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Ein halbes Jahrhundert zuverlässiger Betrieb des Mainkraftwerks Schweinfurt: 50 Jahre sauberer MKS-Strom aus der Kraft des Mains

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SCHWEINFURT – Einen runden Geburtstag konnte 2013 das Laufwasserkraftwerk Schweinfurt der MKS am Main feiern. Der regenerative Dauerläufer Mainkraftwerk Schweinfurt GmbH (MKS), an der die Rhein-Main-Donau AG zu 75 Prozent und die Stadtwerke Schweinfurt zu 25 Prozent beteiligt sind, blickt zum Jahresende auf ein halbes Jahrhundert erfolgreichen Betrieb im Dienste einer umweltfreundlichen, regenerativen Stromerzeugung aus heimischer Wasserkraft zurück.

Bereits seit 1397 besitzt die Stadt Schweinfurt das Recht zur Nutzung der Wasserkraft des Mains. Wegen stetig wachsender Einwohnerzahlen der Stadt wurde 1904/1905 eine erste mit 800 PS beziehungsweise 600 Kilowatt für die damalige Zeit gigantische Wasserkraftanlage errichtet.

Als der Ausbau des Mains zur europäischen Schifffahrtsstraße Mitte des vergangen Jahrhunderts Schweinfurt erreichte, erhielt die Rhein-Main-Donau AG (RMD) auf Grund ihres Gründungs-Staatsvertrags vom 30. Dezember 1921 die Konzessionsrechte zur Nutzung der dargebotenen Wasserkraft. Die Stadt Schweinfurt machte ebenfalls Rechte geltend. In gegenseitigem Einvernehmen wurde daher das neue Mainkraftwerk als Eigentum der Mainkraftwerk Schweinfurt GmbH (MKS) errichtet und bis Mitte der 1990er Jahre von der RMD betrieben. Zur ortsnahen Verwertung des im MKS erzeugten Stroms wurde am 19. Oktober 1960 der Stromlieferungsvertrag zwischen der Stadt Schweinfurt und der Rhein-Main-Donau AG abgeschlossen, auf dessen Grundlage die erzeugte Energie seitdem an die Stadtwerke Schweinfurt geliefert wird. Die Betriebsführung obliegt heute E.ON.
Die Steuerung erfolgt seit 1997 von der Kraftwerkswarte im Pumpspeicherkraftwerk Langenprozelten im Landkreis Main-Spessart aus, die auch alle anderen Main- und Regnitzkraftwerke der Rhein-Main-Donau AG und von E.ON fernsteuert.

Seit der Inbetriebnahme 1963 erzeugte das im Herzen von Schweinfurt liegende Mainkraftwerk aus seinen beiden Kaplanturbinen mit zusammen 3.800 Kilowatt Leistung durchschnittlich rund 19,6 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr. Das vollautomatisch arbeitende Kraftwerk ist mit zwei gleich großen, besonders platzsparend konstruierten Maschinensätzen ausgerüstet. Jeder der beiden besteht aus einer an eine Schiffsschraube erinnernde Kaplanturbine (benannt nach dem Österreicher Viktor Kaplan, der sie im Jahre 1913 entwickelte) mit einer 105 Tonnen schweren vertikalen Welle, die über ein einstufiges Stirnradgetriebe den Generator mit 600 Umdrehungen pro Minute (sogenannter Schnellläufer) antreibt. In der klassischen Bauweise drehen sich die Kraftwerksturbinen am Main üblicher Weise als sogenannte Langsamläufer „nur“ mit bis zu 100 Umdrehungen pro Minute. Jedes Turbinenlaufrad hat einen Durchmesser von 3,54  Meter und verfügt über vier verstellbare Flügel. Die beiden Leitapparate zur Steuerung des Mainwasser-Durchflusses sind mit je 24 verstellbaren Leitschaufeln bestückt. Zur Stromerzeugung können die Turbinen des Kraftwerks eine Ausbaufallhöhe von vier Metern nützen. Das Mainwasser fließt dabei mit einer Geschwindigkeit von bis zu 125 Kubikmeter pro Sekunde durch die Turbinen, das entspricht rund 830 Badewannenfüllungen pro Sekunde. Kaplanturbinen sind ideal für die Stromerzeugung an Flüssen mit geringer Fallhöhe. Durch die verstellbaren Leit- und Laufradschaufeln können Kaplanturbinen auf die jeweilige Wassermenge optimal eingestellt werden und sind so bestens für den Einsatz am Main geeignet.
In den vergangen 50 Jahren hat der regenerative Dauerläufer Schweinfurt rund eine Milliarde Kilowattstunden Strom geliefert. Damit leistet das Kraftwerk einen wichtigen Beitrag zur Verminderung von Schadstoffen in der Region und zum Klimaschutz. Im Vergleich zum deutschen Energiemix (695 g CO2 pro kWh) wurde so durch das MKS das Klima insgesamt um fast 700.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) oder knapp 13.600 Tonnen CO2 pro Jahr sowie rund 30 Tonnen Schwefeldioxid und Stickoxide jährlich entlastet.
Die Jahresstromerzeugung des Kraftwerks Schweinfurt entspricht dem Strombedarf von fast 6.000 deutschen Durchschnittshaushalten (2,06 Personen). Die über 52.000 Bürgerinnen und Bürger von Schweinfurt könnten rein rechnerisch aus dem MKS knapp drei Monate ihren Strombedarf decken.

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Das Kraftwerk Schweinfurt wurde nach dem gleichen Grundprinzip wie fast alle anderen Mainkraftwerke der RMD AG gestaltet. Auf einer Seite befindet sich eine Kahnschleuse von 12,5 Meter Länge und 2,5 Meter Breite. Zur Flussmitte hin schließt die zweifeldrige Wehranlage mit einer Wehrfeldbreite von je 30 Meter an die Kahnschleuse an. Im Anschluss an die Wehrschwelle kommen flussabwärts ein geneigter Absturz mit Strahlteilern und Störkörpern, die bei geöffneten Wehren bzw. Wehrüberlauf die Strömungsenergie des abfließenden Wassers auffangen. Daneben schließt das eigentliche Kraftwerk an. Über das Wehr führt eine Betriebsbrücke, die das Kraftwerk mit dem Uferdamm verbindet. Am linken Ufer der Maininsel befindet sich etwas abgesetzt die Schiffsschleuse mit einer Länge von knapp 301 Metern und einer Breite von 12 Meter.

Auffällig ist die aufwändige Außengestaltung des Krafthauses mit unterschiedlich ockerfarbenen Klinkersteinen und zwei Bronze-Plastiken des Münchener Bildhauers und Medailleurs Guido Goetz (18. Oktober 1912 – 9. März 1992) an der eingangsseitigen Giebelwand des Kraftwerks. Die liegende Frau verkörpert das Wasser. Die Hüfte und die Taille in Verbindung mit dem rechten Arm der Dame symbolisieren die Wellen des Mains. Der ausgestreckte linke Arm deutet die Fließrichtung des Wassers an. Die stehende männliche Gestalt fängt mit der rechten Hand einen verästelten Blitzstrahl ein, der die Lichtenergie aus Strom symbolisiert. Die geballte, linke Faust steht für die Kraft und Energie, die die beiden Elemente Licht und Wasser verkörpern.

Als Besonderheit verläuft in Schweinfurt parallel zum Hauptfluss der sogenannte Saumain, der ca. 400 Meter oberhalb des Kraftwerks ausgeleitet wird und etwa 200 Meter unterhalb wieder in den Haupt-Main mündet und im Hochwasserfall als Notablauf dient. Auch an den Fischschutz wurde beim Bau des Kraftwerks Schweinfurt gedacht. Über ein seitlich am Kraftwerk auf der Turbinenseite vorbeiführendes Gewässer ist es den Wassertieren möglich, die Staustufe schadlos zu passieren.
Wasserwerke, wie hier in Schweinfurt zeigen, dass durch umfangreiche ökologische Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen der Wasserkraftausbau und auch der Wasserstraßenbau mit dem Umwelt- und Naturschutz vereinbar sind.

Wasserkraftwerk Schweinfurt 0Die vorhandenen 34 Staustufen am Main zwischen Rhein und Bamberg gewährleisten zusammen eine funktionsfähige Wasserstraße von europäischer Bedeutung und einen wirksamen Hochwasserschutz. Unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten hat sich das Ausbaukonzept bewährt, da neben der Erfüllung transportverkehrstechnischer und wasserwirtschaftlicher Belange auch ökologische Zielsetzungen erreicht werden. Die Wasserkraftanlagen leisten nicht nur auch einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduzierung und damit zum Klimaschutz, sondern auch für die Reinhaltung der Flussabschnitte durch die fachgerechte Entsorgung der tausenden Tonnen Rechengut samt Müll.

Wie an den anderen Kraftwerken auch, wird in Schweinfurt das ankommende Schwemmgut aus Grünabfällen und Zivilisationsmüll mit Hilfe eines durchgehenden Einlaufrechens vor den Turbinen abgefangen, von einer vollautomatischen Rechenreinigungsmaschine aus dem Main gebaggert und auf einen verankerten Lastkahn verladen. Bedarfsabhängig wird das Rechengut per Schiff zu einem zertifizierten Entsorgungsbetrieb gebracht, der das Rechengut entsprechend den gesetzlichen Vorgaben trennt und entsorgt bzw. kompostiert und verwertet. Pro Jahr fischt allein die Rechenreinigungsanlage des Kraftwerks Schweinfurt durchschnittlich 500 Kubikmeter Treibholz und Unrat aus dem Main. 2002 war die Menge mit 900 m3 wegen des starken Hochwassers fast doppelt so hoch. Seit Inbetriebnahme des Kraftwerks wurde der Main in Schweinfurt von über 25.000 m3 (entspricht über 800 Grüngut-Container-Laster) Treibgut und Wohlstandmüll befreit.

RMD-Vorstand Dr. Albrecht Schleich erklärt: „Wir freuen uns, mit E.ON einen kompetenten und ausgezeichneten Partner für den Betrieb unserer Wasserkraftwerke am Main gefunden haben, der unsere Anlagen im Sinne einer zuverlässigen, umweltfreundlichen, regenerativen Stromerzeugung für einen langfristigen Dauerbetrieb fit hält. Unsere beiden ältesten Wasserkraftkraftwerke entstanden vor rund 90 Jahren am Main in Würzburg (Untere Mainmühle, 1922) und an der Donau bei Passau (Kachlet 1922-1927). Seitdem erzeugen sie zuverlässig Strom. Dem Kraftwerk Schweinfurt wünschen wir einen mindestens ebenso langen und erfolgreichen Betrieb, der vor allem auch dem Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Unternehmens und denen unseres Betriebsführers E.ON zu danken ist.“

Die Nutzung der Wasserkraft zur Stromerzeugung ist angesichts der angestrebten Energiewende in Deutschland aktueller denn je und hat in Bayern eine über 100-jährige Tradition. Sie ist nicht nur die älteste Form der Stromerzeugung, sondern immer noch die effizienteste Art, regenerative Energie rund um die Uhr, wetterunabhängig, in größerer Menge und subventionsfrei bereit zu stellen. Die Wasserkraft hatte 2012 in Bayern mit rund 11,8 Milliarden Kilowattstunden Jahreserzeugung einen überproportional hohen Anteil von 17,1 Prozent an der Stromerzeugung insgesamt. Ihr Anteil an den erneuerbaren Energien lag 2012 bei knapp 43 Prozent und war somit wichtigster regenerativer Stromproduzent in Bayern, der zudem noch grundlastfähig ist.
Importunabhängig, zuverlässig, flexibel und kundennah stellen die derzeit 4141 Wasserkraftwerke, davon rund 220 große Anlagen mit mehr als 1 Megawatt Leistung, an Bayerns Flüssen Strom in einer Größenordnung zur Verfügung, die rechnerisch für die Versorgung von über 3,6 Millionen Durchschnittshaushalten (2,06 Personen) ausreicht und den Ausstoß von über 8,2 Mio. Tonnen CO2 (bei 695 g/kWh) vermeidet. Dies entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von fast 3,8 Mio. Mittelklassewagen (mit 15.000 km/a und durchschnittlich 145 g CO2/km). Um das bestehende Wasserkraftpotenzial zu erhalten, werden die Wasserkraftwerke mit hohem, finanziellem Aufwand instand gehalten. Laut einer repräsentativen Umfrage des renommierten Meinungsforschungsinstituts Forsa im Jahr 2009 befürworten 91 Prozent der Menschen in Bayern die Nutzung der Wasserkraft. Der aktuelle Energiekompass der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie von 2013 sieht die Akzeptanz der Wasserkrafterzeugung in der Bevölkerung noch vor Wind und Sonne bei rund 79 Prozent (Wind und Sonne jeweils 76 %).

Die Rhein-Main-Donau AG (RMD) mit Sitz in München wurde 1921 gegründet und gehört seit 1995 mehrheitlich zu E.ON. Das bayerische Traditionsunternehmen besitzt an Altmühl, Donau, Lech, Main und Regnitz insgesamt 59 Wasserkraftwerke, darunter ein Pumpspeicherkraftwerk in Unterfranken mit 164 Megawatt installierter Leistung. Die Betriebsführung ihrer Anlagen hat die RMD an die Bayerische Elektrizitätswerke GmbH und E.ON übertragen. Die 58  Laufwasseranlagen verfügen über eine installierte Leistung von rund 460 Megawatt und erzeugen pro Jahr durchschnittlich über 2,7 Milliarden Kilowattstunden umweltfreundlichen Strom aus Wasserkraft. Damit können über 1,6 Mio. Menschen sicher und umweltfreundlich mit Strom versorgt werden, und das Klima wird um rund 1,9 Millionen Tonnen CO2. pro Jahr entlastet. Das Pumpspeicherkraftwerkt Langenprozelten liefert je nach Anforderung der Deutschen Bahn 140 bis über 200 Millionen Kilowattstunden Bahnstrom (16 2/3 Hertz) pro Jahr zur Abdeckung von Strombedarfsspitzen.
Die RMD Wasserstraßen GmbH ist seit 1999 ein eigenständiges Unternehmen unter dem Dach der Rhein-Main-Donau AG. Über 100 Mitarbeiter konzentrieren sich seither ausschließlich auf den Wasserstraßenbau sowie den Ausbau des Hochwasserschutzes. Das Tätigkeitsgebiet liegt hauptsächlich an der niederbayerischen Donau aber auch an anderen Teilabschnitten der Rhein-Main-Donau-Wasserstraße. Alle Arbeiten laufen im Auftrag und auf Rechnung der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaats Bayern.
RMD CONSULT ist eine international tätige, unabhängig planende Ingenieurgesellschaft mit den Schwerpunkten Hochwasserschutz, Flussrenaturierung, Schifffahrtsstraßen, Wasserkraft, Regenerative Energien, dezentrale Energieversorgung und thermische Kraftwerksanlagen.

Wasserkraft bei E.ON
E.ON betreibt in Deutschland, Schweden, Italien und Spanien 209 Wasserkraftwerke mit einer installierten Kraftwerksleistung von rund 5.665 Megawatt und einer jährlichen Erzeugung von rund 16,5 Milliarden Kilowattstunden. In Bayern betreibt E.ON 102 Laufwasser-, Speicher und Pumpspeicherkraftwerke mit einer installierten Leistung von rund 1.300 Megawatt, die pro Jahr rund fünf Milliarden Kilowattstunden umweltfreundlichen Strom erzeugen. Das reicht aus, um den Jahresbedarf von über 1,5 Millionen privaten Haushalten zu decken. Mit mehreren großen Pumpspeicherkraftwerken leistet E.ON zudem einen wichtigen Beitrag zur Integration anderer erneuerbarer Energien ins deutsche Stromnetz und zur Netzstabilität. Viele der Wasserkraftwerke wurden auch durch Umgehungsgewässer, Fischpässe und Renaturierungsstrecken entlang der Flussufer ökologisch aufgewertet.

Auf den Fotos:

* Der regenerative Dauerläufer Laufwasserkraftwerk Schweinfurt der Mainkraftwerk Schweinfurt GmbH (MKS), an der die Rhein-Main-Donau AG zu 75 Prozent und die Stadt Schweinfurt zu 25 Prozent beteiligt sind, blickt zum Jahresende 2013 auf ein halbes Jahrhundert erfolgreichen Betrieb im Dienste einer umweltfreundlichen, regenerativen Stromerzeugung aus heimischer Wasserkraft zurück. Im Bild die Oberwasserseite des Mainkraftwerks (li.) mit den zwei Wehrfeldern (re.). Besonders auffällig die zwei Bronze-Plastiken des Münchener Bildhauers und Medailleurs Guido Goetz (18. Oktober 1912 – 9. März 1992) an der eingangsseitigen Giebelwand des Kraftwerks.

* Im Bild die zwei kompakten Generatoren der besonders platzsparend konstruierten Maschinensätze. Jeder der beiden besteht aus einer an eine Schiffsschraube erinnernde Kaplanturbine (benannt nach dem Österreicher Viktor Kaplan, der sie im Jahre 1913 entwickelte) mit einer 105 Tonnen schweren vertikalen Welle, die über ein einstufiges Stirnradgetriebe den Generator mit 600 Umdrehungen pro Minute (sogenannter Schnellläufer) antreibt. In den vergangen 50 Jahren hat der regenerative Dauerläufer Schweinfurt rund eine Milliarde Kilowattstunden Strom geliefert. Im Vergleich zum deutschen Energiemix (695 g CO2 pro kWh) wurde so durch das MKS das Klima insgesamt um fast 700.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) oder knapp 13.600 Tonnen CO2 pro Jahr sowie rund 30 Tonnen Schwefeldioxid und Stickoxide jährlich entlastet.

Beide Fotos: Jan Kiver, Rhein-Main-Donau AG, 2013



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