NA OHNE Kategoriezuordnung

Mehr als 100 heimische Tiere stehen auf der „Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen“

Ferienwohnung Ferienhaus

SCHWEINFURT – „Warum sollten alte und wertvolle Nutztierrassen erhalten werden? Warum werden die schwäbisch-hällischen Schweine im Bauernhof des Wildparks geschlachtet? Das ist doch ein Wildpark und kein Schlachtbetrieb.“

Solche und ähnliche Fragen und Aussagen können die Freunde des Wildparks Schweinfurt e.V. aktuell hören und lesen. Dabei gibt es viele wichtige Gründe, warum der Wildpark und viele andere privaten wie öffentlichen Einrichtungen so verfahren. Die Freunde des Wildparks Schweinfurt e.V. erklären es in einer Pressemeldung.

Das Thema Artensterben ist aktuell in aller Munde. Meist denkt man dabei jedoch an Elefanten in Afrika oder Tiger in Asien. Die wenigstens wissen, dass allein in Deutschland mehr als 100 heimische Tiere auf der „Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen“ der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH), die regelmäßig von Fachleuten aktualisiert wird, stehen.

„So widersprüchlich es sich für manche anhören mag, bei vom Aussterben bedrohten Nutztieren ist aufessen ausdrücklich erwünscht. Wenn niemand mehr die Produkte von diesen Tieren kauft, werden sie nicht gehalten. Mit der bewussten Haltung und Nutzung der wertvollen Schweinerasse „Schwäbisch-Hällisches Landschwein“, die als „sehr gefährdet“ eingestuft ist, geht der Wildpark Schweinfurt den richtigen Weg und trägt zum aktiven Erhalt dieser gefährdeten Rasse bei. Daneben können die Schweine artgerecht heranwachsen, ganz im Gegensatz zu großen Massentierhaltungen. Mehr Regionalität und Artenschutz geht nicht, “ fasst Florian Martin Josef Dittert, 1. Vorsitzender der Wildparkfreunde Schweinfurt, den Standpunkt des Vereins zusammen.

Muster
Gaspreis
Hotel

Der Verein hat sich daher im vergangenen Jahr bewusst dazu entschieden, der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) beizutreten, um das Artensterben auch in diesem Bereich aufzuhalten. Wenige Hochleistungsrassen produzieren heute die Nahrungsmittel für den Menschen. Gleichzeitig sterben in einem immer schnelleren Tempo alte Nutztierrassen aus. Das heißt es gehen genetische Vielfalt und Kulturgut verloren. Der Verein möchte dem aktiv entgegen treten und klärt daher auch im Rahmen der Wildparkakademie Jugendliche und Kinder über diese Zusammenhänge auf.

Der Verein ist davon überzeugt, dass man den Tieren wieder einen Marktwert geben muss, wenn man sich auf Dauer erhalten möchte. Je stärker die Nachfrage nach Fleisch, Wolle, Käse und Eiern von wertvollen und alten Rassen ist, desto eher werden sie artgerecht gezüchtet.

Zur Verdeutlichung noch einige Aspekte:

1. Kultureller Hintergrund

Alte Nutztierrassen haben den Menschen über einen langen Zeitraum begleitet und zu seiner kulturellen Entwicklung wesentlich beigetragen. Aus wenigen Wildtierarten hat der Mensch über Jahrtausende viele tausende Nutztierrassen gezüchtet. Diese enorme kulturelle Leistung erfolgte immer mit Anpassung an die jeweiligen kulturellen und auch klimatischen Eigenschaften der Region. Die Vielfalt der Nutztiere ist somit ein wichtiges Kulturgut. Die Entwicklungsgeschichte des Menschen ist eng mit der Evolution der Nutztiere verknüpft. Die Domestikation gilt als maßgeblich für viele kulturellen Errungenschaften.

2. Ökologischer Hintergrund

Viele Nutztierrassen sind bedroht. Sie müssen geschützt werden. Alte Nutztierrassen sind in ihrer Biodiversität europa- und weltweit gefährdet. Mit dem Verlust ihrer Vielfalt verschwinden auch wichtige genetische Ressourcen. Um dem Verlust der Biodiversität alter Nutztierrassen Einhalt zu gebieten, sind verstärkt Informations- und Bildungsprogramme notwendig, die Wildparkfreunde tun dies z.B. im Rahmen der Wildparkakademie. Dabei wird die Erhaltung aller Nutztierrassen insofern als Beitrag zur Umweltentlastung verstanden, als dass die Haltung dieser robusten Rassen in Freiland- oder Semifreilandhaltung grundsätzlich umweltverträglicher ist als Massentierhaltung.

3. Landwirtschaftlicher Hintergrund

Die Hauptgefahren für alte und seltene Nutztierrassen sind der Strukturwandel in der Landwirtschaft und die Konzentration auf wenige Hochleistungsrassen. Eine große Anzahl an Nutztierrassen sichert die Nahrungsproduktion weltweit. Der Verlust von Nutztierrassen bedeutet einen Verlust von Biodiversität im Bereich Ernährung und Landwirtschaft. Dieser drohende Verlust von Agrobiodiversität verringert die genetische Vielfalt in der Landwirtschaft.

4. Tierschutzrechtlicher Hintergrund

Der Erhalt alter und seltener Nutztierrassen ist ein Beitrag zum Tierschutz. Alte Nutztierrassen sind nach Zuchtzielen entstanden die unter anderem auch auf lange Lebensleistung und Robustheit zielten. Diese Tiere sind weniger anfällig für Krankheiten und Streß. Im Gegensatz dazu wurden die heutigen Hochleistungsrassen oft einseitig auf hohe Milchleistung, hohe Mastleistung oder andere Leistungsmerkmale gezüchtet – andere Zuchtziele wurden vernachlässigt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es viele gute Gründe gibt so zu verfahren, wie es der Wildpark hier tut. Er leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung und wirkt der Entfremdung von Tier und Mensch entgegen.

Das Bild zeigt: Die Rote Liste der GEH, die schwäbisch-hällische Schweinerasse wird aktuell als „sehr gefährdert“ eingestuft

Text: Florian Dittert, 1. Vorsitzender „Freunde des Wildparks Schweinfurt e.V.“



Powered by 2fly4 Entertainment
Alle Angaben ohne Gewähr!
Fotos sind ggf. beispielhafte Symbolbilder!
Kommentare von Lesern stellen keinesfalls die Meinung der Redaktion dar!

Schreibe einen Kommentar

Pixel ALLE Seiten