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„Die Burschen wissen oft besser, um was es geht!“: Warum die Firma Schauer auf Auszubildende mit Migrationshintergrund setzt

Keiler Helles

SCHWEINFURT – Das Wort „Burschen“ verwendet Ulrich Fenn gerne. Der Marktleiter der Schweinfurter Firma Schauer meint damit seine Auszubildenden und im speziellen Fall Lutfullah Rahimi. Denn der 20-Jährige, der ursprünglich aus Afghanistan stammt, ist so etwas wie ein Paradebeispiel für eine scheinbar zu glückende Ausbildung eines jungen Mannes mit Migrationshintergrund, der zuvor nicht unbedingt glänzende Schulnoten ablieferte. „Der Bursche macht sein Zeug“, sagt Fenn.

Konkret wird Rahimi gerade im ersten Lehrjahr zum Kfz-Mechatroniker ausgebildet und dient der Arbeitsagentur als nachahmenswertes Beispiel. Weil der Tag des Ausbildungsplatzes war, lud die lokale Agentur zu Schauer im Hafen ein und erinnerte daran, dass schon jetzt – Tendenz wachsend! – Betriebe Probleme haben, genügend BewerberInnen für Ausbildungsplätze zu bekommen. Fachkräfte verzweifelt gesucht! Auf der anderen Seite hätten es junge Menschen mit Migrationshintergrund häufig immer noch relativ schwer, eine Stelle zu ergattern. Zum einen verfügen diese Jugendlichen im Vergleich zu Jugendlichen ohne Migrationshintergrund im Schnitt über niedrigere schulische Qualifikationen, zum anderen bestehen auch bei Arbeitgebern verbreitet Vorbehalte. „Auch wir hatten in unserem neuen Radmarkt eine dunkelhäutige Bewerberin und ich musste mir die Frage anhören, ob man die im Verkauf hinstellen kann“, bestätigt Fenn.

Die Firma Schauer freilich nutzt das Potenzial vorbildlich. Drei der zehn aktuellen Azubis haben ausländische Wurzeln. Lutfullah Rahimi muste zwar nach Hauptschule und nachgeholter mittlerer Reife den Weg über einen Bildungsträger gehen, landete so aber als Praktikant bei Schauer und lernte über einen längeren Zeitraum seinen Arbeitsplatz kennen. „Der Bursche engagiert sich“, erfuhr Ulrich Fenn, der deshalb auch schon mal „über einen ´4´er oder ´5´er im Zeugnis hinweg sieht. Mit durchweg 4´ern oder ´5´ern scheidet ein Bewerber zwar von Vorneherein aus. Weil man sich im Verkauf ausdrücken und zusammenzählen können muss“, sagt Fenn. „Noten alleine sind aber nicht alles“, weiß Peter Schönfelder von der Arbeitsagentur. „Wichtig ist, dass die Burschen Interesse und Verständnis haben“, ergänzt der Schauer-Marktleiter. „Die Burschen wissen oft besser, um was es geht!“

28 Prozent der Menschen in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis in der Region Main-Rhön sind über 50 Jahre alt. Das bedeutet: Um die 44.000 Menschen gehen die nächsten zehn Jahre in den Ruhestand. Ersatz muss her – und deshalb soll von den Jugendlichen möglichst niemand auf der Strecke bleiben. Im Ausbildungsjahr 2012 waren von 3854 BewerberInnen für einen Ausbildungsplatz in der Region lediglich 166 ausländische Jugendliche. Denn die größte Gruppe derer mit Migrationshintergrund stellen Kinder von Spätaussiedlern, die meist schon in Deutschland geboren und die auch deutsche Staatsangehörige sind.

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Lutfullah Rahimi lebt seit 13 jahren in Deutschland, hat noch drei Brüder und eine Schwester. Bei Schauer wird er Kfz-Mechatroniker werden in einem Team von Mitarbeitern. Ulrich Fenn vergleicht seinen Laden gerne mit dem Fußball: „Auch da zählt die Mannschaft und ist es selbstverständlich, dass viele Ausländer mitspielen!“



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