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Die „Rumpelkammer“ soll zum Aushängeschild werden: Der Siegervorschlag des Realisierungswettbewerbs Zeughaus ist „unaufgeregt und ohne viel Schnickschnack“

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Schweinfurt – Noch bis Ende März sind die ingesamt 72 eingereichten Arbeiten in der Ausstellungshalle des Konferenzzentrums auf der Maininsel zu sehen. Der Realisierungswettbewerb für die Umgestaltung des Schweinfurter Zeughauses mitsamt des Platzes drumherum ließ zunächst sogar rund 200 Architektenbüros neugierig werden und anfragen. Jedes dritte davon reichte schließlich seine Vorschläge ein. Ein Preisgericht um den Aachener Architekten Prof. Peter Jahnen und den städtischen Beureferenten Jochen Müller tagte unlängst, um sieben Entwürfe in die engere Wahl zu bringen. 5000 Euro waren dafür als Anerkennungen ausgelobt, 10.000 und gar 17.000 Euro gab es als zweiten und dritten Preis. Über 25.000 Euro kann sich der Sieger freuen.

Das Schweinfurter Büro Rudloff, Wild und Partner um Architekt Christian Schmöger sowie die Kitzinger Landschaftsarchitekten Ralpf Schäffner und Thomas Wirth (arc.grün) setzten sich mit ihrem Gemeinschaftsvorschlag gegen die Konkurrenz aus München, Stuttgart, Köln oder Berlin durch. „Unaufgeregt und ohne viel Schnickschnack“ sei ihre Planung, so Jochen Müller. „Rumpelkammer“ nannte Sebastian Remelé das Zeughaus und sein Umfeld. Der Oberbürgermeister weiter: „Es soll wieder ein repräsentativer Platz werden und ein neuer Anziehungspunkt der Innenstadt. Junge Familien, Kinder und Jugendliche sollen sich an historischer Stelle wohlfühlen.“

Für den momentan noch von Autos beparkten Platz sehen die Sieger einige Bäume vor, gestufte Sitzgelegenheiten, einen Außengastronomiebereich, Stellplätze für 40 Fahrräder und immerhin – am Rande des Platzes – 54 Pkws, eine sanft geneigte Treppenanlage sowie archäologische Vitrinen, die Bodendenkmäler in Szene setzen sollen. „Gute Wirtschaftlichkeit und ein hohes Maß an Nachhaltigheit“ bescheinigte die Jury dem Vorschlag für das Gebäude selbst, in dem Säle, Foyer, Beratungs- und Gruppenräume, Büro und Werkraum vorgesehen sind. Sanitäre Anlagen aber nur für den Keller, was dem Preisgericht missfiel.

„Wir haben uns eineinhalb tage Zeit genommen, um alle Arbeiten kritisch würdigen zu können, um städtebaulich die ideale Lösung zu finden“, so Prof. Jahnen. Den „Raum in Szene setzen“ soll der Vorschlag der Gewinner, „Platz machen am und im Zeughaus“, so haben die Architekten aus Schweinfurt und Kitzingen ihr Vorhaben überschrieben.

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Generell ähnelten sich fast alle eingereichten Arbeiten, blieben richtig kreative Lösungsansätze Mangelware. Nahezu jeder der Architekten gönnte dem Zeughaus-Platz viel Raum, einige, wenige Bäume, Ruhezonen, Wasserelemente, Sitzbänke, Gastronomiebereiche, Treppenstufen und Kurzparkzonen. Außergewöhnliche Vorschläge waren Anbauten an das Zeughaus, ein Pavillon für ein Bürgerforum, eine Bühne oder ein Bodentrampolin.

auf dem Bild von links: Der Sprecher des Preisgerichts Peter Jahnen, Baureferent Jochen Müller, Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Christian Schmöger, Ralph Schäffner, Thomas Wirth und Peter Friedrich.

Das Schweinfurter Zeughaus

Nördlich des Schweinfurter Roßmarktes steht das Zeughaus, umgeben derzeit noch von zahlreichen parkenden Autos auf dem riesigen Vorplatz. Es stammt aus der Renaissancezeit, wurde in den Jahren 1589 und 1590 in der damals Freien Reichsstadt Schweinfurt gebaut. Und zwar an der Stelle einer einstigen Roßmühle, die im so genannten zweiten Stadtverderben allerdings zersört wurde. Anfangs diente das Zeughaus als Waffenarsenal, später als Lager für Geschütze und Munition. Im 19. Jahrhundert war es sogar zur Kaserne umgenutzt. Später erwarb es der Schweinfurter Industrielle Wilhelm Sattler und funktionierte es zur industriellen Nutzung um. 1935 erwarb die Schweinfurter Familie Helferich das Zeughaus. 1940 bezog es die lokale Schweinfurter Tageszeitung, die darin bis zum Umzug in einen Neubau in der Schultesstraße vor wenigen Jahren ihren Sitz hatte. An der Westseite unter dem Giebel sind Kanonenkugeln eingebracht, die an die Belagerung und Eroberung Schweinfurts durch die Truppen Gustav Adolfs erinnern, der 1647 die Stadt einnahm. Am Treppeturm ist das Wappen Rudolf II. zu sehen, der von 1567 bis 1612 Kaiser war und in dessen Regentschaft der Bau des Zeughauses einzuordnen ist. 2010 erwarb die Stadt Schweinfurt ihr Wahrzeichen und bereitet es seitdem wieder auf. Erweiterungsbauten aus der Sattler-Zeit sind schon längst wieder abgerissen. Im Juli 2011 beschloss der Schweinfurter Stadtrat, das Zeughaus künftig als „Haus der Familien“, als offenen Begegnungsort für Kinder, Jugendliche und Familien aus dem gesamten Stadtgebiet zu nutzen. Es soll ein multifunktionaler Stadtraum entstehen mit geeigneter Erlebnis- und Aufenthaltsqualität. Mit dem Realisierungswettbewerb für das Gebäude und das Umfeld wird dieser Prozess nun endgültig eingeleitet.



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