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Generationswechsel im Rathaus oder Erfahrung für das Amt? Um Schonungens Bürgermeister-Stuhl bewerben sich zwei Kandidaten mit 36 Jahren Altersunterschied

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Schonungen – Diesen Sonntag wählt die Großgemeinde Schonungen vor den Toren Schweinfurts einen neuen Bürgermeister. Nach 18 Jahren hat sich der beliebte CSU-Mann Kilian Hartmann aus gesundheitlichen Gründen dazu entschlossen, nicht mehr die nächste Amtsperiode anzugehen, die diesmal sogar acht statt nur sechs Jahre umfasst. Zwei Bewerber buhlen in den neun Ortsteilen und vier Weilern um die Stimmen der wahlberechtigten Bürger unter den knapp unter 8000 Einwohnern. Der bisherige zweite Bürgermeister Martin Oßwald (CSU) und sein SPD-Herausforderer Stefan Rottmann.

Das Pikante an dem Duell: Oßwald besitzt mit seinen 61 Jahren eine enorme Erfahrung, während der politisch auch schon seit seiner Jugend aktive Rottmann mit seinen 25 Jahren ganze 36 Jahre jünger ist und das Ziel hat, Deutschlands jüngster Bürgermeister zu werden. Was beide Kandidaten eint: Sie gingen über lange Wochen jeweils auf Wahlkampftour, schlugen an allen Orten auf, um sich und ihr Programm vorzustellen. Jeweils mit einem etwas prominenteren Politiker als Unterstützung im Schlepptau. Zum Finale letzten Montag kam beispielsweise Bad Kissingens OB Kay Blankenburg mit Rottmann nach Mainberg, in Forst am Donnerstag sprach sich Innenstaatssekretär Gerhard Eck für Oßwald aus. Bei beiden Veranstaltungen zeigten sich aber auch zu deutlich die Gegensätze. Als der Mainberger Historiker Dr. Thomas Horling, selbst Mitte 40, sich in einem Wortbeitrag aus dem Publikum für den SPD-Mann aussprach und forderte: „Schonungen kann nicht nur von Rentnern regiert werden.“ Das zielte deutlich auf Oßwald und seine CSU-Fraktionsvorsitzende. Die saßen drei Tage später in der Forster Gaststätte Gemütlichkeit und grinsten zufrieden bei Gerhard Ecks Antwort: „Die Gemeinde Schonungen steht vor großen Herausforderungen. Da bleibt keine Zeit, einen Lehrling auszubilden. Da braucht es einen kompetenten Mann.“

Die Sanierung der Altlasten, die bald starten und die Schonungen bis 2015 beschäftigen werden, die natürlich finanzielle Sorgen für die Gemeindekasse bedeuten, verbunden mit Prognosen, dass Schonungen in den nächsten 20 Jahren bis zu 1000 Einwohner verlieren könnte – das sind die Herausforderungen der kommenden Zeit. Natürlich haben beide Kandidaten das Meistern als Ziel. Martin Oßwald denkt auch an den zu stemmenden Neubau der Grundschule, an das Leben im Alter in Schonungen, an die Dorferneuerung in Forst. Hier wie da will er mit seinen Verbindungen zur Landespolitik für die notwendigen Zuschüsse sorgen. Das nach der Altlasten-Sanierung geplante und dringend benötigte Seniorenheim liegt auch dem im Sattler-Gebiet aufgewachsenen Stefan Rottmann am Herzen. Genauso Wachstum und Belebung der Ortsteile, generell eine lebendigere Gemeinde, „so dass wir noch interessanter für junge Familien, Senioren und die Jugend werden“.

Genau da greift die CSU den SPD-Ortsvorsitzenden Rottmann aber an. Der organisiert seit Jahren schon Veranstaltungen, holt immer wieder Kabarett- und Comedy-Acts nach Schonungen, beispielsweise den Garitzer Michl Müller, der mehrfach schon in ausverkauften Sälen oder im Festzelt auftrat. Ende Mai 2013 kommt er wieder, zuvor gastietren Mäc Härder und Chris Böttcher in der Gemeinde. Vom Erlös spendet Rottmann stets Geldbeträge an Kindergärten, Jugendfeuerwehren oder die SuB, die Solidargemeinschaft der Betroffenen der Altlasten. Rund 10.000 Euro kamen so in den letzten fünf Jahren zusammen – und Rottmann zog so natürlich die jüngeren Schonunger auf seine Seite. So wie er beispielsweise auch als Lokaljournalist für die Tageszeitung die Schonunger Oberliga-Ringer betreut und als Musiker und Sportler Kontakte pflegt. Sicherlich kein Nachteil für den Bankfachwirt, der fünf Schwerpunktthemen präsentierte, insgesamt zwölf Themenbereiche, die wiederum 150 Ideen und Vorschläge beinhalten

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Chemielaborant Martin Oßwald arbeitete fast 30 Jahre im Radiochemischen Labor des Kernkraftwerkes Grafenrheinfeld, befindet sich aber schon im Ruhestand. Noch. „Die Gemeinde braucht Erfahrung und Kompetenz. Ich habe Bürgermeister Hartmann schon mehrfach vertreten und brauchte keine Einarbeitungszeit“, sagt der in Marktsteinach lebende, zweifache Vater Oßwald. Dass in erster Linie die „alten“ Schonunger ihn wählen, vor allem die aus dem nördlichen, ländlich geprägten Oberland, und die jungen Bürger vorwiegend aus dem Hauptort seinen Kontrahenten, das glaubt Martin Oßwald nicht. „Ich denke, dass sich die Bürger, ob jung oder alt ihre Gedanken machen, wer die Gemeinde in den nächsten acht Jahren gut führen kann.“ Primeln verteilte der 61-Jährige bei seinem Rundgang durch alle Orte. Auch Stefan Rottmann klingelte an nahezu allen Haustüren, brachte Süßigkeiten und Pfefferminz-Bonbons mit.

Ein Foto zeigt den 25-Jährigen zusammen mit den Oberbürgermeistern Ulrich Maly (Nürnberg), Christian Ude (München) und Georg Rosenthal (Würzburg). Große Namen also sind Rottmann genauso wenig fremd wie große Ambitionen. Bei der letzten Kommunalwahl wurde er mit den meisten Stimmen aller 116 Kandidaten in den Gemeinderat gewählt. „Die letzten Monate waren für mich ein großer Gewinn, in jeglicher Hinsicht: Ich habe viele Gespräche geführt, viele Kontakte geknüpft und konnte mich in meiner Persönlichkeit weiterentwickeln. Ich freue mich, dass ich mit meinem Programm eine Diskussion in manchen Bereichen losgetreten habe. Mit der Wahl ist’s allerdings wie vor einer wichtigen Prüfung: Man weiß nie, wie sie ausgeht und ob man dafür genug getan hat“, sagt Rottmann und verweist auf seine Erfahrung, die er als Gemeinderat sammeln konnte. Er will einen Generationswechsel im Rathaus einleiten. Ob die Schonunger das zulassen?

Unser Bild zeigt von links: Stefan Rottmann, Amtsinhaber Kilian Hartmann und Martin Oßwald.



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