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Der Arbeitsmarkt Ende Juli 2012: Erster Sommermonat bringt leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit

Keiler Helles

SCHWEINFURT / MAIN-RHÖN – Auch in diesem Jahr war die Arbeitslosigkeit im Juli saisonüblich etwas höher als im Vormonat. Gegenüber dem Juni wurden 197 arbeitslose Menschen mehr gezählt, damit stieg die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Mit insgesamt 8.350 Arbeitslosen gab es in der Region Main-Rhön aber noch 131 Betroffene weniger als im Vorjahr, als die Arbeitslosenquote bei 3,6 Prozent gelegen hatte. „Wie in jedem Jahr trägt die Beendigung der meisten betrieblichen Ausbildungsverhältnisse in den Monaten Juni und Juli zu diesem leichten Anstieg bei“, erläutert Thomas Stelzer, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schweinfurt, die Situation. „Viele Auszubildende, die nach dem erfolgreichen Abschluss nicht nahtlos von ihrem Ausbildungsbetrieb in ein Arbeitsverhältnis übernommen wurden, mussten sich zunächst arbeitslos melden.“

So weist die Statistik für den Juli im gesamten Bezirk 286 Zugänge aus einer betrieblichen oder außerbetrieblichen Berufsausbildung aus, während beispielsweise im Mai lediglich 35 meist junge Menschen im Anschluss an eine solche Ausbildung eine Dienststelle der Arbeitsagentur aufsuchen mussten. Der aktuell höhere Zugang führte zu einer Steigerung der Arbeitslosenquote bei den Jugendlichen unter 25 Jahren, sie lag im Juli mit 3,8 Prozent über der Gesamtquote von 3,5 Prozent. Da Fachkräfte fast überall dringend gesucht werden, ist jedoch davon auszugehen, dass die jungen Menschen rasch einen Arbeitsplatz finden werden und damit die Quote der Jugendlichen wieder auf das übliche Niveau von unter drei Prozent sinken wird. Mit einem vergleichbaren Rückgang bei den Älteren ist dagegen nicht zu rechnen, insbesondere bei den Arbeitnehmern, die das 55. Lebensjahr vollendet haben. Hier pendelt die Quote seit über einem Jahr bei Werten zwischen fünf und sechs Prozent, im Juli waren es 5,3 Prozent.

Die erstmalige oder erneute Arbeitslosmeldung im Anschluss an eine Erwerbstätigkeit (ohne Ausbildung) war im Juli für 958 Arbeitnehmer erforderlich, das waren 182 mehr als im Vormonat. Andererseits konnten im Juli 897 arbeitslos gemeldete Personen wieder eine Erwerbstätigkeit aufnehmen, 125 mehr als im Juni. „Obwohl wir täglich mit neuen negativen Schlagzeilen über die Krise in Europa konfrontiert werden – bisher bleibt der Arbeitsmarkt in Deutschland und auch in unserer Region davon unbeeindruckt“, stellt der Agenturleiter beruhigend fest. „Das bedeutet aber keineswegs, dass wir uns völlig sicher fühlen dürfen, es ist auch unübersehbar, dass insbesondere in exportorientierten Branchen die Personaldispositionen deutlich vorsichtiger vorgenommen werden“, gibt Stelzer zu bedenken.

Andererseits seien die aktuellen Negativmeldungen über Insolvenzen oder größeren Personalabbau vor allem im Handel kein Anzeichen für eine drohende Wende auf dem Arbeitsmarkt insgesamt. „So tragisch natürlich für jeden von Arbeitslosigkeit Betroffenen das einzelne persönliche Schicksal ist“, so Stelzer weiter, „man darf bei der Beurteilung der Arbeitsmarktsituation die Größenordnung der Bewegungen auf dem Arbeitsmarkt nicht aus den Augen verlieren. In manchen Monaten müssen sich alleine in unserer Region über 1.000 Menschen aus einer Beschäftigung heraus arbeitslos melden, bundesweit waren es im ersten Halbjahr monatlich im Durchschnitt 235.000 Meldungen, das sind rund 11.000 pro Arbeitstag. Diese Zahlen relativieren beispielsweise die Größenordnung der deutschlandweit 2.000 von der Neckermann – Insolvenz Betroffenen, auch unter dem Gesichtspunkt, dass in Deutschland monatlich 197.000 Arbeitslose wieder eine Erwerbstätigkeit aufnehmen“. Schließlich, so Stelzer weiter, seien diese großen Arbeitsplatzverluste bei einzelnen Firmen nicht auf eine Änderung der Konjunkturlage zurückzuführen, sondern überwiegend auf falsche Einschätzungen und fehlerhafte Entscheidungen. Deshalb könne aus diesen Vorgängen nicht auf eine allgemein schwächer werdende Konjunktur geschlossen werden. „Für den Einzelnen“, stellt Stelzer nochmals klar, „ist die Arbeitslosigkeit immer ein schwerer Schicksalsschlag, aber bei einer insgesamt guten Lage sind natürlich die Chancen größer, schneller wieder eine Arbeit zu finden.“

Muster
Hotel
Gaspreis

Die Entwicklung des Stellenangebots bestätigt die insgesamt positive Grundstimmung. Mit 835 neuen Arbeitsstellen konnte der Arbeitgeberservice wieder mehr neue Angebote entgegennehmen als im Juni (750), im Vergleich zum Vorjahr waren es 32 Stellen weniger. Der Bestand an offenen Stellen erreichte mit 2.312 exakt wieder das Niveau des Monats Mai. Mit Ausnahme des Monats Januar sind nun bereits seit einem Jahr in der Region Main-Rhön über 2.000 offene Stellen bei der Agentur für Arbeit registriert. Die Zahl dieser Arbeitsstellen ist natürlich nicht statisch, es gibt auch bei den Stellenangeboten einen regen Zu- und Abgang. So wurden innerhalb der letzten zwölf Monate insgesamt 9.942 Stellenangebote entgegen genommen und 9.712 Stellen besetzt oder aus anderen Gründen nicht mehr weiter geführt.

Weit länger als seit zwölf Monaten besteht auch die Problematik der zügigen Stellenbesetzung durch geeignete Fachkräfte. Im Baugewerbe warten noch offene Stellen auf Fachkräfte, ebenso in vielen anderen Bereichen des Handwerks. Beispielsweise Sanitärinstallateure, Anlagenmechaniker und vor allem Elektriker werden dringend gesucht. Beim insbesondere im Raum Bad Kissingen stark vertretenen Hotel- und Gaststättenbereich hat die Zahl der offenen Stellen zwar abgenommen, aber die Besetzung der vorhandenen Angebote gestaltet sich nach wie vor schwierig. Ebenso problematisch bleiben der Gesundheitsbereich und die sozialpflegerischen Berufe. Etwas gebremst war die Nachfrage aus den Produktionsbetrieben, hier gibt es aufgrund der vielfach stagnierenden Auftragslage inzwischen weniger zusätzlichen Bedarf.  Wie bereits seit Monaten liegt der Bedarf der Arbeitgeber im Bürobereich, in weiten Teilen des Handels und bei  ungelernten Kräften nach wie vor unter dem Angebot an Bewerberinnen und Bewerbern.

Die Agentur für Arbeit bildet seit längerer Zeit neben der Arbeitslosenzahl die weiter gefasste Unterbeschäftigung ab. Hier werden zusätzlich zu den nach dem Gesetz arbeitslosen Personen Menschen erfasst, die aus anderen Gründen noch keine reguläre Beschäftigung gefunden haben. Neben Arbeitnehmern in Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung oder Fortbildung sind dies unter anderem auch arbeitsunfähig erkrankte Arbeitslose oder Menschen in einer Arbeitsgelegenheit („Ein Euro-Job“). Im Juli wurden zu der Unterbeschäftigung neben den 8.350 Arbeitslosen 4.224 weitere Personen gezählt, 169 weniger als im Juni.

Die Entspannung auf dem Ausbildungsstellenmarkt ist auf der Bewerberseite deutlich zu spüren. Es haben bereits mehr Jugendliche eine Stellenzusage als in den Jahren zuvor. Analog zum Arbeitsmarkt ist auch hier im kaufmännisch-verwaltenden Bereich immer noch kein ausreichendes Angebot an Ausbildungsstellen vorhanden. Rechnerisch standen im Juli 966 unbesetzten Berufsausbildungsstellen 602 unversorgte Jugendliche gegenüber. Je 100 Bewerberinnen und Bewerber konnten also unter 160 freien Stellen wählen.



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