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Bürgerwaldtag im Zeichen des Klimawandels: Umbau des Schonunger Gemeindeforsts zu einem strapazierfähigen Mischwald hat längst begonnen

SCHONUNGEN – Mineralwasser und Schatten – nur in dieser Kombination war auch in diesem Jahr die Teilnahme am Bürgerwaldtag halbwegs erträglich. Was den Menschen die Schweißperlen in die Stirn treibt, setzt auch den Wäldern in erheblichem Maße zu. Extreme Hitze und Sonneneinstrahlung macht den Bäumen schwer zu schaffen. Das Interesse war beachtlich: Über 60 Bürgerinnen und Bürger nahmen an der Exkursion unter Führung von Forstdirektor Stephan Thierfelder und Revierförster Rainer Seufert teil.

Der Waldbestand hatte sich noch nicht ganz erholt vom letzten Rekordsommer, da schnellten auch schon bald 2019 die Temperaturen in die Höhe. Die Folge sind die Absenkung des Grundwassers, vertrocknetes Laub, vermehrter Schädlingsbefall und sogar das Aussterben ganzer Baumarten. Die Fichte nämlich kämpft ums nackte Überleben, wie der Revierförster an einem Waldabschnitt in der Hausener Flur erklärt. Um den gemeindlichen Wald widerstandsfähiger zu machen, setzt das Forstteam um Rainer Seufert auf „Biodiversität“. Weg von Monokulturen hin zu einem Wald der Vielfalt. Im Portfolio sind nun auch Baumarten aus dem nahen Orient wie die Libanon-Zeder, die zu tausendfach gepflanzt und sich auf die heißen Sommer besser einstellen kann. Ein gesunder Mischwald mindert das Ausfallrisiko, weil Schädlinge oft nur eine Baumsorte befallen und sich andernfalls nur schwer verbreiten können.

Trotzdem, die Lage ist ernst. Schließlich ist der Wald das kostbarste und wertvollste, was die Großgemeinde besitzt, sagt Bürgermeister Stefan Rottmann. Mit etwa 1.200 Hektar Wald, ist sie der größte kommunale Waldeigentümer der Region mit einem stattlichen Forstbetrieb. Zu etwa 90 Prozent bestehen die gemeindlichen Wälder aus Laubholzbeständen. Die Holzpreisentwicklung verlief gerade im Hinblick auf den überwiegenden Eichenbestand im Gemeindewald stabil auf hohem Niveau: Gerade die Preissegmente Fass- und Furnierholz sei für den Forstbetrieb sehr lukrativ. Schonungen setzt bei der Waldbewirtschaftung auf die Nachhaltigkeit: Das ausgearbeitete Forstoperat hat einen jährlichen Zuwachs von 7.900 Festmetern im Gemeindewald pro Jahr ermittelt: Die politische Zielvorgabe liegt bei 6.300 Festmetern, die dem Forst jährlich entnommen wird. Es wächst mehr nach, als dem Wald entzogen wird: Der Waldvorrat steigt kontinuierlich und damit auch die Werthaltigkeit der Forstabteilungen, so Stefan Rottmann. So lag der Waldbestand 1986 noch bei 149 Festmeter/Hektar, 2010 lag er bereits bei 231 Festmeter/Hektar und soll bis zum Jahr 2030 auf 250 Festmeter/Hektar ansteigen. Mit 19 Hektar kann die Gemeinde zudem auf einen hohen Anteil an Ökoflächen verweisen.

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Überhaupt zieht sich der Umwelt- und Naturschutz wie ein „roter Faden“ durch die Waldwirtschaft. An mehreren Beispielen erklärte der Revierförster die Funktion von stehendem und liegendem Totholz. Alleine aus dem Förderprogramm „Vertragsnaturschutz Wald“ schöpft die Gemeinde Jahr für Jahr fünfstellige Zuschüsse und stellt gleichzeitig reihenweise nützliche Bäume unter Schutz. Lobenswert ist vor allem aber die Aufklärungsarbeit nicht nur im Rahmen des Bürgerwaldtags: Ferienspaßaktionen, Exkursionen mit Studenten in den Gemeindewald, Baumpflanzaktionen mit Schulen und Gewerbepartner sind nur einige wenige Beispiele, um das Bewusstsein zu stärken. Zum Ende des etwa 3-stündigen Ausflugs in die gemeindlichen Waldabteilungen stand mit der Besichtigung von keltischen Hügelgräbern noch ein kulturhistorischer Programmpunkt an. Dass dort, wo vor mehr als 2000 Jahren womöglich noch gar keine Wälder standen, nach keltischem Brauch Bestattungen durchgeführt wurden, zeigt, wie sich die Landschaft aber auch Wälder dem ständigen Wandel unterliegen.

Fotos: Stefan Rottmann / Manfred Klein



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