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Der Arbeitsmarkt im September: Verhaltener Herbstaufschwung, Arbeitslosigkeit höher als im Vorjahr

Keiler Helles

SCHWEINFURT / MAIN-RHÖN – Bis zum Juli dieses Jahres war die Arbeitslosigkeit in der Region Main-Rhön in jedem Monat im Vergleich zum Vorjahr niedriger. Im August wurden bereits 2,9 Prozent mehr Arbeitslose gezählt als im August des Jahres 2011, im Berichtsmonat September waren mit 8.668 Betroffenen 6,2 Prozent mehr Menschen arbeitslos als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote lag bei 3,6 Prozent, 2011 waren es 3,4 Prozent.

„Die nach dem Ende der Ferienzeit im September übliche Belebung des Arbeitsmarktes ist zwar auch in diesem Jahr eingetreten, fiel aber im langjährigen Vergleich relativ moderat aus“, kommentiert Thomas Stelzer, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schweinfurt, die aktuelle Entwicklung. Im Vergleich zum Vormonat waren im September 424 Menschen weniger arbeitslos, die Arbeitslosenquote ging um 0,2 Prozentpunkte zurück.

Der Blick auf die Bewegungen auf dem Arbeitsmarkt zeigt ebenfalls die im Vergleich zum Vorjahr gedämpfte Dynamik. Im Anschluss an eine Erwerbstätigkeit mussten sich im Berichtsmonat mit 1.230 Arbeitnehmern 64 oder 5,5 Prozent mehr erstmals oder erneut arbeitslos melden als vor einem Jahr. Deutlicher ist die Differenz bei den Menschen, die ihre Arbeitslosigkeit durch eine Arbeitsaufnahme beenden konnten. Im September 2011 nahmen 1.251 Arbeitslose wieder eine Arbeit auf, aktuell waren es 1.088, das sind 13 Prozent weniger. „Wir haben derzeit die Situation, dass die Betriebe ihre Beschäftigten zwar halten, aber in geringerem Maße als in den vergangenen Monaten zusätzliches Personal einstellen“, sieht Stelzer eine wachsende Zurückhaltung der Arbeitgeber bei der Erweiterung ihres Mitarbeiterstammes.

Dass die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes geringer wurde, zeigt die Anzahl der neu entgegen genommenen Stellenangebote. Mit 692 neuen Aufträgen gingen beim gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter der Landkreise nicht nur 27,5 Prozent weniger neue Stellen ein als im August, sondern auch 26,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Bestand an offenen Stellen nahm erstmals seit Januar nicht weiter zu, sondern stagnierte mit 2.346 auf dem Niveau des Vormonats (2.343).

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Die größte Zurückhaltung legen dabei die Produktionsbetriebe an den Tag, hier zeichnet sich auch ab, dass befristete Beschäftigungsverhältnisse nicht immer verlängert werden. Dagegen sind die offenen Stellen in den meisten Sparten des Handwerks nach wie vor schwierig zeitnah zu besetzen. Das gleiche gilt für Stellen als Kraftfahrer, im Gesundheits- und Pflegebereich und in der Gastronomie. Wie schon seit längerer Zeit übersteigt dagegen das Angebot an Arbeitskräften bei den Büroberufen ohne spezielle Qualifizierungen, bei Teilen des Handels und branchenübergreifend bei den ungelernten Kräften die Nachfrage.

Die Agentur für Arbeit bildet seit längerer Zeit neben der Arbeitslosenzahl die weiter gefasste Unterbeschäftigung ab. Hier werden zusätzlich zu den nach dem Gesetz arbeitslosen Personen Menschen erfasst, die aus anderen Gründen noch keine reguläre Beschäftigung gefunden haben. Neben Arbeitnehmern in Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung oder Fortbildung sind dies unter anderem auch arbeitsunfähig erkrankte Arbeitslose oder Menschen in einer Arbeitsgelegenheit („Ein Euro-Job“). Im September wurden zu der Unterbeschäftigung neben den 8.668 Arbeitslosen 3.799 weitere Personen gezählt, 207 weniger als im August.

Der stärkste Rückgang bei der Unterbeschäftigung war in der Rubrik „Aktivierung und berufliche Eingliederung“ zu beobachten. Dazu gehören beispielsweise Arbeitslose, welche bei der Aufnahme einer neuen Beschäftigung durch die Agentur für Arbeit unterstützt werden. da sie zunächst eine längere Einarbeitung benötigen. Münden weniger Menschen in eine neue Beschäftigung führt dies natürlich auch hier zu geringeren Fallzahlen. Auch die Zahl der Personen, deren Weg in die Selbständigkeit von der Arbeitsagentur gefördert wird und die ebenfalls der Unterbeschäftigung zugerechnet werden, war rückläufig. Hier spielt die insgesamt immer noch günstige Arbeitsmarktsituation – nur Arbeitslose, bei denen in absehbarer Zeit keine Aussicht auf eine erfolgreiche Vermittlung besteht, können gefördert werden – eine entscheidende Rolle.

Ein Einbruch auf dem Arbeitsmarkt ist derzeit nicht abzusehen, aber Kurzarbeit könnte bald wieder eine Rolle spielen. „Die Konjunkturaussichten sind zwar insbesondere in exportorientierten Branchen derzeit nicht mehr so positiv wie bisher, allgemein wird aber immer noch nur von einer zeitlich begrenzten Abkühlung gesprochen. Ich gehe davon aus, dass die Firmen auch bei einem weiteren Auftragsrückgang ihr Stammpersonal weitgehend halten“ schätzt der Leiter der Agentur für Arbeit die Situation in naher Zukunft ein. „Um die Beschäftigungsverhältnisse zu stabilisieren, dürfte dann auf das präventive Instrument der Kurzarbeit zurück gegriffen werden.“



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