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Bürgerbegehren: Wer will einen klimaschützenden und kostengünstigen Stadtwald statt einer Landesgartenschau?

Keiler Helles

SCHWEINFURT – Für 2022 und 2024 waren an sich Traunstein und Erlangen vorgesehen als Ausrichter der Bayerischen Landesgartenschau (LGS). Doch nach Bürgerentscheiden kippte dieses Vorhaben. Für 2026 hat sich die Stadt Schweinfurt beworben und rechnet sich gute Chancen aus. Doch nun gibt es einen organisierten Protest.

Am Haupteingang zu den Ledward Barracks in der Niederwerrner Straße und damit kurz vor dem Bereich, mit dem sich Schweinfurt beworben hat, präsentierten Dr. Ulrike Schneider und ihre Mitstreiter die Gründe für ihr ab sofort startendes Bürgerbegehren. Um damit die Schweinfurter dazu zu bekommen, für einen klimaschützenden und kostengünstigen Stadtwald zu stimmen auf dem rund 10 Hektar großen Areal, wo bis vor ein paar Jahren die Amerikaner ihre Kasernen hatten.

Gar nicht mal die Lage weit außerhalb der Innenstadt und das bislang fehlende Konzept einer Anbindung der City an die LGS sind es, was die Protest´ler antreibt. Sondern – passend zu über 30 Grad an einem Freitagabend in einem knalleheißen Sommer – das Klima und der Wandel in unserer Zeit. Ein Stadtwald, so Orazio La Marca von der Universität Florenz, Fakultät für Forstwissenschaft, sei die effektivste Möglichkeit der Einlagerung von Kohlenstoff, also das CO2 aus der Atmosphäre. Das gelte gerade dann, wenn der Baum jung, die Holzmasse gering sei. Aus Gras hingegen kehre der gesamte Kohlenstoff in die Atmosphäre zurück, wenn es vertrocknet oder vermodert oder wenn man es mäht. Selbst nach einer Verarbeitung zu Möbel bleibe es im Holz hingegen gebunden.

Und: ein Stadtwald sei wesentlich günstiger, kostet wohl weniger als 500.000 Euro, wird bezuschusst vom Freistaat Bayern. Die Kosten der LGA liegen bei prognostizierten 12 Millionen Euro, 7 davon müsse die Stadt Schweinfurt tragen. Und auch die Pflege eines Stadtwaldes sei wesentlich günstiger als die von Parkanlagen, könne sogar mal Gewinn abwerfen, wenn der Wald zum Holzlieferanten wird. Und: Events, so wie auf einer LGS vorgesehen, könne man auch im Stadtgebiet veranstalten, die gibt es im Sommer ohnehin schon zur Genüge. Die Landesgartenschau in Würzburg nennt Dr. Schneider nach Gesprächen mit Würzburgern zudem eine „Betonwüste“.

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Kurzum: „Wir möchten das Klima schützen und einen kostengünstigen Stadtwald statt einer Landesgartenschau“, sagt Initiatorin Dr. Ulrike Schneider. Durch die Carus-Allee im Mittelstreifen der einstigen Ledward Barracks würden die künftigen Bewohner ja ohnehin schon einen parkähnlichen Grüngürtel erhalten. Der würde sich mit einem Stadtwald gut ergänzen. Und der wiederum tauge genauso für einen Besuch zur Erholung. Er könnte Lichtungen erhalten, Waldwege, am Rande Kinderspielplätze oder Sportgeräte. Das gesparte Geld, wenn denn keine Landesgartenschau nach Schweinfurt kommt, könne die Stadt für Dr. Schneider in diverse Klimaschutzmaßnahmen stecken. „Ich würde endlich komplett auf LED-Beleuchtungen umstellen und für ein flächendeckendes Photovoltaiknetz auf Dächern sorgen“, sagt sie, „denn wenn wir wie so weiter machen wie jetzt, dann reden wir in Schweinfurt noch in 100 Jahren über Einzelprojekte!“

Es eilt nun: Bis in den September läuft die nun startende Unterschriftenaktion. Knapp unter 3000 benötigen die Initiatoren. Bisher sei die Resonanz nur positiv, würden die Schweinfurter wohl mehrheitlich gegen eine kostenintensive Landesgartenschau sein. Ob Schweinfurt den Zuschlag erhält, entscheidet sich demnächst wohl. Und dann müsse man vor einer Abstimmung im Stadtrat die Unterschriften zusammen haben, um einen Bürgerentscheid durchführen zu können.

Schweinfurter können Unterschriftenlisten holen und abgeben an folgenden Stellen und im Internet unter www.ulrike-schneider.com herunterladen: Buchhandlung Collibri, Sport Ludwig, Café Schreier, CBS Elektronik Bebersdorf, CAP-Markt am Deutschhof, Lotto Schreibwaren Lindner am Berliner Platz und Labus Wasserstrahltechnik in der Friedrichstraße.

Die diesjährige Landesgartenschau findet noch bis 7. Oktober in Würzburg statt. 2019 richtet Wassertrüdingen eine Kleine Landesgartenschau aus, 2020 steigt die große in Ingolstadt. Freyung übernahm 2022 für Traunstein, für 2014 wird noch nach einem Ausrichter gesucht.

Unser Bild zeigt die Initiatoren des Bürgerbegehrens – von links: Dr. Annelie Maidhof, Dr. Ulrike Schneider und Günther Hammer.



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