museum Georg Schäfer
Brückenstraße 20, 97421 Schweinfurt
Tel: +49 (0)9721 – 51 4820
E-mail: mgs@schweinfurt.de, www.museumgeorgschaefer.de



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