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Eine umkippende Großmutter, Dudeslsack-Veranstaltungsorte und sogar knüppelnde Gäste aus China: Das 25. Jubiläums-Honky Tonk steht vor der Türe

SCHWEINFURT – Kann das wirklich sein? Ist das echt schon 24 Jahre her? 1993 gab´s das als reines Kneipenfestival ins Leben gerufene Honky Tonk in Schweinfurt erstmals. Demzufolge ist das am 1. Juli das 25. – Jubiläum! Es wird ein besonderes!

Ihm ist es eine Ehre, gleichzeitig aber auch eine große Verpflichtung: Ralf Hofmann gründete zusammen mit Dominik Brähler das Hobky Tonk, „weil wir Hoffnung hatten, damit ein bisschen Geld zu verdienen. Einen echten Plan oder eine Strategie hatten wir aber nicht“, weiß er heute noch. Niemand konnte prophezeien, dass daraus nicht nur ein Event wurde, das längst in Schweinfurt so bekannt ist wie die Schnüdel oder die Kugellager. „Zwei Mal wird das schon klappen“, bekamen die Macher damals zu hören. Doch nun steuern sie auf das 1000. Festival zu, bedienen aktuell um die 40 Städte, waren auch schon mal in Bulgarien zu gast oder in Luzern. „Da kam der Tourismuschef auf mich zu und hat sich vor mir verbeugt. Es ist mehr passiert, als wir uns 1993 vorstellen konnten“, sagt Hofmann.

Das Festival in Schweinfurt ist generell ein besonderes. Zwischen März und Mai und zwischen September und November finden die meisten Honky Tonks anderer Orte statt. Überwiegend in Kneipen. In der Heimstadt dreht sich vieles, das meiste gar, um große Open-Air-Bühnen und um Festivals innerhalb des Festivals (mehr zu allen Acts auf der Hompage und auch auf inundumsw.de an anderer Stelle). Im Skatepark, an der Mainlände, endlich mal wieder im Altstadt-Innenhof, am Kornmarkt, im Rathaus-Innenhof, am Cinema, bei der Brauerei Roth, im Motherwell-Park, am Türmle, im Enchilada-Garten, am Stadtstrand oder im Hof des Estanzia, wo dieses Jahr das Pressegespräch stattfand, geht´s luftig zu.

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„Wir kommen aus einer anderen Zeit“, weiß Ralf Hofmann. 1993 war die Deutsche Einheit noch jung, galt man als Wichtigtuer, wenn man ein Handy hatte, war das Internet ein Geduldsspiel und kannte noch niemand Google oder Facebook. „Die Menschen, die damals gezeugt wurden, geben heute ihre eigenen Kinder ab, damit sie für einen Abend auf´s Honky Tonk können“, vergleicht Hofmann. Er behauptet wohl mit Recht, dass sein Festival zur Stadtenwicklung beitrug.

Das ist eine der drei Säulen, auf denen das Honky Tonk steht. An Orte wie den Rathaus-Innenhof oder die Mainlände dachte 1993 sicher noch niemand, auch nicht an den Kornmarkt oder den Motherwell-Park, „wo höchsten Mal ein Dudelsack-Spieler auftrat“, so Hofmann. Säule zwei ist das Netzwerk („die Königsdizziplin“) und die Kunst, für ein Wochenende Gastronomie, Techniker, Sicherheitskräfte, Polizei, Feuerwehr oder Bauhof unter einen Hut zu bekommen. Als „organisiertes Wunder“ bezeichnet Hofmann das Festival, „es ist auch beim 25. Mal kein Selbstläufer, sondern jedes Mal brutale Arbeit. Man fiebert mit wochenlangem Vorlauf darauf hin und hofft, alles richtig gemacht zu haben“.

Säule drei: Natürlich die Livemusik! Klassische Coverbands aber würden immer schwerer zu bekommen zu sein. Die Lust der Leute darauf ist aber ungebrochen. Und deshalb gibt´s wieder ein richtig fettes Programm für die Fans der guten Musik. Hofmann ist stolz wenn er hört, dass ein paar Schweinfurter sogar extra Freunde aus den USA eingeladen haben, um ihnen genau an diesem Samstagabend die Stadt zu zeigen.

14 Band traten 1993 in 13 Kneipen auf. Das Barbados gab´s noch, die Schreinerei, das ConQrenz, Blamage, Rizz, Wilder Mann, Max´s oder den Raben. Utz Dorband und Mark Trice jazzten, die Löwenzahn-Bluesband war am Start oder Bloomingdale. Wer 10 DM zahlte, war überall dabei. Die heute 15 Euro Eintritt an der Abendkasse (im Vorverkauf und durch Sonderaktionen wird´s günstiger) erklären sich durch mehr Aufwand, Personal und ein viel breiteres Angebot. Hofmann erinnert an schnell ausverkaufte Tickets für das nächste Open-Air der Rolling Stones, wofür Fans bis zu 1000 Euro zahlen müssen.

„Ein sensationeller Preis“ seien die minmal 9 Euro, die man zahlt, um Gutes zu sehen und zu hören. 40 Prozent der Bands kommen aus der Region. Wie beispielsweise Matze Rossi, der mit einem Akustik-Duo in der Kirche St. Salvator auftritt. Oder Honky Tonk-Urgestein Mad Bob, der mit Allstar-Trio am Türmle an der Stadtmauer auftritt. Oder die Grooveties, die auf der Oldiebühne am Chumbos grooven. „Mab Bob und Matze Rossi sind die einzigen, die jedes Jahr selbst entscheiden können, ob sie auftreten wollen oder nicht“, lacht Hofmann.

Weit gereist sind hingegen die Nine Treasures, eine Folk-Metal-Band aus China. Richtig gelesen! 2015 schon bekam Ralf Hofmann eine Mail aus dem Reich der Mitte. Ausnahmsweise hatte diesmal niemand 12 Millionen übrig und wollte sie ihm schenken. Es war keine SPAM-Mail, sondern eine Anfrage der Band, die in ihrer Heimat den Status von Superstars genießt und die mal in Schweinfurt auftreten wollte. Samstag in einer Woche klappt das nun. „Sie passen mit ihrem Geknüppel gut in den Skatepark“, weiß Hofmann, der zu zwei weiteren Acts Geschichten parat hat: Sydney Ellis, die mit den Midnight Preachers im Estanzia-Hof Blues, Soul und Jazz präsentiert, gilt als Legende des Festivals. „Sie war in den 90ern schon hier in Schweinfurt und war damals schon Großmutter. Sie muss heute um die 100 sein. Damals kippte sie im Brauhauskeller nach einer Stunde um, ließ sich kurz besprengeln und machte dann weiter!“

Um Weissglut, die nach der Volbeat-Tribute-Band Rebel Monster im Roth-Brauereihof auftreten, hatte Hofmann vor rund fünf Wochen und nach der Verpflichtung gezittert, als er in der Süddeutschen über eine entstehende Industrie mit Rammstein-Cover-Bands las. Was nur, wenn im Ranking der besten Weissglut nun nicht auftauchen würden? Doch sie wurden erwähnt – und sind damit geeignet für Schweinfurt, wo man am 1. Juli beispielsweise „The Heimatdamisch“ im Rathausinnenhof hört und damit Party- und Chart-Hits im Oberkrainer- und Polka-Sound. Oder „Backenfutter“ mit akustischen, elektronischen und ironischen Collegerock-, Skatepunk- und Elektrocovern aus den 90ern bei Schitz´ Katze am Kornmarkt. Und und und….

Ein Tipp noch: Rucksäcke und größere Taschen sollte man besser zuhause lassen. Für größte Sicherheit wird gesorgt. Sogar extra weitere 20 Mitarbeiter kontrollieren in den Schweinfurter Gassen, dass niemand wild pinkelt.

Alles unter www.bluesagency.de, www.honky-tonk.de und www.binlivedabei.de



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