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Das kam nicht überraschend: Im Juli saisonüblicher Anstieg der Arbeitslosigkeit

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SCHWEINFURT / MAIN-RHÖN – Im Juli stieg die Arbeitslosigkeit saisonüblich an, gegenüber dem Juni wurden 263 arbeitslose Menschen mehr gezählt, damit stieg die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent. Mit insgesamt 8.550 Arbeitslosen gab es in der Region Main-Rhön 71 Betroffene mehr als im Vorjahr.

Ein Unterschied in dieser geringen Höhe wirkt sich normalerweise nicht auf die Arbeitslosenquote aus. Dass sie dennoch rechnerisch um 0,1 Prozentpunkte über der Quote des Vorjahres liegt, ist auf einen kleinen mathematischen Sprung bei der Auf- bzw. Abrundung zurückzuführen. Außerdem verändert sich jedes Jahr im Mai leicht die Bezugsgröße, die Basis für die Berechnung der Arbeitslosenquote. Die Bezugsgröße ist die Anzahl aller zivilen Erwerbspersonen einschließlich der arbeitslos gemeldeten Menschen in der Region, sie war 2014 etwas niedriger als 2013. Der Anteil der Arbeitslosen an dieser Zahl ist die Arbeitslosenquote.

„Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli ist wie in jedem Jahr zu einem erheblichen Teil auf die Beendigung der meisten betrieblichen Ausbildungsverhältnisse in diesem Monat zurückzuführen“, erläutert Thomas Stelzer, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schweinfurt, die aktuellen Zahlen. „Auch wenn der Bedarf an Fachkräften grundsätzlich groß ist“, so Stelzer weiter, „übernehmen aus verschiedenen Gründen doch zahlreiche Firmen ihre Auszubildenden nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung nicht nahtlos in ein Arbeitsverhältnis.“

So weist die Statistik für den Juli im gesamten Bezirk 281 Zugänge in die Arbeitslosigkeit aus einer betrieblichen oder außerbetrieblichen Berufsausbildung aus, während im Juni lediglich 36 meist junge Menschen im Anschluss an eine solche Ausbildung eine Dienststelle der Arbeitsagentur aufsuchen mussten. Dabei sind Nachwuchskräfte aus den Bereichen Büro und Handel, in denen es generell noch ein recht großes Angebot an Fachkräften gibt, häufiger betroffen als solche aus dem gewerblichen, handwerklichen Bereich. „Betriebe müssen sich bei der aktuell guten Arbeitsmarktlage überlegen, ob sie ihre Nachwuchskräfte nicht unmittelbar übernehmen, auch wenn möglicherweise im Sommer der Arbeitskräftebedarf noch geringer sein sollte,“ gibt Stelzer zu bedenken, „es könnte leicht sein, dass sonst die jungen Menschen bis zum Herbst bei einem anderen Betrieb eingestellt werden“.

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Keine Möglichkeit der direkten Übernahme haben Absolventen einer schulischen Ausbildung, hier gab es 85 Meldungen. Saisonale Gründe sind ebenfalls dafür maßgebend, dass fertig ausgebildete Fachkräfte erst nach dem Sommer benötigt werden, beispielsweise Kinderpfleger/innen erst nach dem Ende der Ferienzeit. Erfahrungsgemäß können aber in relativ kurzer Zeit die meisten ehemaligen Auszubildenden in ein Arbeitsverhältnis einmünden.

Die Zahl der Arbeitnehmer, die sich nach einer Erwerbstätigkeit arbeitslos melden mussten, lag mit 1071 höher als im Vormonat mit 882 Meldungen. Dass auch dieser Anstieg saisonal üblich ist, zeigt der Vergleich mit dem Vorjahr, damals waren es nur 79 Betroffene weniger.
Im Vergleich zum Vormonat kaum verändert hat sich die Zahl der Menschen, die ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit beenden konnten. Die Zahl von 883 Abmeldungen blieb auch im Vergleich zum Vorjahr praktisch unverändert.

Dass der Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön nach wie vor auf hohem Niveau stabil ist, aber seit einigen Monaten an Dynamik verloren hat, zeigt der Blick auf den Stellenmarkt. Der gemeinsame Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter nahm im Juli 778 neue Stellenangebote entgegen, 108 weniger als im Vormonat und 134 weniger als im Vorjahr. „Zwar verzeichnen wir seit einiger Zeit keine weiteren Steigerungen bei den Stellenzugängen mehr, sehen aber insgesamt auch noch keinen Trend nach unten“, stellt der Leiter der Arbeitsagentur fest. „Stelleneingänge in einem Monat sind auch immer von Zufälligkeiten abhängig, dies zeigen die deutlichen Schwankungen im Jahresvergleich“, so Stelzer weiter. So unterschiedlich war die Differenz zum jeweiligen Vorjahresmonat in den Monaten März bis Juli in Prozenten: März: -7,4; April: +32,3; Mai: -11,8; Juni: +3.1; Juli: -14,7.

Aussagekräftiger ist der längerfristige Vergleich: In den letzten zwölf Monaten seit August 2013 wurden mit insgesamt 9.416 Angeboten mehr Zugänge gezählt als von August 2012 bis Juli 2013 mit 8.802 neuen Stellen. Auch der Stellenbestand stieg weiter leicht an auf nunmehr 2.706 offene Stellen, zehn mehr als im Juni und 175 mehr als vor Jahresfrist. Es ist unverändert schwierig, unter den arbeitslosen Menschen die gewünschten Bewerberinnen und Bewerber für die offenen Stellen zu finden und diese Stellen zeitnah zu besetzen. Die größten Probleme hat dabei das Handwerk, hier sind verfügbare Fachkräfte in vielen Bereichen kaum zu finden. Weniger günstig sind die Aussichten für ältere und/oder gesundheitlich beeinträchtigte Arbeitnehmer, für Bewerber mit relativ unflexiblen Arbeitszeitwünschen, insbesondere in Teilzeit oder mit stark eingeschränkter Mobilität. Andererseits sind in manchen Branchen Arbeitskräfte händeringend gesucht. So konnte der Arbeitsmarkt im Schweinfurter Raum beispielswese Beschäftigte einer insolventen Baufirma rasch weitgehend aufnehmen. Aus einem für die Betroffenen erfreulichen Grund wurden im Schweinfurter Bereich etliche Stellenangebote aus der Bauwirtschaft zurückgezogen. Der Bedarf konnte in diesen Fällen durch frei werdende Arbeitnehmer eines insolventen Bauunternehmens abgedeckt werden.

Die Zahl der Betriebe bzw. Betriebsabteilungen, welche für Teile ihrer Belegschaft Kurzarbeit angemeldet hatten, blieb mit 42 gegenüber dem Juni unverändert. Betroffen waren 1.348 Arbeitnehmer, 132 weniger als im Juni.
Die Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt ist aus Sicht der Jugendlichen so günstig wie lange nicht mehr, 632 unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern stehen 1.065 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber, rechnerisch also 169 Stellen für 100 Interessenten.

Damit haben auch Schüler mit weniger guten Leistungen Aussichten auf einen Ausbildungsplatz, da viele Arbeitgeber inzwischen auch diesen eine Chance geben. Auch die Berufsfachschulen sind wesentlich großzügiger, um die Schulplätze besetzen zu können. „Dieses durch das rückläufige Angebot bedingte Entgegenkommen der Arbeitgeber und Schulen muss gar nicht nachteilig sein“, stellt der Leiter der Agentur für Arbeit fest, „schon in der Vergangenheit konnten Ausbilder erfahren, dass junge Menschen mit einer schlechteren ‚Papierform‘ sich zu sehr guten Nachwuchskräften entwickelten. Noten sagen eben nicht alles!“



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