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„Wir wollten anfangs mit den coolen Bands abhängen!“: 25 Jahre Honky Tonk in Schweinfurt – 25 intelligente Fragen an Erfinder Ralf Hofmann

SCHWEINFURT – 25 Jahre Honky Tonk in Schweinfurt schreien geradezu danach, dem Erfinder Ralf Hofmann vor der 25. Veranstaltung am kommenden Samstag, den 1. Juli, 25 Fragen zu stellen. inundumsw.de dachte sich: Dann machen wir das doch einfach mal….

01: Ralf, wenn Du an 1993 zurückdenkst: Wenn ich Dir und Dominik Brähler damals in der CVJM-Kellerkneipe namens Blamage gesagt hätte, dass 24 Jahre später wohl wieder 15.000 Leute in der Innenstadt gleich 15 Open-Air-Bühnen bevölkern und dass Honky Tonk zu einem Deiner Hauptjobs wird – was hättest Du entgegnet?
Ralf Hofmann: „Ich weiß nicht mal, was ich 1994 mache, wie soll ich mir dann was im Jahr 2017 vorstellen?“

02: Gib´s zu: Dominik und Du hatten einfach nur keine Lust auf Studium und wollten wenigstens einmal im Jahr die Musik hören, die Ihr selbst mögt – daher kam doch die Idee?
Ralf Hofmann: So ähnlich. Wobei bei meinem Studium noch andere Gründe fürs „Scheitern“ bestanden. Aber letztlich ist es wirklich so: wir konnten und können nicht singen, kein Instrument spielen, wollten aber schon mit den coolen Bands abhängen. Was macht man also: man wird Veranstalter.

Muster
Hotel
Gaspreis

03: Was ist Deine kurioseste Erinnerung an das Debüt 1993?
Ralf Hofmann: Dass es ein Erfolg war.

04: Ich such´ mal spontan eine Band von 1993 heraus und frage: Was machen „Hugo und der Wolf“ heute? Immer noch Blues?
Ralf Hofmann: Nicht mehr in der Besetzung, aber nach meiner Info ist Hugo immer noch in der Würzburger Bluesszene aktiv.

05: Wann habt Ihr gemerkt, dass das mit dem Honk Tonk eine Erfolgsgeschichte werden kann?
Ralf Hofmann: Relativ schnell. Als wir im November 1994 ähnliche Begeisterung in Leipzig erfahren haben, wie vorher in Schweinfurt, haben wir schon gespürt, dass das ein Veranstaltungskonzept ist, dass wir in andere Städte tragen können. Spätestens als dann 1998 in Mainz und Erlangen auf Anhieb 10.000 Menschen kamen, war es klar, dass wir hier einen Schatz hegen dürfen. Allerdings sind wir 1999 auch gleich geerdet worden, als wir in Bremen und Dortmund krachend gescheitert sind.

06: Stadt zwei war Leipzig. Warum gerade Sachsen?
Ralf Hofmann: Wie immer: die persönlichen Beziehungen. In Leipzig haben damals viele Schweinfurter studiert. Die haben ihr Geld zum Leben in den Kneipen verdient. Somit hatten wir dort ein gutes Netzwerk.

07: Es ging ja nicht stetig bergauf. Gab´s auch Phasen, wo Ihr Zweifel hattet an dem, was Ihr da tut?
Ralf Hofmann: Eigentlich permanent. Sonst hätte es auch nicht so lange funktioniert. Wenn du völlig unkritisch dahin schwebst, geht das nicht lange gut. Der Zweifel ist eine wichtige Triebfeder zur Qualitätssteigerung. Wir wussten zum Beispiel auch, dass das erfolgreichste Festival aller Zeiten, in Leipzig kamen im Mai 2000 45.000 Menschen, eine Zäsur darstellte. Leider haben Dominik und ich danach nicht die richtigen Schlüsse gezogen, aber das ist wieder ein anderes Kapitel. Dass wir allerdings etwas ändern mussten, war klar.

08: Mad Bob ist einer der Dauerbrenner und neben Matze Rossi der zweite Schweinfurter, der jährlich selbst entscheiden kann, ob er auftreten will oder nicht. Was zeichnet Thomas Bickel aus?
Ralf Hofmann: Er ist ein typischer Schweinfurter – einerseits ein großartiger Künstler, der in der Qualität seinesgleichen sucht, andererseits aber ein hier verorteter Mensch, der nicht zu zum großen Getöse neigt und daher in den 90er Jahren durchs Radar der AR-Manager fiel. In meinen Augen hatte er das Zeug zu einer mindestens nationalen Karriere. Aber vielleicht stand ihm seine Bescheidenheit ein bisschen im Weg. Für uns war er immer ein großartiger Botschafter, egal, wo er gespielt hat. Seine Professionalität war ein Garant, dass die Location immer funktioniert hat.

09: Was muss man als bislang nicht aufgetretene Band machen, um beim Honky Tonk zu spielen?
Ralf Hofmann: Neben ein paar formalen Dingen, geht es vor allem um eins: Trauen wir der Band zu, dass sie das Publikum fesselt? Neben den technischen Fertigkeiten ist somit Originalität und Auftreten entscheidend.

10: Wieviele Acts schaffst Du persönlich pro Jahr, die Du Dir live anschaust?
Ralf Hofmann: Relativ wenig. Für die musikalischen Innovationen sind vor allem unser Booker Gert Weichsel und Dominik verantwortlich.

11: Du darfst nur einen Act wählen: Welches war der beste Liveauftritt in den bisher 24 Jahren Honky Tonk in Schweinfurt?
Ralf Hofmann: Auf einen kann ich mich da nicht beschränken. Banafishbones irgendwann 2004 oder 2005 und Andreas Kümmert 2015. Aber auch Vorsicht Gebläse im Riedel Baustoff-Centrum. Oder der erste Auftritt von Blast vor dem damaligen s´ Wohnzimmer. Oder Hiss auf der Bauerngassenbühne vorm Zeughaus. Aber ich denke, das Honky Tonk® zeichnet auch aus: fragst du 10 Gäste nach ihrem schönsten Honky Tonk®-Erlebnis, erhältst du mindestens 10 unterschiedliche Antworten.

12: Und welchen Act würdest Du im Nachhinein am liebsten nicht in Schweinfurt gesehen und gehört haben?
Ralf Hofmann: Frida Gold war ein Missverständnis.

13: Wenn Du Dir eine Band wünschen könntest, die noch nie da war, welche wäre das – mal ausgenommen die Rolling Stones?
Ralf Hofmann: Die Stones will ich eh´ nicht, wenn dann die Beatles. Aber im Ernst. Richtig „große“ Bands passen nicht zum Festival, daher könnte ich die Frage nur beantworten in dem Sinne beantworten, welche Band ich mir mal so grundsätzlich wünschen würde, unabhängig vom Honky Tonk®-Kontext. Da es hier aber ums Honky Tonk® geht, wäre die Antwort irrelevant.

14: Honky Tonk in Schweinfurt im Winter: Ginge das?
Ralf Hofmann: In Erfurt gab es tatsächlich im Oktober/November Festivals mit Open Airs, bei denen die Temperaturen um den Gefrierpunkt lagen. Honky Tonk® in Schweinfurt im Winter geht natürlich, es wäre aber dann eher im Format wie in Würzburg, also zu 100% indoor.

15: Welche andere Stadt außer Schweinfurt und Leipzig würdest Du als typische Honky Tonk-Stadt bezeichnen und warum?
Ralf Hofmann: Auch hier kann ich nicht nur eine nennen, sorry: Fulda, weil dort eine exzellente Gastronomiestruktur besteht, die das Festival optimal umsetzt. Luzern, weil dort der Mix aus Clubs, großen Hotels und Beizen eine einzigartige Mischung ausmacht, Paderborn, weil dort eine Stadt das Honky Tonk® adoptiert hat.

16: Waren die Wetterprognosen schon mal so schlecht, dass das Festival vor einem Abbruch stand?
Ralf Hofmann: Ja, 2001 gab es um ca. 20 Uhr ein richtiges Unwetter, Wasser stand auf den Bühnen. Um 21 Uhr hörte es auf, der Himmel riss auf und um 21:30 Uhr war die Stadt voller Menschen.

17: Was isst und trinkst Du an einem typischen Honky Tonk-Abend?
Ralf Hofmann: Mit Essen versorgt mich mein Cousin Ansgar, der Wirt des Dorfwirtshauses in Hambach, der am Skatepark das Catering macht. Trinken vernachlässige ich an dem Abend, ich versuche tagsüber ausreichend Flüssigkeit zu mir zu nehmen. Und kurz vor Mitternacht gibt es einen Espresso bei Nino im Bassanese.

18: Welche Schweinfurter Location ist die schönste/geeignetste?
Ralf Hofmann: Der Rathausinnenhof hat schon ein besonderes Flair. Aber so stilprägend früher sicher die Bauerngasse war, ist es heute die Mainlände. Sehr schön ist sicher auch der Rundgang Türmle/ Enchilada/ Skatepark/ Jugendgästehaus/ Stadtstrand. Aber auch hier hat vermutlich jeder Gast seinen eigenen Favoriten.

19: Welche Location aller Honky Tonks europaweit ragte bislang für Dich heraus und warum?
Ralf Hofmann: Der große Saal des Hotels Schweizer Hof in Luzern, eine der zentralen Spielstätten des Luzern Blues Festivals. Aber auch das Unterhaus in Mainz, als eine der renommiertesten Kleinkunstbühnen Deutschlands. In Schweinfurt ist unvergessen das Konzert in der Galerie im Gewölbe in der Judengasse. Damals hatten wir einen Weinsponsor, der einen Bocksbeutel namens tilman herausbrachte. Wir benannten die Galerie dann in tilmans um und dort spielte, natürlich, Mad Bob mit Frank Selzam

20: Manche Düsseldorfer würden nie zum FC Bayern gehen – wo würdest Du nie ein Honky Tonk veranstalten wollen?
Ralf Hofmann: So was ist mir fremd. Es muss halt eine Stadt sein, Dörfer gehen nicht. In der Stadt muss ausreichend Gastronomie fußläufig zu erreichen sein. Alles andere ist lösbar.

21: Welcher von allen bislang gespielten Titeln ist der typischste Honky Tonk-Song, mal abgesehen von „Honky Tonk Woman“ von den Stones?
Ralf Hofmann: Leider „Summer of 69“.

22: Gibt´s eine Location in Schweinfurt, die bislang noch nie bespielt wurde und wohin Du unbedingt mal möchtest?
Ralf Hofmann: Das soll nicht arrogant klingen: wenn wir in Schweinfurt eine Location zum Honky Tonk® dabei haben möchten, kriegen wir das auch hin. Einzige Ausnahme ist, wenn es aus Gründen mangelnder Fluchtwege nicht geht.

23: Was war Eure bislang beste Idee einer Veränderung in den Jahren seit 1993?
Ralf Hofmann: Tut mir leid – die eine große Idee gibt es nicht. Das Festival lebt noch heute, weil wir jedes Jahr versuchen, Neues zu entwickeln, Bestehendes zu optimieren.

24: Könntest Du einen Wildpinkler aus 24 Jahren beim Namen nennen?
Ralf Hofmann: Nein, wirklich nicht.

25: Wirst Du auch das 50. Schweinfurter Honky Tonk veranstalten?
Ralf Hofmann: Wenn Mick Jagger mit über 70 noch auf der Bühne rumhopsen kann, sollte ich das auch noch schaffen.

Wir danken für das Gespräch und wünschen Euch für Samstag mindestens 15.000 Menschen in der Stadt!



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