NA OHNE Kategoriezuordnung

Geplante Schulen-Schließungen: Schonunger Gemeinderat übt heftige Kritik – Anfrage der CSU an OB Remelé – deutliche Worte von Dr. Ulrike Schneider – Schulfest am Freitag

Strompreis

SCHONUNGEN / SCHWEINFURT – Im Zusammenhang mit der Zukunft der Realschule und Grundschule Schonungen sowie den Walther-Rathenau-Schulen in Schweinfurt haben sich die Ereignisse überschlagen. Der Schonunger Gemeinderat übt heftige Kritik an Stadt und Landkreis: „Man werde von den Kreistags- und Stadtratskollegen vor vollendete Tatsachen gestellt.“, so die Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat.

Alle Signale des Landkreises ließen keinen Zweifel am langfristigen Verbleib der Realschule. Der Landkreis hat das Schulgebäude 2011 erworben und unter Berücksichtigung langfristiger Schülerprognosen eine neue Schule gegründet. Mittlerweile wurden beachtliche Investitionen in das Schulhaus getätigt, beispielsweise in Fach- und Chemiesäle. Die Realschule in Schonungen wurde erst vor 2,5 Jahren selbstständig mit eigenem Kollegium und Schulleitung. Die Schule hat sich etabliert und viele beachtliche Preise in kurzer Zeit erworben: Vor wenigen Tagen erst den Innovationspreis 2016 als einzige Realschule in Bayern. Der Kreistag hatte die Sanierung der Realschule für nach 2020 fest eingeplant. Die Schülerzahlen der Realschule Schonungen sind gestiegen und sogar der zuständige Ministerialbeauftragte sieht die Schule als langfristig gesichert.

Realschule Schonungen

Vor dem Hintergrund des dauerhaften Realschulbetriebs hat die Gemeinde zahlreiche Projekte in Abhängigkeit zur Landkreisschule angeschoben. Unter anderem Kanal- und Straßenbau, Kinderkrippenerrichtung in direkter Nachbarschaft, ein Nahwärmeprojekt für das Schulzentrum, sowie der Grundschulneubau hinter dem bestehenden Realschulkomplex. Bürgermeister Stefan Rottmann hat sich am 31.05. mit einem fünfseitigen Argumentationspapier an den Landkreis gewandt und viele Fragen aufgeworfen, die den Gemeinderat jetzt beschäftigen. Enttäuscht zeigte sich der Gemeinderat allerdings, dass trotz Einladung kein Landkreisvertreter an der Gemeinderatssitzung teilgenommen hatte und die Informationslage äußerst dünn sei.

Hotel
Gaspreis
Muster

Realschule Schonungen Innovationspreis

Die Gemeinde könne unmöglich auf Basis von Medienberichten weit reichende Entscheidungen im Hinblick auf die Grundschule treffen, wenngleich sich die Fraktionsvorsitzenden einig waren und am Grundschulprojekt festgehalten werden soll. „Es darf keine Zeitverzögerungen geben!“, fordert der Gemeinderat. Andererseits wurden Fakten und Informationen über die Zukunft des Landkreis-Schulgebäudes eingefordert. Ab dem Schuljahr 2024/2025 soll laut den Plänen von Stadt und Landkreis die Realschule in Schonungen Zug um Zug bis 2031 nach Schweinfurt verlagert werden. Damit entsteht im Landkreis spätestens 2031 ein markanter Leerstand. Eine anderweitige Nutzung ist so weit im Voraus nicht absehbar oder seriös vorherzusagen. Weiterhin warfen die Ratsmitglieder die Frage auf, wie und wann der Landkreis gedenkt, sein Gebäude zu sanieren. Ein jahrelanges Aufschieben des Grundschulprojekts bis 2025 oder 2031, um möglicherweise das dann freie Realschulgebäude zu nutzen, sei ausgeschlossen.

Rathenau 1

Der Gemeinderat hat sich in seiner Sitzung ganz klar für den Erhalt der Schulen ausgesprochen. Die Schulleitung der Grundschule, die Elternbeiratsvorsitzenden der Grund- und Realschule sowie Architekt Holger Philipp nahmen auf Einladung der Gemeinde an der Sitzung teil. Sie zeigten sich dankbar über den offenen und partnerschaftlichen Umgang der Gemeinde und gleichzeitig erleichtert über die Klare Haltung Schonungens.

Die Fraktionsvorsitzenden sind entsetzt und schockiert über die Informationspolitik des Landkreises. CSU/SPD/Freie Wähler im Gemeinderat stehen geschlossen hinter den Lehrern, Eltern und Schülern und werden sie bei Protestaktionen unterstützen.  Bürgermeister Stefan Rottmann bedankte sich für die vielen Initiativen, für die großartige Unterstützung und Solidarität für die Großgemeinde Schonungen sowie für die Grundschule und Realschule Schonungen und die Walther-Rathenau-Schulen!

Rathenau 3

Der Gemeinderat bittet die Bürgerinnen und Bürger der Region in den Medien, sozialen Netzwerken, bei Unterschriftenaktionen und weiteren Aktivitäten um Unterstützung.

https://www.facebook.com/Rettet-unsere-Schulen-202637170135659/?fref=ts
https://www.openpetition.de/petition/online/rettet-das-wrg-wrr-schweinfurt

Mit der inzwischen verheirateten Stefanie Stockinger-von Lackum stellt ein Mitglied im Namen der CSU-Fraktion im Schweinfurter Stadtrat eine Anfrage an Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé, die wir an dieser Stelle im Wortlaut wiedergeben.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

an den zahlreichen Reaktionen vieler Lehrer des Rathenau-Gymnasiums als auch der Rathenau-Realschule, sowie auch aus persönlichen Gesprächen, merkte ich, dass die Nachricht des Auslaufens des Gymnasiums, sowie des Zusammenlegens der städtischen Realschule mit der staatlichen Realschule in Schonungen viele überrascht hat.

Erfreulicherweise war bereits in den Medien zu lesen, dass betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden. Dennoch machen sich viele Lehrer an beiden Schulen Gedanken über ihre berufliche Zukunft. Vor allem deshalb, weil die Lehrer an den Rathenauschulen tariflich Angestellte sind und sie nicht wissen, was mit ihnen gerade bei einer Zusammenlegung mit einer staatlichen Realschule passiert.

Daher bitte ich Sie im Namen der CSU-Stadtratsfraktion den Gymnasial- als auch den Realschullehrern eine berufliche Perspektive aufzuzeigen. Vor allem auch den jungen Lehrern, die wir in den vergangenen Jahren als unbefristete Angestellte eingestellt haben.

Als Stadträtin, die viele der Lehrer an den Schulen mit eingestellt hat, erwarte ich mir, dass Stadt und Freistaat hier eine Lösung finden werden und dies vor allem auch müssen. Ich bitte Sie, die Anfrage im nächsten Haupt- und Finanzausschuss oder im nächsten Stadtrat zu beantworten.

Rathenau 2

Oberstudiendirektor Ulrich Wittmann als Leiter der Rathenau-Schulen reagierte inzwischen auf der Homepage der Schulen mit deutlichen Worten und lädt zum Schulfest am kommenden Freitag ein. Hier der Wortlaut:

„Seit Freitag, 10. Juni 2016 überschlagen sich die Ereignisse an den Walther-Rathenau-Schulen der Stadt Schweinfurt. In einer kurzfristig einberufenen Lehrerkonferenz – die Einladung erfolgte am Donnerstag, 9. Juni – wurden die Lehrkräfte des Walther-Rathenau-Gymnasiums und der Walther-Rathenau-Realschule vom Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, Sebastian Remelé, darüber informiert, dass die Stadt Schweinfurt beabsichtigt, das Gymnasium über einen Zeitraum von acht Jahren auslaufen zu lassen, indem ab dem Schuljahr 2017/2018 keine neuen Schüler mehr in 5. Klassen aufgenommen werden.

Danach soll ab dem Schuljahr 2024/2025 die Walther-Rathenau-Realschule mit der Realschule Schonungen in den Räumen der Walther-Rathenau-Schulen in der Art fusionieren, dass bis zum Ende des Schuljahres 2028/2029 die Walther-Rathenau-Realschule durch Wegfall eines Jahrgangs pro Jahr ebenfalls aufgelöst sein wird. Die beiden Städtischen Schulen werden dann Geschichte sein, die Realschule Schonungen wird nach Schweinfurt umgezogen sein.

Dieser Schritt kam für Schule und Schulleitung völlig überraschend und unvorbereitet. Die Lehrerschaft nahm diese Information auch nicht gelassen auf, wie es Herr Remelé später schilderte, sie wurde vielmehr von dieser Nachricht überrollt und konnte schockiert und überfordert in diesem Moment nicht angemessen reagieren.

Weder die Schulleitung noch das Kollegium sowie unsere Schülerinnen und Schüler und der Elternbeirat wurden im Vorfeld der Entscheidung gehört. Der erste Schock ist überwunden und hat für Enttäuschung, Unverständnis, Zukunftsangst und Wut Platz gemacht.

Wir sind mehr denn je von der Notwendigkeit des Erhalts unserer beiden Schulen überzeugt und wollen hier deutlich zum Ausdruck bringen, dass wir diesen Beschluss nicht gelassen hinnehmen, sondern mit aller unserer Kraft für den Erhalt des „Rathenaus“ einstehen werden. Ein rein kostenorientiertes Denken der verantwortlichen politischen Entscheidungsträger sollte bei dieser schwer wiegenden Entscheidung am Ende nicht die Oberhand gewinnen. Die gesamte Schulfamilie wünscht sich dringlich, dass unser „Rathenau“ weiterhin wichtiger Teil der Bildungslandschaft in der Stadt Schweinfurt bleiben darf. Dafür kämpfen wir!

Alle, die mit uns für die Walther-Rathenau-Schulen einstehen und die sich über das aktive Schulleben unserer Schule informieren möchten, sind herzlich eingeladen zum Schulfest, am Freitag, den 17.06.2016, ab 13:00 Uhr im Pausenhof der Schule.“

Seitens der Schweinfurter Liste kritisiert Stadträtin Dr. Ulrike Schneider das undemokratisches Vorgehen, den falschen Zeitpunkt und generell die Entscheidung. Sie schreibt:

„Das vom OB gewählte Verfahren, einen von den Schweinfurter Bürgern gewählten Stadtrat bei diesem weitreichenden Thema vor vollendete Tatsachen zu stellen, ist in höchstem Maße undemokratisch. Das Kaffeekränzchen mit den Fraktionsvorsitzenden, in dem der OB Themen „vorbespricht“, kann die Willensbildung in den zuständigen Fachausschüssen und im Stadtrat nicht ersetzen. Nicht wenige Stadträte haben die „Entscheidung“ der Zeitung entnommen. Themen müssen diskutiert werden, das Pro und Contra mit Bedacht abgewogen werden – am Ende sind es 45 Stimmen, die über die Zukunft der Rathenau-Schulen abzustimmen haben. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist ummöglich gewählt. Wer als Führungskraft vorausschauend agiert, der hat auch die öffentlichen Folgen seines Tuns zu bedenken. Was für ein Affront, die Kinder kurz nach ihrer Entscheidung für das Rathenau-Gymnasium mit den zukünftigen Abbauplänen zu konfrontieren. Was für ein Affront für die Lehrerschaft am Rathenau-Gymnasium wie auch an den anderen Schulen, die alle ihre Budgets und Lehrerstellen auf Basis der Anmeldungen geplant und abgeschlossen haben. Dem Rathenau-Gymnasium mit dem angekündigten Schulschluss in 8 Jahren die Chance auf die Realisierung der Mittelschule Plus (G9 statt G8) zu nehmen, ist unfair und benachteiligt die dortigen Gymnasiasten. Wenn der wirtschaftswissenschaftliche Zweig von keiner anderen Schule übernommen wird, ist die Schullandschaft ärmer geworden – und das ausgerechnet in einer Industriestadt, die um die Bedeutung des Schwerpunkts wissen müsste“, schreibt Schneider „diese Zeilen voller Empörung – vor allem wegen der wieder einmal bewusst ausgehebelten demokratischen Entscheidungsprozesse“.

Dr. Schneider bezeichnet die Anfrage der CSU an den OB als „Gipfel. Diese Anfrage kommt aus den Reihen der CSU, die diesen „Coup“ mit dem OB an der Spitze ausgekartet hat und nun aus Angst vor Kritik schnell eine scheinheilige Anfrage hinterherschickt. Interessanter Weise ist es Frau Stockiger-von Lackum noch nicht einmal bewusst, dass die Entscheidung zur Aufgabe der Schule noch gar nicht in einem demokratischen Gremium zur Diskussion stand, geschweige denn, beschlossene Sache ist. In welcher Bananenrepublik leben wir hier eigentlich???“, fragt die Stadträtin der Schweinfurt Liste.

Die aktuelle Berichterstattung über die Zukunft der Schullandschaft in Stadt und Landkreis Schweinfurt veranlasst Landrat Florian Töpper noch einmal Folgendes deutlich zu machen: Die geplante Auflösung des Walther-Rathenau-Gymnasiums ist einzig und alleine die Entscheidung der Stadt Schweinfurt. Ihr alleine obliegt es daher auch zu entscheiden, wann, wen und wie sie über diese Pläne informiert. Der Landkreis war und ist für dieses Gymnasium nicht zuständig und dementsprechend ist auch die Informationspolitik dazu Aufgabe der Stadt.

Anders ist die Sachlage, was eine mögliche Zusammenführung der Rathenau-Realschule mit der Staatlichen Realschule Schonungen angeht. Zunächst noch einmal ganz deutlich: Der Bestand der Staatlichen Realschule Schonungen mit ihrem vielfach ausgezeichneten pädagogischen Angebot stand und steht unter keinen Umständen in Frage. Zur eventuellen Disposition steht unter bestimmten Voraussetzungen einzig und allein der Unterrichtsort.

Was dies anbetrifft, haben die Verwaltung des Landratsamtes Schweinfurt und Landrat Florian Töpper die Gemeinde Schonungen in Person des 1. Bürgermeisters Stefan Rottmann zu einem möglichst frühen Zeitpunkt über die Gespräche mit der Stadt informiert. Desgleichen informiert wurde die Schulleitung der Realschule Schonungen sowie die Fraktionsvorsitzenden des Kreistags.

Wie bereits ebenfalls mehrfach betont wurde, ist zu dieser Thematik noch kein einziger Beschluss von Seiten des Landkreises gefasst worden. Im Gegenteil: Bei Landkreisverwaltung und den Fraktionen besteht Einigkeit, dass aufgrund der hohen Sensibilität des Themas zunächst umfassend Entscheidungsgrundlagen zu ermitteln sind, um dann einen Entschluss der Kreisgremien wohlvorbereitet herbeizuführen. Ein Zeitpunkt, wann dies sein wird, steht ebenfalls noch nicht fest.

Den Erwägungen von Stadt und Landkreis liegen erste Ergebnisse des Schulentwicklungsplans zugrunde. Diesen hat der Kreisausschuss im Dezember 2014 einstimmig in Auftrag gegeben. Landrat Florian Töpper legt großen Wert auf die Feststellung, dass bei Beratung und Beschlussfassung hierüber auch Schonungens 1. Bürgermeister Stefan Rottmann in seiner Funktion als Kreisrat anwesend war. Dem Protokoll dieser Sitzung ist zu entnehmen, dass Zielsetzung des Schulentwicklungsplans insbesondere auch die künftige Gestaltung der Realschullandschaft in Stadt und Landkreis sein soll. Unter den Fraktionen bestand seinerzeit Einigkeit, dass die Bildungspolitik des Landkreises nach Möglichkeit über die Wahlperiode hinaus zu planen ist. „Diese Einigkeit sehe ich auch heute noch“, so Landrat Töpper.

Der Landrat hegt großes Verständnis dafür, dass die Gemeinde Schonungen über die Möglichkeit eines Abzugs der Schule nicht erfreut ist. In den bereits erfolgten Gesprächen mit Bürgermeister Rottmann wurde immer wieder betont, dass sich der Landkreis Schweinfurt als Gebäudeeigentümer verpflichtet sieht zusammen mit der Gemeinde Schonungen für jedes Szenario eine sinnvolle Lösung für das Schulgebäude zu erarbeiten.

Betroffen zeigt sich Töpper allerdings einerseits von der Heftigkeit der Vorwürfe in Richtung des Landkreises und seiner Person, andererseits davon, dass die Gemeinde mit falschen Aussagen operiert. So heißt es in einer Pressemitteilung der Gemeinde Schonungen vom 14.06.2016 wörtlich: „Der Kreistag hatte die Sanierung der Realschule für nach 2020 fest eingeplant.“ Ein solcher Beschluss des Kreistags existiert nicht. Vielmehr hat die Landkreisverwaltung auf Nachfragen der Gemeinde Schonungen stets pflichtgemäß geantwortet, dass eine dauerhafte Bestandszusage für die Realschule am gegenwärtigen Ort nicht gegeben werden kann.

Landrat Florian Töpper: „Ich fordere Herrn Bürgermeister Rottmann auf, in der Diskussion um den Realschulstandort Schonungen künftig Maß und Mitte zu wahren.“

Seit längerem war geplant, an diesem Freitag, den 17.6., ab 13.00 Uhr ein kleines Schulfest zu veranstalten. Dies wird natürlich jetzt auch genutzt, um die Situation der Schule zu verdeutlichen und für eine Fortführung zu werben. Deshalb sind alle Stadträte hierzu eingeladen (und natürlich alle ehemaligen Schüler), um sich mit den Betroffenen zu treffen und Meinungen zu bilden oder auszutauschen. Hauptbestandteil wird gegen 15.00 Uhr eine kleine Choreographie der Chorklassen sein.



Powered by 2fly4 Entertainment
Alle Angaben ohne Gewähr!
Fotos sind ggf. beispielhafte Symbolbilder!
Kommentare von Lesern stellen keinesfalls die Meinung der Redaktion dar!

Schreibe einen Kommentar

Pixel ALLE Seiten