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Es gibt genügend preiswerten Wohnraum in Schweinfurt!

Keiler Helles

SCHWEINFURT – Die Diskussion um sozialen Wohnraum ist in vollem Gange. Die Initiative „Bezahlbar wohnen in Schweinfurt“ findet viel Aufmerksamkeit und wird von Ver.di und den Linken unterstützt. Die Arbeitsgemeinschaft der Schweinfurter Wohnungsunternehmen (ARGE) sieht sich in der Kritik und verteidigt den Wohnraum Schweinfurt um den es laut ARGE garnicht so schlecht steht.

Vergleicht man Schweinfurt mit Franken oder dem übrigen Bayern, dann wird schnell klar, dass die Durchschnittsmieten in Schweinfurt auf einem relativ niedrigen Niveau stehen. Mit durchschnittlich 6,70 €/m2 liegen die Mieten hier um rund einem Euro niedriger als im restlichen Franken, ja sogar ca. 1,50€ niedriger als im übrigen Bayern. Das hört sich erstmal gar nicht so schlecht an, bedeutet aber trotzdem für eine 70m2 Wohnung für eine Familie rund 469€ Kaltmiete pro Monat. Die Mitglieder der ARGE sind nach eigenen Angaben mit durchschnittlich 5,13€/m2 sogar noch günstiger: würde bedeuten 360€ für eine 70m2 Wohnung sei in Schweinfurt machbar!

Die Initiative „Bezahlbar wohnen in Schweinfurt“ von Frank Firsching, Jochen Keßler-Rosa, Elke Tober-Vogt, Sinan Öztürk, Karl-Heinz Körblein und Barbara Mantel schreibt auf Ihrer Website: „Nach Angaben der Stadtverwaltung vom Februar 2019 bestehen in der Stadt Schweinfurt aktuell 2929 Sozialwohnungen. Vor 20 Jahren waren es noch 5616! Es werden weiter immer weniger. Bis zum Jahr 2026 geht das Angebot an Sozialwohnungen um gut 600 auf 2315 zurück. Im Jahr 2029 sinkt die Zahl der Sozialwohnungen sogar auf 1912, das sind 1017 Sozialwohnungen weniger als heute. Das liegt daran, dass eine Sozialwohnung nach einer gewissen Zeit, beispielsweise nach 30 Jahren, ihre Sozialbindung verliert. Danach gibt es die Wohnung natürlich noch, aber nicht mehr als Sozialwohnung. Sie ist dann eine normale Mietwohnung, oder wird zur Eigentumswohnung.“

Rund 8.000 Wohnungen bieten die Mitglieder der ARGE in Schweinfurt an, was rund ein Drittel des Wohnungsmarktes ausmacht. Die Arbeitsgemeinschaft der Schweinfurter Wohnungsunternehmen ist eine Interessenvertretung unter dem Dach des Verbands der bayerischen Wohnungsunternehmen e.V. Der Arbeitsgemeinschaft gehören der Bauverein Schweinfurt eG, die Eisenbahner-Baugenossenschaft Schweinfurt eG, die Postbaugenossenschaft Schweinfurt eG und die Stadt- und Wohnbau GmbH Schweinfurt an. Rund 30 % der 8.000 Wohnungen sind öffentlich gefördert. Umgangssprachlich werden diese öffentlich geförderten Wohnungen auch als „Sozialwohnungen“ bezeichnet.

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Der öffentlich geförderten Wohnung steht die frei finanzierte Wohnung gegenüber. Eine frei finanzierte Wohnung unterliegt weder einer Belegungs-, noch einer Mietpreisbindung; was bedeutet, dass zur Anmietung kein Wohnberechtigungsschein benötigt wird. Diese Wohnungen sind also frei vermietbar und stehen jedem Interessenten auf dem Markt zur Verfügung.
Unabhängig von der Finanzierungsart der Wohnung, übernimmt die Stadt Schweinfurt die Miete für Bedürftige. Je nach Größe der Wohnung liegt der aktuelle Höchstsatz bei ca. 5,60 € – 6,00€ /m²/mtl. Die Miete wird hier entweder Ganz oder in Teilen übernommen. Einer sozial bedürftigen Person stehen dementsprechend sowohl öffentlich geförderte, als auch frei finanzierte Wohnungen zur Verfügung.

Die Erfahrungen der Mitgliedsunternehmen der Arbeitsgemeinschaft der Schweinfurter Wohnungsunternehmen deuten auf einen in weiten Teilen ausgeglichenen Wohnungsmarkt in Schweinfurt hin. Die Praxis zeige, dass Mietinteressenten in großen Teilen sehr spezielle Ansprüche an die gewünschte Wohnung stellen. Kriterien, nach denen eine Wohnung gesucht wird, sind neben der Größe und der Lage z. B. auch die Ausstattung der Wohnung bzw. des Gebäudes. Je spezifischer die Suchkriterien gefasst sind, desto länger wartet der Mietinteressent in der Regel auf eine Wohnung. Interessenten, denen die Obdachlosigkeit droht, können hingegen sehr schnell mit Wohnraum versorgt werden. Hierzu stehen die Unternehmen in ständiger Abstimmung mit der Stadt Schweinfurt sowie diversen weiteren Einrichtungen.

„Man habe ja auch eine soziale Verantwortung!“ sagt uns der Geschäftsführer der SWG Alexander Förster, „Und so sehen wir uns auch in der Verantwortung niemanden, der nur 800,- € im Monat zur Verfügung hat in eine Wohnung zu bringen die 400,- € kostet. Das ist schlicht und ergreifend unrealistisch! Irgendetwas muss ja nach Miete und Nebenkosten auch noch in den Kühlschrank!“ Er erzählt uns weiterhin: „Es gäbe auch günstigere Wohnungen, bereits ab 3,15€/m2 – die Anspruchshaltung der Menschen verhindert aber oft deren Vermietung! Und bei uns werden keine Bruchbuden vermietet. Alle unsere Wohnungen werden stetig gewartet und durchaus gut bewohnbar! Natürlich darf man für diesen Preis aber keinen Luxus erwarten.“

Neu gebaute Sozialwohnungen würden laut Informationen der ARGE die o. g. Mieten deutlich überschreiten. Grund hierfür sind die ständig gestiegenen Anforderungen an Gebäude hinsichtlich der Bauvorschriften. Gerade die Energieeffizienz, Barrierefreiheit und der Brand- und Schallschutz sind kostenintensive Faktoren. In Neubauprojekten sind Mieten von mindestens 9,50 €/m² notwendig! Ganz davon abgesehen, sieht Förster keinen Bauraum für die geforderten weiteren 600 Sozialwohnungen.

Das Resümé der ARGE: Natürlich will jeder Mensch schön wohnen. Ein gesunder Realismus wäre aber wünschenswert. Auch eine Altbauwohnung ist eine schöne Sache, in der man gut und günstig in Schweinfurt leben kann. Die ARGE selbst sieht immer sich auch in der Verantwortung ihren Bestandsmietern gegenüber. Diese erwarten natürlich auch, dass die vorhandenen Häuser und deren Wohnungen gepflegt und gewartet werden. Deshalb müsse eben auch wirtschaftlich gedacht werden. Und natürlich müsse ein neuer Mieter auch wohnfähig sein, auch im Interesse bestehender Mieter! Dies würden die Sozialverbände oft nicht berücksichtigen. Bei aller Kritik sollte die Politik, nicht die ARGE gefordert sein.

Wir haben Frank Firsching (Die Linke) um eine Stellungnahme gebeten:

Auch Holger Laschka (Bündnis 90 – Die Grünen) lieferte uns ein Statement:



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