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Der Kommentar: Will Schweinfurt überhaupt den politischen Wechsel?

SCHWEINFURT – Knapp mehr als sechs Wochen sind es noch bis zum 15. März und den Kommunalwahlen. Vor allem zwei Entscheidungen sorgen vorab für große Spannung und für riesiges Interesse bei eigentlich so gut wie allen Schweinfurtern, egal ob aus Stadt oder Landkreis: Verteidigt Sebastian Remelé seinen Rathaus-Sessel? Und kann Florian Töpper ein zweites Mal den CSU-Herausforderer aus dem Landratsamt verdrängen?

2012 gelang das dem SPD-Mann. Das mit dem Verdrängen, als er für viele überraschend den langjährigen CSU-Landrat Harald Leitherer schlug. Im Nachhinein hörte man Stimmen, dass das vielleicht irgendwie sogar in den Reihen der CSU absehbar war. Die schickt nun Lothar Zachmann ins Rennen, in Dingolshausen seit ewigen Zeiten Bürgermeister und vor allem im südlichen Landkreis höchst beliebt. Der Amtsinhaber will Zachmann nicht ins Landratsamt lassen.

Hat er eine Chance gegen SPD-Mann Töpper? Natürlich hat er sie, im schon immer eigentlich CSU-geprägten Landkreis Schweinfurt wäre es schlimm, wenn er sie nicht hätte. Doch Florian Töpper hat in seinen acht Jahren an sich nichts falsch gemacht. Der ein oder andere meint zwar, dass es ihm ein bisschen an der Dynamik fehle. Doch als ruhiger, souveräner Zeitgenosse sammelt der einstige Richter genügend Plus-Punkte.

Töppers Vorteil: Er tritt als mehr oder weniger unabhängiger Kandidat an, weil er auch von den Grünen (wie schon 2012) und den Freien Wählern unterstützt wird. Die aktuell gerade auf der bundesweiten Beliebtheitsskala nicht ganz oben stehende SPD dürfte das freuen. In Schonungen beispielsweise, wo SPD-Mann Stefan Rottmann wohl sein Amt verteidigen sollte, gibt es Plakate, die Rottmann und Töpper zusammen zeigen.

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Die Nummer eins war die SPD in der Stadt Schweinfurt bis zur Amtsübernahme von Gudrun Grieser in den 90er Jahren. Seitdem regiert die CSU, aktuell im Stadtrat sogar deutlich in der Übermacht. Sebastian Remelé löste Grieser 2010 ab, verteidigte seinen Sessel 2014 ziemlich soverän, als die SPD mit Kandidat Stephan Kuserau völlig daneben langte.

Heuer haben die Roten mit Marietta Eder eine zweifelsfrei stärkere Persönlichkeit. Sie will die erste SPD-Oberbürgermeisterin in Schweinfurt werden. Schafft sie das? Es ist zumindest damit zu rechnen, dass womöglich die Linken, diesmal nach Frank Firschings zweimaliger Kandidatur ohne OB-Anwärter, eine Wahlempfehlung pro Eder abgeben. Gewerkschaften verbinden eben…

Oder kann der Boom der Grünen in Schweinfurt für eine Sensation sorgen? Holger Laschka möchte nach einigen beruflichen Jahren in München zu gerne in seine Heimatstadt zurückkehren und dort für einen grundlegenden Wandel sorgen. Den freilich auch Eder im Sinn hat.

Realistisch betrachtet muss es eine(r) der beiden Herausforderer/innen in eine Stichwahl gegen Remelé schaffen und Grün oder Rot dann die Wähler zum Stimmabgabe für den/die jeweils andere(n) auffordern. Nur dann ist der Wechsel möglich.

1998, als letztmals CSU, SPD und Grüne die Kandidaten stellten, holte Karl-Heinz Kauczok für die Sozialdemokraten tolle 38 Prozent, Dr. Erich Ruppert für die Grünen gerade mal 5,55 Prozent. Im ersten Durchgang triumphierte damals Gudrun Grieser. Seitdem haben sich die Zeiten aber geändert: Die SPD, mit Kuserau 2014 bei knapp über 22 Prozent, hofft auf ein besseres Resultat als vor sechs Jahren, die Grünen sollten es allemal einfahren. Doch ob das dann reicht für zusammen mehr als 50 Prozent?

Die 66,92 Prozent der Schweinfurter, die Sebastian Remelé 2014 im ersten Wahldurchgang locker im Amt bestätigten, bedeuteten damals aber nur 11.269 Stimmen. „Nur“ deshalb, weil 40.383 Schweinfurter wahlberechtigt waren. Grob gesagt stimmte also lediglich jeder vierte für den amtierenden OB.

Die Wahlbeteiligung lag mit 42,64 Prozent so niedrig wie noch nie. Gerade die sechs Zehntel der Schweinfurter, die sich 2014 offensichtlich nicht für die Stadtpolitik interessierten, müssen Marietta Eder und Holger Laschka zur Stimmabgabe bringen. Die bisherigen Nichtwähler aktivieren – das ist die Aufgabe der nächsten sechs Wochen. Nur dann ist der Wechsel im Rathaus möglich.

Wie immer gilt: Die Schweinfurter ab 18 Jahren haben es in der Hand. Bleiben sie zuhause, dann stimmen sie für ein „Weiter so!“ Was für viele Bürger der Stadt eine tolerierbare Alternative zu Rot und Grün zu sein scheint. Und wenn´s wirklich so kommt, dann würde Sebastian Remelé auch völlig zurecht in eine dritte Amtsperiode gehen…

Michael Horling
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