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Internationaler Geschwistertag: Die „Gekis Schweinfurt“ machen sich stark für Geschwister beeinträchtigter Kinder

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SCHWEINFURT – Marwin Müller, 10 Jahre, fröhlich und aufgeweckt, geht gerne zur Schule und hat seinen speziellen Dickkopf. „Wie wir anderen Geschwister auch. Also ganz normal, außer dass er ein extra Chromosom hat“, sagt Selina Müller, die 22-jährige Schwester. Auch für seine beiden anderen Schwestern, Aylin und Amelie Müller, 18 und 20 Jahre, war und ist Marwin ein ganz normaler Bruder.

Erst, als ihre Klassenkameraden damals anfingen, Marwin als behindert zu bezeichnen, bemerkten sie den Unterschied, erzählt Aylin. „Wir selbst kannten ihn nicht anders, waren ihn so gewohnt. Und lieben ihn so, wie er ist“, meint Amelie.

Paul Wittmann, 17 Jahre, ist ein einfühlsamer und sehr freundlicher Mensch. Er ist eher ruhig, merkt aber sofort, wenn seine Geschwister, Johanna und Noah Wittmann, etwas bedrückt. Pauls Leidenschaft ist der Fußball, für den er jede freie Minute nutzt. An einem Spieltag seiner Lieblingsmannschaft muss er immer dabei sein, egal ob live im Stadion oder doch nur vor dem Fernseher. „Für uns ist Paul nicht aus der Familie wegzudenken, er gehört einfach dazu und wir möchten ihn nicht missen“, sagt seine 21-jährige Schwester Johanna.

Ali, mittlerweile fast 3 Jahre alt, neugierig und wild, kam mit einem Jahr in seine Pflegefamilie. Er ist stets auf Bewegung aus, möchte neue Freundschaften schließen und würde am liebsten niemals schlafen, um nichts Interessantes zu verpassen. Trotz der unterschiedlichen Herkunft sowie des großen Altersunterschiedes sieht seine Schwester Lara Schraut, 21 Jahre, ihren beeinträchtigten Bruder wie ein leibliches Geschwisterkind an, das in seiner Familie voller Liebe und Zuneigung sicher aufwachsen kann. Ein Leben ohne ihren Herzbruder, welcher die Familie gerne mal auf Trapp hält, wäre für Lara nicht mehr vorstellbar.

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Über die Geschwisteranlaufstelle der Offenen Hilfen der Lebenshilfe Schweinfurt haben sich die Geschwister Aylin Müller, Amelie Müller, Selina Müller, Johanna Wittmann, Lara Schraut, Lina Thein und Christin Ruck als die „Gekis Schweinfurt“ zusammengefunden. Sie sind zwischen 18 und 22 Jahre alt und sogenannte Geschwisterkinder („Gekis“), das heißt, sie sind alle Schwestern eines beeinträchtigten Bruders oder einer beeinträchtigten Schwester. Sie selbst sehen sich eher als „Geschwister von anders begabten Kindern“.

Anlässlich des weltweiten Geschwistertags am 10. April 2022 möchten die „Gekis Schweinfurt“ die Chance nutzen, auf ihre neu gegründete Gruppe, aber auch auf alle Geschwister behinderter Kinder aufmerksam zu machen. Das Ziel der Gruppe: Die Geschwister sollen auch wahrgenommen und beachtet werden, denn jeder hat seinen Platz in der Gesellschaft. Obwohl die „Gekis Schweinfurt“ selbst ihre Familiensituation als normal wahrnehmen, ist eine Familie mit einem beeinträchtigten Kind doch immer irgendwie besonders. Nicht selten sind die Geschwister eines behinderten Kindes mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

Um diese besondere Lebenssituation von Geschwisterkindern ins Blickfeld zu rücken und andere Geschwisterkinder zu erreichen, haben sich die „Gekis Schweinfurt“ verschiedene Aktionen überlegt: Ein Instagram-Kanal wurde eingerichtet, um ihre Zielgruppe, junge Leute mit behinderten Geschwistern, zeitgemäß anzusprechen. Per Video, Bilder und Posts könne man informieren, sich up to date halten und einfach Kontakte knüpfen, erklären die „Gekis Schweinfurt“.

Auch auf ihre geplante Aktion – eine Matinee für alle interessierten Menschen mit und ohne Handicap im KuK Schweinfurt, am Sonntag, den 31. Juli 2022 – wollen sie auf ihrem Instagram-Kanal hinweisen. Die Matinee mit dem Titel „Mein Leben mit Dir: Weil du es so besonders machst! – Kunst, Erfahrungen, Einblicke“ findet im Rahmen der Geschwisterwoche vom 25. bis 31. Juli 2022 statt. Initiiert wird die Geschwisterwoche vom „Runden Tisch der Geschwister“, dem unter anderem verschiedene fränkische Lebenshilfen angehören, darunter auch die Lebenshilfe Schweinfurt.

Bei der Matinee, die in Kooperation mit den Offenen Hilfen der Lebenshilfe Schweinfurt stattfindet, werden die „Gekis Schweinfurt“ Besucher an ihren Erfahrungen als Geschwisterkinder teilhaben lassen und zeigen, wie sie das Leben mit einem beeinträchtigten Bruder oder Schwester geprägt hat. Die Vorbereitungen laufen bereits. Verschiedene Foto- und Malaktionen für die Kunstausstellung wurden schon gestartet. Die Horst-Ritzmann-Stiftung aus Schweinfurt unterstützt großzügig sowohl die überregionale Geschwisterwoche als auch die Geschwisteraktion in Schweinfurt.

Schon seit Längerem fördert sie die Geschwisterarbeit der Offenen Hilfen der Lebenshilfe Schweinfurt, die bereits seit 2007 mit ihrer Anlaufstelle Ansprechpartner für Geschwister behinderter Menschen ist. Dank der finanziellen Unterstützung der Stiftung wurden schon so einige Aktionen, Tagesausflüge und Workshops für Geschwisterkinder ermöglicht. Mehr Informationen zum Thema gibt es online unter www.geschwisterwoche.de und auf dem Instagram-Account @gekis_schweinfurt der „Gekis-Schweinfurt“.

Auf den Fotos:

* „Jeder hat seinen Platz in der Gesellschaft – ob mit oder ohne Handicap“. Die „Gekis Schweinfurt“ bemalen Stühle als Symbol für den individuellen Platz jedes Menschen in der Gesellschaft. Ausgestellt werden die bunten Sitzmöglichkeiten bei der Matinee am Sonntag, den 31. Juli 2022, im KuK Schweinfurt. Mit verschiedenen Foto-, Kunst- und Info-Aktionen wollen die „Gekis Schweinfurt“ auf die Situation von Geschwistern beeinträchtigter Menschen aufmerksam machen und den Besucher teilhaben lassen an ihren Erfahrungen. V. l. n. r.: Selina Müller, Amelie Müller und Lara Schraut. Rechts vorne: Johanna Wittmann.
Foto: Dominik Schlereth

* Immer mittendrin und dabei: So liebt es Marwin Müller, 10 Jahre. Bei der Vorbereitung für die Matinee „Mein Leben mit Dir: Weil du es so besonders machst!“ am 31. Juli im KuK Schweinfurt ist er mit dabei und hilft seinen drei Schwestern, die bei den „Gekis Schweinfurt“ aktiv sind, beim Stühlebemalen.
Foto: Dominik Schlereth



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