NA OHNE Kategoriezuordnung

Der Schutzengel der Gastronomie: Die Aktion „Luisa ist hier“ soll die Dunkelziffer bei sexualisierter Gewalt in Kneipen hell machen und den Opfern helfen

Keiler Helles

SCHWEINFURT – „Luisa ist hier!“ Klar, kann schon mal sein, dass jemand in einer Kneipe sowas zu einem Kellner sagt. Ab sofort aber steckt hinter diesen drei Worten womöglich eine ernst zu nehmende Botschaft. Es könnte um eine sexuelle Belästigung oder Bedrohung gehen.

Die Aktion „Luisa ist hier“ ist ein Hilfsangebot für Frauen in der Partyszene, die sich bedrängt fühlen und aus einer unangenehmen Situation heraus möchten. Mit der Frage „Ist Luisa hier?“ können sie sich an das Thekenpersonal wenden und bekommen unmittelbar und diskret Hilfe.

In Kooperation mit der Schweinfurter Gastronomie startet „Luisa“ nun auch in Schweinfurt. Bei einem Presstermin informierten Olli Zügel von der Cinema Bar gemeinsam mit Leonid Rosa vom Café Kölsch und Ralf Hofmann von der Blues Agency Schweinfurt über die Aktion und ihre Besonderheiten. Moni Römer von der ebenfalls beteiligten Anlaufstelle für sexuelle Gewalt in Schweinfurt war krankheitsbedingt verhindert.

Kommender Donnerstag, 21. September, kurz nach 20 Uhr: Im Cinema tritt gerade Florian Simbeck mit seiner Stand up-Comedy in einer prall gefüllten Kneipe auf. Ein männlicher Gast hat seinen vierten Drink intus und findet ein Mädel am Nachbartisch toll. Enthemmt baggert er sie an, sie will nicht. Er aber lässt nicht locker und greift ihr sogar unter dem Tisch unter den Rock.

Gaspreis
Muster
Hotel

Nur ein erfundenes, aber ein denkbares Szenario. Mit einem „Luisa ist hier“ könnte sich das Mädchen, dass vielleicht verunsichert ist, nun an das Thekenpersonal wenden. Und das weiß dann durch diese Codenachricht, um was es geht, kann der jungen Frau einen Rückzugsort anbieten, vermittelnd eingreifen, die Situation weiter beobachten oder im schlimmsten Fall sogar gleich die Polizei anrufen.

In Münster schnappte Olli Zügel die Idee auf und brachte sie nach Schweinfurt, wo er bei ersten Gesprächen mit anderen Kneipenbesitzern gleich Zustimmung fand. „Ich bin sicher, dass alle mitmachen werden“, sagt der Cinema-Chef und spricht von einer „sinnvollen Sache“. Leonid Rosa vom Café Kölsch (der eine ähnliche Gastronomie übrigens bald nach Haßfurt in den Bahnhof bringen wird) stimmte schnell zu. „Weil wir ein Zeichen setzen und sowas nicht aufkommen lassen wollen. Wir zeigen, dass hier nicht der Raum und Ort ist!“

Nun ist es nicht so, dass in Sachen sexualisierter Gewalt die Verantwortlichen in den Kneipen nicht auch bis jetzt schon helfend eingegriffen hätten. Und es ist auch nicht so, dass solche Vorfälle sich in Schweinfurt in letzter Zeit häufen würden. Die Initatoren wollen nur ein Zeichen setzen und betonen: „Die Leute solen sich ja sicher fühlen bei uns. Und mit dieser Kooperation drücken wir unsere Null-Toleranz aus“, sagt Rosa.

Mit im Boot ist die Blues Agency, die unter anderem als Veranstalter des Honky Tonk natürlich beste Kontakte zu fast allen Kneipen hat. „Viele Betroffene schämen sich vielleicht. Nun wissen sie, dass sie nicht alleine sind. Die Dunkelziffer wird somit hell“, sagt Blues-Agent Ralf Hofmann. Und er weiß:„Jeder Mann, der sowas macht, macht es nicht nur einmal. Und beim nächsten Mal eskaliert die Situation vielleicht!“ Luisa sei nun „der Schutzengel der Gastronomie!“

Und was, wenn sich ein Mann sexuell genötigt fühlt? „Dann müsste man ´Luis ist hier´ sagen“, grinst Olli Zügel. Wobei diese Art der Bedrängnis wohl eher doch seltener vorkommen dürfte.

Hier ist Luisa schon überall: www.luisa-ist-hier.de

Auf dem Bild von links: Leonid Rosa, Olli Zügel und Ralf Hofmann

 



Powered by 2fly4 Entertainment
Alle Angaben ohne Gewähr!
Fotos sind ggf. beispielhafte Symbolbilder!
Kommentare von Lesern stellen keinesfalls die Meinung der Redaktion dar!

Schreibe einen Kommentar

Pixel ALLE Seiten