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Häusliche Gewalt gegen ältere Frauen nimmt zu: Die Leiterin des Frauenhauses Gertrud Schätzlein referierte beim Kolping-Frauenfrühstück

SCHWEINFURT – „Rufen sie auf jeden  Fall die Polizei. Haben sie keine Hemmungen!“, appellierte Gertrud Schätzlein daher an die über 80 Damen des Frauenfrühstücks der Kolpingsfamilie initiativ zu werden, wenn diese von Gewalt gegen Frauen in ihrer Nachbarschaft oder ihrem Umkreis erfahren. Das Frauenhaus Schweinfurt, dessen Standort in der Stadt geheim gehalten wird, gibt es seit 1980. Mittlerweile bietet es Platz für zwölf Frauen und bis zu 18 Kindern und ist damit abgesehen von den Großstädten München, Nürnberg und Augsburg eines der größeren der 38 Frauenhäuser in Bayern. „Aber dennoch reichen die Plätze manchmal nicht“, berichtet Frau Schätzlein, deren Frauenhaus für die Stadt und den Landkreis Schweinfurt sowie die Landkreise Haßberge und Rhön-Grabfeld zuständig ist.

In ihrem Referat schilderte sie, dass Gewalt gegen Frauen in allen sozialen Schichten auftrete, berichtete explizit aber auch über die Schwierigkeiten von Ausländerinnen. Der größte Anteil der ausländischen Hilfesuchenden komme aus osteuropäischen Ländern. Sie thematisierte auch die Schwierigkeiten von Frauen aus der Türkei oder aus dem ehemaligen Jugoslawien, deren rigide Familienstrukturen, eine Beratung geschweige denn eine Flucht oft nahezu unmöglich mache. Einziger Ausweg sei aus Sicherheitsgründen oft diese Frauen in ein entferntes Frauenhaus, oft sogar in einem anderen Bundesland, zu vermitteln.

Für Entsetzen im Saal sorgte ihre Bemerkung, dass in den letzten Jahren vermehrt ältere Frauen über 60, teilweise über 70 Jahren Hilfe im Schweinfurter Frauenhaus suchten. „Gewalt gegen Frauen, das hört ja nicht auf“, verdeutlichte Schätzlein, die bei der Gründung des Frauenhauses dessen erste hauptamtliche Mitarbeiterin war. Dieses Problem sei in der Öffentlichkeit wenig bekannt, hier müsse ein Bewusstsein entstehen.

Immer wieder seien sie und ihre Mitarbeiterinnen mit Vorurteilen konfrontiert. Hieß es früher noch: „Ihr zerstört Familien“ oder „Frauen sind doch selber schuld“, heißt es heute eher: „Auch Frauen schlagen!“ Die präsentierten Zahlen sprechen eine andere Sprache, denn  laut einer Studie der Bundesregierung aus dem Jahr 2004 sollen 42 % aller Frauen zwischen 16 – 86 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben Opfer körperlicher oder psychischer Gewalt von Männern geworden sein. „Auch wir Frauen sind keine Engel“, betonte Schätzlein zwar, aber aufgrund vieler sozialer Umstände, wie weniger Mobilität wegen der Kindererziehung seien Frauen in der Gesellschaft mehr gefährdet Opfer zu werden. Männer könnten leichter flüchten.

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Auch bereite es Frauen oft Schwierigkeiten sich von gewalttätigen Partnern zu trennen. „Im Durchschnitt braucht es acht Anläufe, bis sich eine Frau endgültig trennt, auch wenn sie grün und blau geschlagen wird“, berichtete Schätzlein. Für Erika Messerschmidt, die Leiterin des Frauenfrühstücks, die sich vor zehn Jahren kurzzeitig als Ehrenamtliche im Frauenhaus tätig war, war diese Erfahrung so erschütternd, dass sie ihr Engagement daraufhin einstellte.

Vor einem Frauenhausaufenthalt sollte unbedingt telefonische und persönliche Beratung gesucht werden, rät Schätzlein. Das Notfalltelefon ist 24-Stunden unter 09721/78 60 30 zu erreichen.

Mehr Infos auch unter www.frauenhaus-schweinfurt.de

Christopher Richter für inundumsw.de



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