NA OHNE Kategoriezuordnung

Der Gipfel in München: Am Samstag steigt der Schlager der Fußball-Regionalliga

Strompreis

MÜNCHEN / SCHWEINFURT – Für Samstagnachmittag ist Regen gemeldet. Ein gutes Omen vielleicht für den 1. FC Schweinfurt 05, denn Mitte Mai 1990 regnete es sogar in Strömen. An einem Abend, der das vielleicht aufregendste Fußballspiel aller Zeiten bot. An einem Ort, der an diesem Samstag wieder das Geschehen in den Mittelpunkt nimmt.

Am besagten 11. Mai, einen Freitag, sollen es 35.000 Fans gewesen sein, die im Grünwalder Stadion für eine Irrsinns-Atmospähre sorgten. Am letzten Spieltag der damals drittklassigen Bayernliga empfingen die Münchner Löwen den FC 05 und konnten mit einem Sieg den Dauer-Tabellenführer der Saison noch überholen. Doch die Unterfranken schafften in einer hochdramatischen Partie ein 3:3, wurden Meister, stiegen unter dem späteren Löwen-Trainer Werner Lorant damals in die 2. Bundesliga auf.

Danach aber trennten sich die Wege beider Vereine: Schweinfurt stieg schnell wieder ab, die Löwen marschierten – mit leichten Hindernissen – unter Lorant in die Bundesliga durch. Kurz nach einem weiteren Aufenthalt der Schweinfurter Schnüdel in der 2. Bundesliga musste auch der TSV 1860 dorthin, wollte über Jahre wieder heraus, schaffte das letzte Saison auch – aber bekanntlich in die falsche Richtung. Und so treffen beide Vereine nun eben wieder aufeinander, nachdem der FC 05 über Jahre nur gegen die Amateure der Löwen um Punkte kickte.

Um die 700 Schweinfurter werden am Samstag mitfahren in die Kultarena, für die ja nun nur noch 12.500 Zuschauer zugelassen sind. Unfassbar wenn man weiß, dass 1948 dort einmal 58.200 Leute für den absoluten Besucherrekord sorgten. Um 8.30 Uhr fährt ein Fanbus aus Schweinfurt los. Die meisten Anhänger aber reisen privat, viele davon ab 7.40 Uhr mit dem Bayernticket der Bahn. Der FC 05 hätte sogar mehr Karten an seine Schlachtenbummler verkaufen können. Doch selbst für das große Pokalspiel am 24. Oktober gegen Eintracht Frankfurt gibt es noch immer rund 150 Tickets für das dann mit 15.000 Zuschauern ausverkaufte Schweinfurter Willy-Sachs-Stadion.

Gaspreis
Hotel
Muster

Der ganz große Fußball-Boom hat die Industriestadt Schweinfurt also noch nicht erreicht. Das merkt man auch daran, dass zu den beiden letzten Heimspielen vergangene Woche gegen Illertissen und Schalding-Heining zusammen kaum über 2000 Zuschauer kamen. Mit einem momentanen Schnitt von knapp über 1400 liegen die Unterfranken rund 9000 hinter den Löwen. Das alleine drückt den Unterschied zwischen beiden Vereinen aus. Der Etat, in München wohl gut fünf Mal so hoch, dürfte genauso für die Löwen am Samstag sprechen wie die augenblickliche sportliche Lage, die zwar besagt, dass der Erste den Zweiten empfängt. Doch es sind auch schon fünf Punkte Abstand, da die Löwen nur in Buchbach verloren, in Seligenporten und gegen Ingolstadt 2 ohne Tor und Gegentreffer blieben, während die Grün-Weißen Schnüdel drei Remis ansammelten und in Bayreuth sowie bei Bayern München 2 verloren.

Diese beiden Gegner hatten die Löwen aber noch nicht, genauso wie Augsburg 2, das der FC 05 schlug. Das macht Hoffnung. So wie die Unterfranken generell zuversichtlich sind. „Ich bin nicht negativ eingestellt, was München betrifft. Vielleicht läuft es da besser für uns, als viele denken“, zeigte sich Trainer Gerd Klaus schon letzten Freitagabend ziemlich kampfeslustig. Und er sehnt das Match herbei: „Ich bin froh, dass 1860 nun kommt“, schnaufte Klaus durch und meinte damit, dass es Zeit wird für dieses Gipfeltreffen, vor dem seit gefühlten Monaten schon alle reden. Wie auch vom Gastspiel der Frankfurter Eintracht „in acht Wochen“, übertrieb der FC 05-Coach ein wenig in Sachen Termin. Das alles aber sollte ausdrücken: Im Kopf der Fans befinden sich schon lange diese Schlagerspiele, auch der Verbandspokal zuhause gegen Unterhaching schon kommenden Dienstag. Und die „kleinen Partien“, die Hausaufgaben also, bleiben gefühlt ein bisschen auf der Strecke. „Nun fahren wir nicht nach München und versuchen dort nicht zu gewinnen. Das wird ein leichtes Spiel, weil wir nichts zu verlieren haben. 1860 hat klar die Favoritenrolle“, sagt Stürmer Adam Jabiri.

Der 33 Jahre alte Goalgetter (neun Saisontore in zwölf Partien) ist einer der wenigen Routiniers im jungen Schweinfurter Team. Gut, dass mit Lukas Billick sich der mit 29 Jahren zweitälteste Spieler im Kader nach längerer Verletzungspause zurückmeldete. Bei den Löwen sind Abwehrmann Jan Mauersberger (32), der zuletzt fehlende Timo Gebhart (28, fünf Tore in neun Partien) und Sascha Mölders (32, sechs Treffer bei elf Einsätzen) die eigentlich unverzichtbaren Größen.

Durchaus interessant: Im Lager der Münchner, die am Dienstag zusammen mit Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter und BFV-Präsident Dr. Rainer Koch auf dem Oktoberfest mit angeblich „bleifreien“ Maßen anstießen, haben beide Trainer irgendwie einen Bezug zu den Unterfranken: Daniel Bierofka war 1990 knapp über zehn Jahre alt, als die Löwen das Hinspiel vor dem oben besagten Finale in Schweinfurt vor 14.000 Zuschauern mit 0:3 verloren. Sein Vater Willi coachte da noch die Münchner, wurde später von Carsten Wettberg abgelöst. Und Co-Coach Oliver Beer, wie Bierofka 38 Jahre alt und eigentlich ein „Roter“ aus der Stadt, stand von 2001 bis 2004 bei den Unterfranken unter Vertrag, absolvierte unter anderem 13 Zweitligaspiele für die Schnüdel.

Durchaus gelegen käme den Schweinfurtern übrigens eine im Raum stehende, mögliche Reform mit künftig nur noch vier Regionalligen und der Vereinigung der Regionalliga Bayern mit den nordostdeutschen Regionalliga-Mannschaften aus Sachsen und Thüringen zu einer Regionalliga Südost. Neue Gegner wie Lok Leipzig, Nordhausen, Auerbach oder Bautzen oder denkbare Drittliga-Absteiger wie Erfurt oder Jena würden für die Unterfranken attraktive Partien bedeutet mit teils bedeutend kürzeren Fahrten als nach München, Burghausen, Rosenheim oder Schalding-Heining. Doch bis zur Umsetzung der neuen Pläne wollen die Schnüdel ja eigentlich schon Drittligist sein…



Powered by 2fly4 Entertainment
Alle Angaben ohne Gewähr!
Fotos sind ggf. beispielhafte Symbolbilder!
Kommentare von Lesern stellen keinesfalls die Meinung der Redaktion dar!

Schreibe einen Kommentar

Pixel ALLE Seiten