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Schweinfurt wird älter und heterogener: Ansprache von OB Remelé beim Neujahrsempfang rückte demographische und gesellschaftliche Veränderungen in den Mittelpunkt

SCHWEINFURT – Zum guten Ton gehört es, dass die Stadt Schweinfurt zu Beginn des neuen Jahres Führungspersönlichkeiten aus Politik, Verwaltung Wirtschaft und Gesellschaft zum Neujahrsempfang ins Rathaus lädt. Dieser Einladung sind auch dieses Jahr wieder viele gefolgt.

War letztes Jahr vor allem die Flüchtlingskrise das Mega-Thema der Neujahrsansprache des Oberbürgermeisters, rückte Sebastian Remelé diesmal die demographischen und gesellschaftlichen Veränderungen, vor denen Schweinfurt im nächsten Jahrzehnt steht, in den Mittelpunkt.

„Die Menschen spüren, wie sich ihre unmittelbare Umgebung verändert“, sagte OB Remelé. So würden im Jahr 2034 nach Prognosen nur noch 49.900 Einwohner in Schweinfurt wohnen, wobei dann das Durchschnittsalter auf 55,5 Jahre klettern wird. Der Anteil der 65-Jährigen steige daher, im Vergleich zu heute, nochmal um 19 Prozent. Der Ausländeranteil wird zugleich weiter ansteigen. Bereits 53,4 % der Vorschulkinder in Schweinfurt kommen aus Familien mit Migrationshintergrund.

Damit liegt Schweinfurt nicht nur über dem Bayerndurchschnitt, sondern sogar höher als die Stadt Nürnberg. Was der OB nicht sagte; dass trotz dieser Zahlen das Miteinander der Kulturen in Schweinfurt, man mag es flapsig „multikulti“ nennen, weitestgehend gut funktioniert. In den sozialen Netzwerken nimmt der raue Ton dagegen zu. Es verwunderte, dass Remelé in seiner Rede „eine moralisch überhebliche Linke“ und „eine fremdenfeindliche Rechte“ in einem Satz nannte, wobei doch die Hasskommentare im Internet überwiegend eindeutig aus einer Richtung, nämlich der rechtsextremen Richtung, kommen. An dieser Stelle fand Schweinfurts Landtagsabgeordnete Kathi Petersen (SPD) die Rede des CSU-Mannes auch nicht nachvollziehbar, wie sie inundumsw.de mitteilte, und vermutete, dass Remelé hier Zugeständnisse an verbitterte Mitglieder seiner eigenen Partei machen wollte.

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Noch einmal erinnerte der OB an die Kontroverse um das Walter-Rathenau-Gymnasium, das ihm im letzten Jahr sinkende Popularitätswerte beschert hatte. Nicht erwähnte er aber die Personalquerelen um einige ehemalige Mitarbeiter im Rathaus. Tatkräftig zeigte sich Schweinfurts Stadtoberhaupt, was die weitere Modernisierung Schweinfurts angeht: Eine iFactory als Begegnungsort von Wissenschaft und Wirtschaft soll den Industriestandort Schweinfurt attraktiver machen, in der ehemaligen Ledward Kaserne wird die Konversion unter den Stichworten „Wohnen, Wissen, Wirtschaft“ vorangetrieben.

Auf den 200 Hektar großen Conn Barracks soll ein Industrie- und Gewerbepark entstehen, was aber weder ohne die beteiligten Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn, noch ohne Einhaltung diverser nationaler und europäischer Umweltvorschriften ginge. Dem Juristen Remelé sollte es aber gelingen, diese dicken Bretter zu bohren, will er bei den nächsten Wahlen nochmal in seinem Amt bestätigt werden.

„Es ist bequem, die alleinige Schuld bei der Stadtverwaltung oder der Stadtverwaltung zu suchen“, wehrte sich Sebastian Remelé gegen Vorwürfe, für den Niedergang der Innenstadt mitverantwortlich zu sein. Die drei Hauptfaktoren wären hingegen neben dem zunehmenden Onlinehandel die mangelnde Investitionsbereitschaft einiger Einzelhändlern neben dem, Problem Nachfolger für Familienunternehmen zu finden, ging Schweinfurts OB in den Angriffsmodus. Am Ende seiner Rede meinte er, die neue Citymanagerin könne auch nicht Wunder vollbringen und den Handel auf gemeinsame Öffnungszeiten festzulegen…

Die Stadt tue jedenfalls ihren Teil, die Innenstadt attraktiver zu machen und schafft neben dem neugestalteten Krönlein-Areal auch ein Kulturforum am Martin-Luther Platz unter Einbeziehung der Alten Reichsvogtei, dem Stadtschreiberhaus und dem ehemaligen städtischen Gymnasium. Aus der Frequentierung der Innenstadt, das zeigten die Einfahrtzahlen der Schweinfurter Parkhäuser, könnte der Niedergang der Innenstadt nicht resultieren, zeigte sich der OB überzeugt und verwies darauf, dass es ja immer noch rund 70.000 m² Verkaufsfläche gäbe.

An einer Rede ist immer interessant, welche Aspekte ein Redner außen vor lässt, wobei freilich zugestanden sein muss, dass durch die Redezeit Schranken gesetzt sind. Es lässt sich wohl sagen, dass es eben auch nicht nur Schweinfurt ist, das mit einer verödenden Innenstadt zu kämpfen hat und ähnlich ratlos davor steht, wie andere Kommunen. Es rächt sich eben, wenn Projekte, mögen sie beim einen oder anderen auch auf Vorbehalte stoßen, wie ein Food-Court in der Markthalle oder die Überdachung der Innenstadt, scheitern.

Insgesamt gab es dieses Jahr für die Rede des OB subjektiv weniger Applaus als im Vorjahr, wobei dies auch daran gelegen haben mag, dass diesmal das große „Mega-Thema“ einfach fehlte. Zuletzt wurde Alina Pfister der Schweinfurter Kunstförderpreis verliehen.

Mit Text und Fotos aus dem Schweinfurter Rathaus: Christopher Richter für inundumsw.de



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