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Der sperrige Begriff „Inklusion“ – Reinhold Stiller: „Das beginnt im Kopf – und da kostet es noch nichts!“

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SCHWEINFURT – Ein bisschen staunend blieben zahlreiche Passantan auf dem Weg von Innenstadt zu Stadtgalerie oder zurück zwar meistens eine kurze Weile stehen, liefen nach einem Blick in das Schaufenster der Galerie Kaufhof dann aber doch eher weiter. Die Offene BehindertenArbeit (OBA) des Diakonischen Werkes Schweinfurt hatte sich eine Kunstaktion mit Wortspielen ausgedacht und dabei für zwei Stunden das Schaufenster an der Westseite des Kaufhauses lebendig gestaltet.

„Ein sperriger Begriff“ sei das Wort Inklusion. „Aber heute wollen wir es den Menschen erklären und näherbringen“, sagt Reinhold Stiller. Der OBA-Leiter hatte Anna-Karina Fries von der OBA-Kunstwerkstatt mitgebracht, den Sozialpädagogen Uwe Klein und vor allem Horst Fuchs. Der 41-Jährige ist ein Betreuter, als Redakteur der OBA-Zeitung „kurz & gut“ aber einer der Kreativsten im Team. Und deshalb machte Fuchs zusammen mit Stiller das Schaufenster lebendig, indem beide immer wieder verschiedene Schilder mit Aufschriften zeigten, um ein paar Minuten Aufmerksamkeit und die Passanten auf Wunsch auch nach innen baten, um die Inklusion zu erklären.

„Inklusion bedeutet für mich….“, ließ dabei Freiräume zum Ausfüllen. „Vielfalt und Wahlrecht“ bedeutet der Begriff für Stiller selbst. Es solle möglichst zur Normalität werden, verschieden zu sein. Stiller meint damit nicht nur Behinderte und Nichtbehinderte, auch Ausländer, alte Menschen, Farbige… Es geht bei der Inklusion um Menschen auch mit unterschiedlicher Religion, „nicht nur um Handicaps“, so Stiller. Behinderte – als konkretes Beispiel – sollten möglichst die Wahl haben: Wollen sie alleine leben oder in einem Heim? Möchten sie in einer Werkstatt der Lebenshilfe tätig sein oder auf dem ersten Arbeitsmarkt? „Jeder soll selbst entscheiden können, in welchem Bereich der Gesellschaft man leben will!“

Die gleichberechtigte Teilhabe am Leben ist Inhalt der UN-Behindertenrechtskonvention von 2008. „Inklusion beginnt im Kopf – und das kostet nichts“, sagt Reinhold Stiller und erzählt dann von Fakten und Zahlen, die er mit dieser Aktion herüberbringen will. Rund zehn Millionen Deutsche gelten als behindert, über sieben Millionen davon schwererer Art. Nur 15 bis 20 Prozent der Schulen in Bayern sind dafür ausgestattet, um Behinderte zusammen mit Nichtbehinderten lernen zu lassen. 250.000 Euro muss eine Schule in etwa dafür aufbringen, um barrierefrei und behindertengerecht zu sein, um je nach Grad der Behinderung der Schüler Begleiter oder Fachpersonal zu stellen. „Inklusion gibt´s auch nicht zum Nulltarif“, weiß Stiller.

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Doch zunächst muss der Begriff den Leuten erklärt werden. Die Schaufenster-Aktion fand im Rahmenprogramm der Landesausstellung „Main und Mehr“ statt, zu dem die OBA ohnehin einiges beiträgt. Inklusion freilich wird noch eine ganze Weile sperrig bleiben. „Wenn ich es mit dem Fußball vergleiche, dann sind wir noch immer beim Aufwärmen, längst noch nicht beim Anstoß. Das Wort wird uns noch die nächsten fünf Jahre beschäftigen“, glaubt Stiller.

Seine Offene BehindertenArbeit will neue Wege gehen, ist aktiv, geht auf die „normalen“ Menschen zu. „Wir wollen uns nicht dem Vorwurf aussetzen, im Verborgenen zu arbeiten“, sagt der Schweinfurter Leiter. Aufklärungsarbeit will er leisten, Bewusstseinsbildung bei der Bevölkerung. Und deshalb war die Scheibe als Trennung zwischen agierenden Personen und den Vorbeilaufenden mit der bewussten Einladung des Hereinkommens eine gute Aktion. „Wenn Horst und ich heute auch nur einen kleinen Beitrag dazu geleistet haben“, so Reinhold Stiller, „dann sind wir sehr zufrieden!“



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