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„Reich des Todes“: Neue Spielzeit des Bamberger ETA Hoffmann Theaters startet mit einem Stück über 9/11

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BAMBERG – Am Freitag, 08. Oktober, eröffnet das ETA Hoffmann Theater seine neue Spielzeit mit Rainald Goetz‘ „Reich des Todes“. Dieses Stück über 9/11 und seine Folgen zeichnet sich nicht nur durch seine hochaktuelle Thematik aus. Und am 10. Oktober 2021 feiert „Gold“ von Philipp Gärtner Premiere auf der Studiobühne des ETA Hoffmann Theaters.

20 Jahre ist es her, dass die Welt von den mächtigen Bildern der einstürzenden Türme des World Trade Centers schockiert wurde. 20 Jahre nach 9/11 ist Rainald Goetz neustes Stück „Reich des Todes“ ein Nachdenken über die abgründigen und düsteren Folgen für die westliche Demokratie, die bis heute wirken.

Unverzüglich wurde damals von der Administration George W. Bush der „Krieg gegen den Terror“ ausgerufen und damit eine Maschinerie in Gang gesetzt, die entscheidende demokratische Grundwerte in Frage gestellt und allgemeine Bürgerrechte, wenn nicht außer Kraft gesetzt, dann mindestens nachhaltig eingeschränkt hat. Dabei wurden nicht nur Überwachungsmaßnahmen legitimiert, sondern weltweit rechtsfreie Räume in Gefängnissen außerhalb der USA etabliert, in denen als Terroristen eingestufte Gefangene gefoltert und ohne jegliches Verfahren inhaftiert wurden.

Nicht zuletzt wurde der völkerrechtswidrige Krieg gegen den Irak in diesem Zusammenhang begründet, mit katastrophalen Folgen für das auch 2021 noch vollkommen zerstörte Land und für den gesamten Nahen Osten. Es sind die grausamen Bilder der von US-Soldaten misshandelten arabischen Häftlinge aus dem Foltergefängnis Abu Ghraib im besiegten Irak, die die moralische Glaubwürdigkeit des Westens fundamental und weltweit erschüttert haben.

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Wie in einem großen Shakespeare’schen Königsdrama lässt Goetz seine Figuren die Abgründe durchschreiten, in denen sich Demokratie in zerstörerische Autokratie wandelt. Dabei zählt er die realen Vorbilder Bush, Cheney, Rumsfeld, Rice unter der Überschrift „Hades“ nur auf, lässt an ihrer statt Figuren mit deutschen Namen und deutscher Geschichte agieren und weitet so den Blick ins Absurde und Globale: sie heißen Roon, preußischer Kriegsminister des 19. Jahrhunderts, Kelsen, Verfassungsrechtler der Weimarer Republik, Schill, ehemaliger „Richter Gnadenlos“ und Innensenator in Hamburg. Es sind keine realistischen Figuren, sondern dunkel-grelle Gestalten, die in einem „Beberaum“ ihr beunruhigendes „Techno-Theater“ aufführen.

Rainald Goetz
REICH DES TODES
Premiere | Fr. 08.10.21 | 19:30 Uhr | Große Bühne

Regie Sibylle Broll-Pape
Bühne und Kostüme Trixy Royeck
Dramaturgie Remsi Al Khalisi
Dramaturgie Petra Schiller

Besetzung
Es spielen: Stephan Ullrich, Anton Dreger, Ansgar Sauren, Stefan Herrmann, Ewa Rataj, Florian Walter, Oliver Niemeier, Magdalena Helmig, Daniel Seniuk, Lara Heller

Weitere Vorstellungen: 09., 13., 14., 15. Oktober | Weitere Vorstellungen folgen

Tildas short way down beginnt mit einem Fahrradunfall. Es folgen Post vom Amtsgericht, WG-Rausschmiss und entwürdigende Stunden in einem Internetcafé. Zum Glück beendet plötzlich einsetzender Goldklumpenregen ihr deprimierendes Dasein im Co-Working-Space-Prekariat. Gerade als der Kaufhausdetektiv sie fälschlicherweise überführen will, wird er erschlagen und Tilda bringt sich in der Kanalisation in Sicherheit. Dort ist sie nicht allein. Sandra hat der Oberfläche den Rücken zugekehrt und von dem Goldregen nichts mitbekommen.

Natürlich ist es verrückt, lieber im feuchten und stinkenden Untergrund zu leben, aber „wenn man davon überzeugt ist, dass das Getriebe einer durch weiße Überlegenheitsphantasmata geprägte, disableistischen, hetero/cissexistischen patriarchalen, imperialistischkapitalistischen Kultur an sich pervers ist“, ist es nur folgerichtig, dieses Getriebe zu verlassen.

Die beiden Heldinnen können in eine grandiose Zukunft blicken: Alles, was Sandra verabscheut und Tilda in den Ruin getrieben hat, ist kaputt. Sie bewegen sich unten aufeinander zu, während oben der absolute Ausnahmezustand herrscht und alle, auch der Pizzalieferant, die Maklerin, Nissan und Mazda und Tildas Hochstaplervater, heiter ums Überleben kämpfen.

In „Gold“ geht der Spätkapitalismus märchenhaft unter. Wo Sterntaler noch friedlich ihr Nachthemd aufhalten konnte, bringt das Gold Tod und Verderben unter die Menschen. Doch in der brutalen Apokalypse steckt die Poesie der Zerstörung. Der reinigende Goldregen könnte Gleichheit schaffen, man könnte von vorne anfangen. Philipp Gärtner legt mit „Gold“ ein fulminantes Debutstück vor. Der 1986 geborene Autor studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin, ist freier Autor und Regisseur und Teil des Leitungskollektivs des Berliner Ringtheaters.

Philipp Gärtner
GOLD
Premiere | So. 10.10.21 | 20:00 Uhr | Studio

Regie Wilke Weermann
Bühne und Kostüme Johanna Stenzel
Musik Constantin John
Dramaturgie Victoria Weich

Besetzung
Es spielen: Antonia Bockelmann, Clara Kroneck, Marie-Paulina Schendel, Daniel Dietrich, Eric Wehlan

Weitere Vorstellungen: 10., 12., 16., 17., 20., 21., 24. Oktober | Weitere Vorstellungen folgen

Tickets gibt es an der Theaterkasse (Di.-Sa. 11-14 Uhr; Mi. 16-18 Uhr / Tel. 0951 87 3030; kasse@theater.bamberg.de) oder online auf theater.bamberg.de. Es gelten die Hygienbestimmungen des ETA Hoffmann Theaters, einzusehen auf www.theater.bamberg.de.

Fotos: ETA Hoffmann Theater



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