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„Des Lebn in unner Großgemee ist doch wirklich einwandfrei!“: Mundartgedicht von Schonungens Bürgermeister Stefan Rottmann

SCHONUNGEN – Jedes Jahr im Advent meldet sich Bürgermeister Stefan Rottmann zu Wort, um die Freunde, Gönner und Unterstützer der Gemeinde Schonungen auf die bevorstehende Weihnachtszeit und den Jahreswechsel einzustimmen.

„Worauf’s an Weihnachten wirklich ankommt“, so hat er hier sein selbstgeschriebenes Mundartgedicht genannt, das – so Rottmanns Ansicht – trefflich unsere Gesellschaft reflektiert.

Nicht nur den Schonungern wünscht Rottmann glückliche, erholsame und besinnliche Weihnachtsfeiertage, einen guten Beschluss und das Beste für 2020!

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„Worauf’s an Weihnachten wirklich ankommt“
Von Stefan Rottmann

Es Weihnachtsfestle steht widder kurz vor der Tür,
und gschriebn hab ich Euch heuer a klenne Lektür,

Im letzten Jahr hab ich bei vieler Adventsfeiern es Hörnle gschwunge,
und die Leut ham schöne Weihnachtsliedli zu meiner Trompetn gsunge,

Mit en echenem Mundart-Gedichtle will ich’s des Jahr mal probier,
und Euch zur Adventszeit a bissele inspirier,

Scho lang is Weihnachten nimmer des was es mal war,
immer öfder ham sich die Leud grad in derer Zeit in der Haar,

Wenn ma’s net wüsst, könnt mer fast menn,
des Fest der Liebe juckt heutzutach wirklich kenn.

Hektik, Stress, Reiberein und ganz viel Trabbel
des is weiß Gott ke Witz und ke gebabbel,

Im Klenner geht’s doch eigentlich scho ahhh,
da sind scho die Nachbarn, Kollegen und Freunde nimmer füreinanner dah,

Nur noch über Handy, Facebook und Whatsapp wird heut miteinanner gered,
so unpersönlich wars vor zwanzig, dreißig Jahr wahlich net,

zur Adventszeit der Kommerz und der Konsum,
greift wie a aggressiver Virus um sich rum,

In jedm Gschäftle Ramba Zamba und Halli Galli,
so schlimm isses net a mol am Schulanfang bei unnserm Schreibwarengschäft Mali,

Die Parkhäuser verstopft, überall Stau in Schweiferts Straßn,
ma traut sich gor nimmer naus in derer Massn,

Schnäpplich am BleggFreiday bringer fast jedn um en Verstand,
durch derer Stadtgaleri trachen se oft drei, vier Tütn, und des nur an enner Hand,

In derer Schlange an der Kass wird oft gschubst und gschoben,
manche Leut könne sich scheinbar erst beim eikeffen so richtig austobn.

Wenn mers genau nimmt, is es scho a weng bedenklich
die Sache mit derer vielen Weihnachts-Gschenklich,

Ich find, wir, in unserer schönen Schonunger Gemee,
könnten da mitn gutn Beispiel vorangeh,

wir schaffen uns a klenne Welt,
in derer Harmonie und das Miteinander noch was zählt,

nehmt se mit, die 90-jährige Witwe in die Weihnachtsmettn,
helftn Opa im Nachbarshaus beim aufhänge der Christbaum-Lichterkettn.

Backt doch auch a mal a paar leckere Butterplätzli,
für die Müllabfuhr, den Postboten und net nur für Euer eichene Schätzli,

A runden „Mensch Ärger di net“, wär doch sicher auch a mal drin,
net nur dahem, sondern für die Leut, die in unnerm Schonunger Pflegeheim sin,

Schöne handschriftliche Weihnachtskärtli könnet ihr an derer Bewohner schreib,
des wär auf jedn Fall a Gestn von Wärme und Mitmenschlichkeit,

So a Schuhkartönle voller klenner, nützlicher Gschenke,
sorgt in annerer Länder sicher ah für Glücksmomente,

lecht doch bei, Euern jahrelange Nachbarschaftsstreit,
geht aufeinanner zu, grüßt Euch und seid für a freundlichs Gspräch bereit,

Als Bürchermester wess ich vo was ich red,
ich erlebs jede Wochn – die Leut sind untereinanner oft überhaupt net nett,

Ich wess, es is alles leichter gsagt als getan,
es koscht manchmal weng Überwindung und a Zeit im Kalenderplan,

Simmer doch froh, dass wir in solch friedliche Verhältnisse lebn,
wir sind verschont von Krieg, Vulkanausbrüch, Tsunami und Erdbebn,

Eigentlich könnet mer wahrlich zufrieden sei,
des Lebn in unner Großgemee ist doch wirklich einwandfrei!

Deswegen, en besonderen Wunsch hätt‘ ich jetzt ah noch am End,
egal ob übern Bauhof, Gemeerat oder Bürchermester wird jetzt künftig nimmer gschent.

Überlecht Euch a mol, was wär, es gäb uns nett,
da gäbs doch Anarchie und des blanke Chaos wär perfekt,

Ich wess genau, was ich an unnerm Bauhof rund ums Joahr hab,
erlee im Winter könnt mer ken enzigen Berg befahr – es wär immer glatt,

In derer Kanäl tät irgendwann gar nix mehr fließ,
unner eichene Gülle würd dann irgendwann durch den Gullideckel schieß,

Es gäb ke Feuerwehrn, kenn Kindergartn, ke Schul, ke Schwimmbad, und ach ke Bücherei,
dann wär’s vorbei mit der Sicherheit, der Bildung – es gäb dann efach jedn Toch Hitzefrei,

Stellt Euch doch nüramal vor, es Wasser tät nimmer ausm Wasserhahn laf,
jeder müsset mitn Emer zum Bach oder für sei eichene Wasserversorchung auf die Ärbert geh und schaff,

Die Strassen zwischen Forscht, Woldzum, Marksteni wärn a enzige Buckelpistn,
die Verstorbene kämedn zwar in a Urne oder a Kistn,

Under die Erdn, en Stock tiefer, dann aber nimmer mehr,
denn ohne unnerer Gemee und dem Friedhofsamt wird’s dann umöglich und schwer,

Ke Kirm, ken Weihnachtsmarkt, ke Festle könnet mer noch feier,
und erscht recht nimmer in Schonunger heier,

Ich will Euch weiß Gott ke Angst mach, wir bleibn Euch gern erhaltn,
aber grad zur Weihnacht könnet mer derer Leut im Bauhof und Rathaus ach a mol dankn,

Gaschtig, grandig und auf hundertachtzig sind se oft schnell,
bei manche Leut brauchste goar im Rathaus immer a dicks Fell,

Doch, wenns a mol net so läfft wie’s soll, zwickt Euer Achn zu,
net glei zum Bürchermester Rottmann renn – gönnt uns doch a a mol a weng a Ruh,

Habt Humor, bleibt gelassen und sprecht überanonner immer a guats Wort,
grod des gäb mehr Harmonie und Frieden – ob da oder dort!

Wenn jeder a weng zurücksteck tät und net bloß meckert,
wenn jeder sich aufn zwätten statt aufn erschtn Platz höckert,

dann gäbs ach mehr Liebe – ich bild mir des ei,
dann könnets es ganze Jahr Advent und Weihnachten sei!



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