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Ärger über die Blockade-Politik von Lidl: Der Schweinfurter Stadtrat setzt sich für eine Weitervermietung des Nahversorgers im ausblutenden Oberndorf ein

SCHWEINFURT – Ende des vergangenen Winters kam für die Oberndorfer keine so gute Nachricht: Der Lidl-Markt in der Kettelerstraße kündigte sein Schließen an. Und mit ihm verschwand im Schweinfurter Stadtteil letztlich auch noch der finale verbliebene Nahversorger. Seitdem steht das Objekt leer. Und der Ärger über sowie der Groll auf die Firma Lidl in Neckarsulm wächst inzwischen.

Aktuell steht das Thema auf der Liste der Tagesordnungspunkte im Stadtrat am nächsten Dienstag. Weil die bisherige Statdträtin Verena Söhnlein aus Oberndorf schon Mitte April einen Antrag stellte, der nun behandelt wird. „Oberndorf blutet aus“, schrieb sie ein wenig dramatisch, hat aber natürlich völlig Recht. Denn im Jahr 95 der Eingliederung des jetzigen Stadtteils zu Schweinfurt muss man sich um die Infrastruktur schon Sorgen machen. „Weite Wege sind eine unzumutbare Belastung für die vielen Senioren in Oberndorf“, weiß Söhnlein, die den Antrag stellte, die Stadt möge prüfen, inwieweit Fördermöglichkeiten denkbar sind für einen Interessenten, der das Objekt mieten möchte.

Fördern geht aber nicht, weiß mit Hans Schnabel der zuständige Mann bei der Stadtverwaltung. Den Erhalt von Nahversorgern könne man in Schweinfurt so nicht unterstützen. Das ginge nur, wenn man städtebauliche Missstände beseitigen müsse. Das ist nicht der Fall. Denn das Objekt, der vormalige Lidl, befindet sich in einem guten Zustand.

Nur: Der zum 3. Mai geschlossene Lebensmittelmarkt, der einen Bürgerprotest auslöste mit mehr als 1000 Unterschriften an Oberbürgermeister Sebastian Remelé, scheint von Lidl nicht unbedingt deshalb aufgegeben worden zu sein, weil er nicht ausreichend frequentiert wurde. Das Unternehmen hat sich wohl gedacht, wenn man in Oberndorf schließt, dann fahren die bisherigen Kunden eben zu den Läden in Bergrheinfeld und in der Niederwerrner Straße. Für Autofahrer sind diese beiden Märkte schnell erreichbar. Für Senioren ohne Fortbewegungsmittel aber sicher nicht.

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Für diese Vermutung der unternehmerischen Gründe spricht, dass Lidl noch einen langfristigen Mietvertrag für die Immobilie hat und die Eigentümergesellschaft aus Erlangen keine freie Hand besitzt bei der Entscheidung über eine mögliche Nachfolge. Schnabel von der Wirtschaftsförderung der Stadt wurde nämlich längst tätig und hatte schon im April Kontakt mit zwei potenziellen Interessenten aus dem Discounter-Bereich. Beide zeigten sich gewillt, zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Laden zu eröffnen, der – wie die Vergangenheit zeigte – anscheinend durchaus rentabel sein kann.

Nur: „Die Verhandlungen ziehen sich nun schon seit Wochen hin und es gibt immer noch kein Ergebnis“, schreibt Hans Schnabel in der Stellungsnahme der Verwaltung, die am Dienstag im Rathaus zum Thema wird. Er vermutet im Namen der Schweinfurter Wirtschaftsförderung, dass Lidl an einer Weitervermietung nur begrenztes Interesse hat, um so seine Läden eben in Bergrheinfeld und in der Niederwerrner Straße zu fördern – zu Lasten der nicht mobilen Oberndorfer.

Schon am 17. Juni bat die Wirtschaftsförderung die Lidl-Geschäftsführung in Neckarsulm um eine Stellungnahme. OB Remelé schrieb dann nochmals am 27. Juni, verurteilte das Vorgehen als „Blockade-Politik“ zu Lasten der Oberndorfer Bevölkerung und mahnte eine zeitnahe Weitervermietung an. Am 8. Juli kam nun das Antwortschreiben: Generell sei Lidl „unter Beachtung der Gesichtspunkte der Marktwirtschaft und unternehmerischen Denkens“ an einer Weitervermietung interessiert. es gebe aber „trotz starker Bemühungen kein greifbares Konzept für eine Vermarktung an einen Mitbewerber“.

Rechtlich habe die Stadt keine Möglichkeit, Einfluss auf Lidl zu nehmen, schreibt Hans Schnabel. Politisch aber wollen die Stadträte ab Dienstag einen Appell an die Lidl-Geschäftsführung richten, unverzüglich der Übernahme eines der interessierten Discounters zuzustimmen. Zum Wohl der Oberndorfer Nahversorgung. Denn die müsse „einen höheren Stellenwert haben als kurzfristige Konkurrenzüberlegungen des Unternehmens“, heißt es in der Beschlussvorlage der Stadt.

 



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