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Michael Horlings Fußball-Tagebuch: Der ganz verrückte Relegations-Wahnsinn 2015

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SCHONUNGEN – Er hat es wieder getan: Journalist Michael Horling aus Schonungen bereiste zwei Wochen lang täglich und öfter die Sportplätze der Region, um ganz viel Fußball zu sehen. Relegationspartien und einiges mehr sah er, 17 Spiele insgesamt, 81 nicht immer fallende Tore bei fast 18000 Zuschauern und 747 zurückgelegten Kilometern. Hier sein Tagebuch.
Die armen Egenhäuser

Spiel 01: Montag, 25. Mai, 15 Uhr: TSV Abtswind 2 – FV Egenhausen: 3:3 (0:2); 390 Zuschauer; 94 Kilometer

„Relegation“ ist gefühlt auch dann schon, wenn es am letzten Spieltag ein „Endspiel“ gibt. So in der Schweinfurter Kreisliga 1, die ich seit Jahren betreue. Abtswind 2 trifft als Tabellenführer auf Verfolger FV Egenhausen. Der Aufsteiger ist das Sensationsteam, könnte durchmarschieren. In der Kräuter Mix-Arena sind mehr Zuschauer als bei Landesligaspielen der ersten Mannschaft. Die Gäste lechzen nach dem Triumph, führen bis zur 70. Minute mit 3:0. Egenhausen in der Bezirksliga? Nein, denn Abtswind 2 gleicht in der 92. Minute aus. Binnen Sekunden fällt das so lieb gewonnene Team von Trainer Michael Waffler so von eins auf vier zurück und steht mit leeren Händen da. Auch die Hausherren können nicht richtig jubeln. Denn durch parallele Siege ziehen Essleben und Röthlein gleich. Drei TSV´s führen so die Tabelle an. Aufgrund der direkten Vergleiche wird Röthlein Meister, muss Abtswind in die Relegations-Knochenmühle mit vier weiteren Spielen bis zum möglichen Aufstieg. Thulba wird zunächst der Gegner sein. In Egenhausen übernimmt Dieter Noack das Traineramt. Dessen Schleeriether verloren die letzten drei Spiele gegen Kellerkinder. Hätten sie zwei davon gewonnen, wären sie nun Meister. Verrückt!

01 Abtswind 2 - EgenhausenDaher das Foto: Es war bezeichnend nach der Partie: Egenhausen in gelben Trikots komplett enttäuscht am Boden liegend und Abtswind 2 in grün rätselnd und auch rein gar nicht zufrieden. Beise wollten Meister werden, durch das Remis scheiterten beide….
Ich bin ein Wettergott!

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Spiel 02: Montag, 25. Mai, 18.30 Uhr: FC Geldersheim – SV Schwanfeld: 3:0 (2:0); 160 Zuschauer, 36 Kilometer

Nachdem die leicht vorbereiteten Meisterwürdigungen für Abtswind 2 und Egenhausen also in die Tonne geklopft werden konnten und schnell eine neue Story her musste, war das am Pfingstmontag Arbeit nach Zeitplan. Rund 30 Minuten braucht man von Abtswind nach Schonungen. Etwas mehr als eine Stunde war Zeit für die Aufarbeitung von Spiel eins. Schon um 18.30 Uhr begann das zweite. Ich schaffe es so gerade zur zweiten Halbzeit nach Geldersheim, wo es eben noch schüttete, so wie es auch in Abtswind kräftig regnete, bis ich vorbei kam. Ich bin ein Wettergott! Zur Pause steht es 2:0 für Geldersheim. Der FC muss nur siegen und würde dann an Wasserlosen/Greßthal vorbei ziehen und Meister der Schweinfurter A-Klasse 1 werden. Einige Jungs des spielfreien Rivalen schauen zu und sehen auch noch das 3:0, obwohl Gegner Schwanfeld eigentlich ebenbürtig ist. Endlich wird mit Sekt gespritzt und fließt das Bier. Das wird in den nächsten Tagen sicher oft noch der Fall sein.

Gesamt: 2 Spiele, 9 Tore, 550 Zuschauer, 130 Kilometer.

02 Geldersheim - Schwanfeld

Daher das Foto: Hinten bilden die Spieler noch einen Jubelkreis, da rennen schon die (nicht immer genauso sportlichen) Spielerfrauen auf den Rasen um mitzufeiern. Danach entstanden noch zahlreiche attraktive Jubelbilder, die alle auf www.anpfiff.info zu sehen sind.
Ein Parkplatz direkt vor der Türe

Spiel 03: Mittwoch, 27. Mai, 18.30 Uhr: FC Wasserlosen / Greßthal – FC Lindach / Gernach: 2:1 (2:0); 400 Zuschauer in Ettleben, 51 Kilometer

Ich hab´s mir über all die Jahre angewöhnt, zu Relegationspartien, bei denen Verlängerung und Elfmeterschießen drohen, stets ein bisschen später zu erscheinen. So auch diesmal. Erstaunlich ist, dass trotzdem nach rund 20 Minuten der laufenden Partie direkt vor dem Sportplatz-Eingang nicht nur ein Parkplatz frei ist. Obwohl in Ettleben, wo danach die Wernecker Bierwoche stattfindet, um die 400 Zuschauer anwesend sind, offiziell gar knapp über 500. Doch ich zähle ja immer nach. In Halbzeit zwei ergab sich dazu die Gelegenheit, weil nicht allzu viel los war. Wasserlosen schoss gleich nach meinem Erscheinen zwei schnelle Tore. Lindach verkürzte nach der Pause, doch der Aufstieg des A-Klasse 1-Zweiten, der knapp hinter besagten Geldersheimern landete, geriet nie in Gefahr. Und wieder spritzt es nach dem Abpfiff, erneut eine Humba. Schön! Die Lindacher werden zwei Tage später ihren nächsten Gegner beobachten, gegen den es drei Tage danach geht bei Chance zwei. Ich plane das alles ein und will dabei sein. Wie immer halt.

03 Wasserlosen - Lindach

Daher das Foto: Wasserlosens scheidender Trainer Georg Röding wurde natürlich mit Bier übergossen. Und ja: Das sind die schönsten Fotomotive in den Tagen der Entscheidungsspiele.

Gesamt: 3 Spiele. 12 Tore, 950 Zuschauer, 181 Kilometer.
Mabikounou, Wilshues De Ch und Vrdoljak

Spiel 04: Donnerstag, 28. Mai, 18.30 Uhr: SV Euerbach / Kützberg – Würzburger FV 2: 1:0 (0:0); 766 Zuschauer, 48 Kilometer.

Okay, vom Zuhause in Schonungen zu „meinem“ Spiel in Forst sind es kaum sechs Kilometer. Aber der Reiz ist einfach zu groß, um nicht wenigstens mal für eine Viertelstunde nach Euerbach zu schauen. Der SV kickt erstmals um den Aufstieg in die Landesliga. Der Andrang ist groß, viel größer als sonst in Euerbach. Ich bestaunte die neue Tribüne, die bis Sommer fertig sein wird, ich amüsiere mich über den Stadionsprecher, der bei Gästenamen wie „Mabikounou“, „Wilshues De Ch“ oder „Vrdoljak“ nicht grundlos echte Probleme hat, ich halte mit einem Schwätzchen Euerbachs Routinier Oliver Kröner vom Einlaufen ab, ich sehe fast ein Tor vom später dann doch treffenden Thomas Heinisch, ich frage Mirza Mekic, wo er künftig spielt, ich plaudere nett mit Alexander Rausch. Der Kollege übernimmt für anpfiff.info Text und Fotos – und deshalb fahre ich zügig weiter nach Forst.

Gesamt: 4 Spiele. 13 Tore, 1716 Zuschauer, 229 Kilometer.

04 Euerbach - WFV 2

Daher das Foto: In Forst steht seit Jahren schon eine Tribüne. Die in Euerbach wird bald fertig und größer. Für Landesliga-Fußball? Am Ende der Relegation lautet die Antwort: Ja!
Ich hab´ das Tor nicht gesehen!

Spiel 05: Donnerstag, 28. Mai, 18.30 Uhr: TSV Forst – TSV Großbardorf 2: 1:0 (1:0); 553 Zuschauer, 12 Kilometer.

Wer zu spät kommt….., der sieht eben das Goldene Tor nicht. Florian Hetzel erzielt es schon nach fünf Minuten. Da aber wollte ich ja noch in Euerbach sein. Das Spiel plätschert ansonsten so dahin. Die Hausherren sind besser, versäumen aber das durchaus mögliche 2:0. Und so wird es eben auch hier richtig spannend am Sonntag, wenn ich parallel nicht wieder beide Partien sehen kann. Forst will im Grabfeld die Weichen stellen für die Rückkehr in die Bezirksliga. Euerbach muss rund 75 Kilometer entfernt nahezu zeitgleich ran. Ich plane nach dieser wenig aufregenden Partie in der Botensteig-Arena meine Wochenend-Einsätze und stelle fest, dass es stressig wird. Da tat das Durchschnaufen in den knapp über 60 Minuten in Forst vielleicht nochmal richtig gut.

Gesamt: 5 Spiele. 14 Tore, 2269 Zuschauer, 241 Kilometer.

05 Forst - Grossbardorf 2

Daher das Foto: Florian Hetzel in Aktion. der einstige Schnüdel entschied mit seinem Treffer die Partie.
Ohne Michaels geht´s halt nicht!

Spiel 06: Freitag, 29. Mai, 18.30 Uhr: FC Fahr – SV Mühlhausen/Schraudenbach 2: 5:4 nach Elfmeterschießen (1:1; 1:0); 539 Zuschauer in Kolitzheim, 52 Kilometer.

Ich halte mich schon in der Lage dazu, die Zuschauerzahlen einigermaßen korrekt abschätzen zu können. Nach mehrfachen Überfliegen waren es maximal 350 in Kolitzheim, offiziell dann aber doch 539 bei dieser Partie, was mich wieder mal am eigenen Verstand zweifeln lässt. Aber egal. Vielleicht haben mich auch die zwei „Fettschläuche“ gehemmt. So nannte der Mann vor mir am Bratwurststand die Verpflegung, die mir dennoch recht gut schmeckte. 120 Minuten verliefen eher schleppend bei diesem Spiel der Kreisklassen-Zwölften, in dem sich nur ein Team sicher retten konnte. Fahr war es am Ende, weil dessen Torhüter überragte: Der bereits 49 Jahre alte Michael „Profi“ Krapf hielt nach zuvor famosen Paraden dann auch noch einen Elfmeter. Es ist immer wieder schön, wenn es doch noch Spieler gibt, die älter sind als man selbst. Es war überhaupt der Freitagabend der Michaels: Fahrs Keeper, ich selbst, Tagblatt-Redakteur Michael Bauer, der mit Schiedsrichter Michael Kittel kam, Ex-Spieler Michael König unter den Zuschauern, Fahrs in allen Ehren ergrauter Spielertrainer Michael Weber, Mühlhausens Chancen versiebender Michael Hart…. Ohne diesen schönen Namen geht´s halt beim Fußball anscheinend nicht…

Gesamt: 6 Spiele. 23 Tore, 2808 Zuschauer, 293 Kilometer.

06 Fahr - Schraudenbach

Daher das Foto: Fahrs Held Michael „Profi“ Krapf wirkte ganz bescheiden nach seinen Taten. Die Jungs mit dem Plakat wussten: Fahrs Mission impossible wurde in erster Linie wegen des Keepers possible….
Ich habe ALLE Tore verpasst!

Spiel 07: Samstag, 30. Mai, 14 Uhr: DJK Oberschwappach – SC Lußberg-Rudendorf: 4:2 (4:2); 650 Zuschauer in Steinbach, 66 Kilometer.

Stress pur, nach Spiel eins noch Spiel zwei, viel zu tun – und mit der Erfahrung des Vorabends mit 120 Minuten ohne viel Action komme ich erst zur Pause nach Steinbach. Die Frage an den Mann mit der Aufstellung: „Na, habe ich was verpasst?“ „Ja, 4:2“, sagt er und lacht. Ich habe ALLES verpasst, wie sich hinterher herausstellt. Denn weitere Tore fallen nicht. Die geschossenen sechs lasse ich mir für den Bericht also schildern, aber erst nach zahlreichen schönen Jubelbildern der nun aufgestiegenen Oberschwappacher. Bisher ist die Relegation in diesem Jahr irgendwie noch nicht so mein Ding….

Gesamt: 7 Spiele. 29 Tore, 3458 Zuschauer, 359 Kilometer Kilometer.

07 Lussberg - Oberschwappach

Daher das Foto: Zur Region Schweinfurt fehlt bei der Partie ein wenig der Bezug. Aber den Herrn auf dem Bild dürften alle Fans kennen. Stefan Seufert spielte ja bis vor einem Jahr für den FC 05. Nun ist er Spielertrainer in Steinbach, wo die Partie stattfand. Seufert fuhr Getränke aus…
Was ist das für ein doofer Modus?

Spiel 08: Samstag, 30. Mai, 17 Uhr: TSV Schwebheim – VfL Niederwerrn: 5:1 (2:1); 535 Zuschauer beim TVO, 24 Kilometer.

Um die 45 Kilometer von Steinbach entfernt wurde das Spiel beim TV Oberndorf-Schweinfurt zeitlich vorverlegt, damit beide Mannschaften und die Fans ab Abend auf alle Fälle des DFB-Pokalfinale sehen konnten. Blöde für mich, denn mit Zwischenstation in Schonungen zum zumindest Bearbeiten der Bilder von Match eins heute komme ich erst zur Pause beim TVO an, wo zudem die ganze Gegend zugeparkt ist. Das Duell der beiden Vizemeister ist nach Niederwerrns Führung ziemlich einseitig. Schwebheim setzt sich deutlich durch, darf nun drei Tage später in Geldersheim ran gegen den TV Jahn Schweinfurt. Dann geht es endlich um einen Platz in der Kreisliga. Der Verlierer von Geldersheim hat ein paar Tage später eine weitere Aufstiegschance. Gegen Niederwerrn. Gut möglich also, dass beide Teams nochmals aufeinander treffen. Das Duell am Samstag sorgte lediglich für zwei Aufstiegschancen für den Sieger statt nur einer. Aber auch für eine zusätzliche Belastung für Schwebheim. Niederwerrn kann sich nun eine Woche ausruhen für Versuch zwei. Wer denkt sich denn so einen doofen Modus aus?

Gesamt: 8 Spiele. 35 Tore, 3993 Zuschauer, 383 Kilometer Kilometer.

08 Schwebheim - Niederwerrn

Daher das Foto: Die schönste Szene der Partie täuscht ein wenig über den Verlauf hinweg. Niederwerrns Janis Halbach scheint hier gegen Schwebheims Keeper Holger Sell dicht vor einem Tor zu stehen. Doch er vergab noch – und das beim Stand von 1:4…
Wen juckt Landshut in Schweinfurt?

Spiel 09: Sonntag, 31. Mai, 14 Uhr: TSV Großbardorf 2 – TSV Forst: 1:3 (0:0); 547 Zuschauer, 88 Kilometer.

Udo Romeis hat schon recht, wenn er hinterher ein bisschen nachdenklich wird. Muss das denn wirklich so sein mit diesen Hin- und Rückspielen? War früher nicht alles besser, als vier Releganten auf dem Weg zur Bezirksliga in zwei Partien auf neutralen Platz erst die Finalisten ausspielten und die dann wiederum in einem Duell an einem Ort zwischen beiden Teilnehmern meist vor richtig großer Kulisse einen Sieger ermittelten? Ja, das war besser! So aber war´s zumindest für Forst gut, auch wenn die Gäste lange bangen mussten, ob ihr 1:0 aus dem Hinspiel reichen würde. Großbardorf traf die Latte, verballerte einen Elfer, ging dann doch in Führung. Doch Forst hat ja Flo Hetzel, der gerne mal per Freistoß trifft. Am Ende siegen die Gäste sogar wiederum und ziehen in zwei weitere Spiele ein, diesmal gegen den FC Thulba. Auf der langen Rückfahrt aus dem Grabfeld höre ich im Radio vom Elferdrama der Würzburger Kickers gegen Saarbrücken. Glückwunch zum Aufstieg, Glückwunsch auch an die Euerbacher zu deren 8:0 (!) beim Würzburger FV 2. Zwei Aufsstiegsspiele stehen an gegen Röllbach auf dem Weg in die Landesliga. Mittwoch werden Forst und Euerbach wieder parallel kicken, weil der Verband am Donnerstag, dem Feiertag, keine Spiele zulässt. Wie auch für Freitag und Samstag nicht. Weil da in Landshut (!) ein BFV-Fest stattfindet. Was kümmert das aber bitte die Fußballer in der Region Schweinfurt?

Gesamt: 9 Spiele. 39 Tore, 4540 Zuschauer, 471 Kilometer.

09 Grossbardorf 2 - Forst

Daher das Foto: Typisch für die Relegation: Abgestiegene Großbardorfer auf dem Boden, jubelnde Forster, die aber noch zwei Mal ran müssen und noch nicht aufgstiegen sind. Diesmal also keine Bilder vom spritzenden Sekt…
Grönemeyer lag nicht am Boden!

Spiel 10: Sonntag, 31. Mai, 20 Uhr: Herbert Grönemeyer live, Willy-Sachs-Stadion Schweinfurt: 12 Tore auf dem Gelände; 10000 Zuschauer; 24 Kilometer.

Durch die nahende Pause von Donnerstag bis Samstag wird es wohl nichts mit einem neuen Relegations-Rekord. Also muss ich zu einem kleinen Trick greifen. Denn in Schweinfurt findet eine Art „Entscheidungsspiel“ statt. Noch dazu im Willy-Sachs-Stadion. Es entscheidet sich, ob Herbert Grönemeyer für ein ausverkauften Fußballstadion sorgen kann. Leider klappt das nicht und haben sich bei den „nur“ 10.000 Besuchern des Open Airs jetzt schon Sunrise Avenue durchgesetzt, die im Juli an selber Stelle gastieren und für die angeblich jetzt schon mehr Tickets verkauft sind. Bei den Rockern aus Finnland wird also der Sekt spritzen. Grönemeyer lag trotzdem nicht enttäuscht auf dem Boden. Auf dem Hauptplatz waren die zwei Tore für das Konzert abgebaut. Ich zähle die zwölf Tore auf den sechs Nebenplätzen und freue mich über eine Kulisse, die meine Relegationstour natürlich aufwertet.

Gesamt: 10 Spiele, 51 Tore, 14540 Zuschauer, 495 Kilometer.

10 Groenemeyer

Daher das Foto: Herbert Grönemeyer in Schweinfurt. Es macht immer wieder Spaß, bei großen Open Air-Konzerten im Stadion zu fotografieren.
Mühlhausen kann keine Elfmeter schießen!

Spiel 11: Montag, 01. Juni, 18.30 Uhr: SV Mühlhausen / Schraudenbach 2 – FC Lindach / Gernach: 6:7 nach Elfmeterschießen (1:1; 0:0): 13 Tore; 300 Zuschauer in Heidenfeld; 36 Kilometer.

Es ist nicht leicht, ein Fan des SV Mühlhausen / Schraudenbach zu sein. Die erste Mannschaft stieg mehr oder weniger sang- und klanglos aus der Bezirksliga ab. Und die zweite kann keine Elfmeter schießen. Jedenfalls nicht so gut wie die Gegner. Wie schon in Kolitzheim drei Tage zuvor geht das Spiel über die maximale Zeit. Ich hätte es wissen können, weil wiederum Tagblatt-Redakteur Michael Bauer anwesend ist und schon am Freitag mutmaßte, alle seine Relegationspartien würden stets erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit entschieden. In Heidenfeld steigt Mühli / Schraudi 2 nun ab. Beide Teams vermiesen mir im TV das Bundesliga-Relegationsrückspiel. Auf dem Weg zum Auto höre im Vereinsheim den Jubel der HSV-Fans über deren 2:1 in Karlsruhe. Fußball kann bitter sein. Und den Tank leer machen: Der abgestiegene SV musste zu den beiden Partien (und heimwärts) rund 110 Kilometer zurücklegen, die beiden Gegner aber zusammen gerade mal deren 24 in der Summe. Sollten solche Partien nicht eigentlich irgendwo ZWISCHEN beiden Standorten stattfinden?

Gesamt: 11 Spiele, 64 Tore, 14840 Zuschauer, 531 Kilometer.

11 Lindach - Muehlhausen

Daher das Foto: Bezeichnend: Lindachs Keeper Oliver Ross fängt den Ball vor Mühlhausens leicht verzweifelt wirkenden Michael Hart. Körpersprache sagt ja einiges aus.
Der treffende Gefängniswärter

Spiel 12: Dienstag, 02. Juni, 18.30 Uhr: TV Obertheres – TSV Schonungen: 5:1 (1:1): 6 Tore; 486 Zuschauer in Grettstadt; 26 Kilometer.

Ein Dienstagsdoppel: Bevor mein Hauptspiel als Reporter für www.anpfiff.info ansteht, MUSS ich ganz einfach mal den Abstecher für wenigstens zehn Spielminuten nach Grettstadt wagen, wo Kollege Alexander Rausch wie die Woche zuvor in Euerbach ein netter Plauder-Kollege ist zwischen Eintreffen und Anpfiff. Der Club aus dem alten Wohnort spielt gegen den Verein aus dem neuen. Ich habe zwar zu beiden nicht sonderlich den großen Bezug, bin aber trotzdem neugierig. Schon nach wenigen Minuten netzt vor meinen Augen der unverwüstliche Oberthereser Torjäger Stefan Seifert, der einst mal als Gefängniswärter den Löwen Wildmoser bewachte, ein. Genug gesehen. Am Ende steigt der TVO mit einem klaren Sieg auf. Schonungen muss nochmals ran, der Abstieg droht. Mal schauen, ob sich unsere Wege in dieser Relegation noch kreuzen.

Gesamt: 12 Spiele, 70 Tore, 15326 Zuschauer, 557 Kilometer.

12 Obertheres - Schonungen

Daher das Foto: Stefan Seifert nach seinem frühen 1:0 für Obertheres, er stellte damit die Weichen für den Sieg, der aber erst in der zweiten Halbzeit zustande kam.
Der größte Kitsch aller Zeiten

Spiel 13: Dienstag, 02. Juni, 18.30 Uhr: TV Jahn Schweinfurt – TSV Schwebheim: 3:0 (1:0): 3 Tore; 476 Zuschauer in Geldersheim; 36 Kilometer.

Ich sehe die letzten 15 Minuten vor der Pause noch und dann die komplette zweite Halbzeit einer Partie, bei der mit unter 500 Zuschauern die Zahl wie auch in Grettstadt ein wenig hinter den Erwartungen bleibt. Zum Abschied nach fünf Jahren als Spielertrainer siegt der Jahn um Yu Shimamura. Schade für Schwebheim, das ja noch drei Tage zuvor gegen Niederwerrn so überzeugend auftrumpfte. Doch der TSV um Trainer Udo Werhass hat eine weitere Chance: Kommenden Sonntag in Sömmersdorf gegen…. Niederwerrn. Als „größten Kitsch aller Zeiten“ und „reine Geldschinderei“ bezeichnet Werhass den Modus. Selbst der Sieger in Sömmersdorf kann den Aufstieg nicht feiern, weil der vom Ausgang einer später beginnenden Partie abhängt. Wer beschließt denn bitte sowas? Eventuell droht Schwebheim oder Niederwerrn dann noch eine weitere Partie gegen den Sieger aus Schonungen gegen Kirchaich. Letzte Anmerkung zu Geldersheim: Die Bratwurst war richtig gut!

Gesamt: 13 Spiele, 73 Tore, 15802 Zuschauer, 593 Kilometer.

13 Jahn SW - Schwebheim

Daher das Foto: Riesenverwirrung im Strafraum des TV Jahn, aber Schwebheim brachte an diesem frühen Abend einfach das Leder nicht im Tor unter. Auf ein Neues in Sömmersdorf….
Warum muss Pero Skoric gehen?

Spiel 14: Mittwoch, 03. Juni, 18.30 Uhr: SV Euerbach/Kützberg – TuS Röllbach: 2:0 (0:0): 2 Tore; 754 Zuschauer; 50 Kilometer.

Mich freut es, dass in Euerbach endlich mal was los ist, dass das Team mit dem 2:0 im ersten Match des entscheidenden Duells gegen Röllbach den ersten Fuß in die Landesliga stellt. Kurios ist, dass Erfolgstrainer Pero Skoric nach dem Rückspiel trotz gültigen Vertrags gehen wird. Er wollte angeblich schon während der aktuellen Runde zwei Mal hinwerfen. Irgendwas ist da anscheinend im Hintergrund passiert. Recht hat Gästecoach Albano Cameiro, der erbost ist, weil seine Mannschaft aus dem Spessart an einem Arbeitstag rund zweieinhalb Stunden anreisen muss, während der Verband am folgenden Feiertags-Donnerstag keine Relegation ansetzt (wie auch am Freitag und Samstag danach nicht), weil in Landshut (!) eine Fußballiade stattfindet. Meine Herren vom BFV: Das interessiert in Unterfranken wirklich niemanden, wir wollen hier Relegations-Fußball sehen.

Gesamt: 14 Spiele, 75 Tore, 16556 Zuschauer, 643 Kilometer.

14 Euerbach - Roellbach

Daher das Foto: Euerbachs Keeper Irnes Husic beim Fausten. Im Hintergrund die entstehende Tribüne, die natürlich zu gerne künftig Zuschauer beherbergen möchte, die Landesliga-Fußball sehen wollen.
Ob ich mir sowas künftig schenke?

Spiel 15: Sonntag, 07. Juni, 14 Uhr: FC Lindach / Gernach – SG MSV Ottendorf /​ SSV Gädheim II: 0:3 (0:0): 3 Tore; 346 Zuschauer in Sulzheim; 36 Kilometer.

Nach drei Tagen ohne Fußball, dafür einer tollen Alternative mit Tretbootfahren am Altmühlsee, war die ganz große Lust an weiterer Kickerei ein bisschen verschwunden. Das mag auch an den hohen Temperaturen an den Tagen zuvor gelegen haben. Bei über 30 Grad macht halt das Baden mehr Spaß als irgendwelche Rasenduelle am Nachmittag. Zumal 14 Uhr als Anstoß-Zeitpunkt in Sulzheim diesbezüglich unmenschlich klang. Es ist Relegations-Auftritt drei der Lindacher / Gernacher, die nach einer Niederlage und einem Elfmeter-Sieg nun eine etwas kuriose Fusionstruppe aus der Kreisklasse schmeißen wollen. Gädheims zweite Mannschaft hat sich mit Ottendorfs Erster verbündet, wobei die Gädheimer am Ende der Saison schon Probleme hatten, überhaupt noch elf Mann für ihre erste Mannschaft zusammen zu bekommen, die in die Kreisklasse abgestiegen ist. Klingt nach einem Fußball-Schmankerl zum Start in einen aufregenden Sonntag mit danach zwei kompletten Partien in Sömmersdorf und in Forst. Weil anpfiff-Kollege Alexander Rausch über die Partie berichtet, reicht mir ein Kurzbesuch in Sulzheim. Ich sehe live das entscheidende 0:3 und beschließe, mir solche Fahrten im nächsten Jahr zu schenken. Obwohl, mal abwarten…

Gesamt: 15 Spiele, 78 Tore, 16902 Zuschauer, 679 Kilometer.

15 Ottendorf - Lindach

Daher das Foto: Die älteren Zuschauer hinter der Absperrung und hinter dem Tor wunderten sich sichtlich ein wenig, weil plötzlich gleich zwei Reporter von anpfiff.info auf dem Sportplatz standen. Früher gab´s sowas nicht. Da gab´s nur die Dachenzeidung!
Schwebheims Jesus heißt Tobias Bähr

Spiel 16: Sonntag, 07. Juni, 16 Uhr: TSV Schwebheim – VfL Niederwerrn: 2:0 (2:0); 2 Tore; 423 Zuschauer in Sömmersdorf; 56 Kilometer.

Auf zu einem nächsten, echten Highlight: Schwebheim und Niederwerrn duellieren sich ein zweites Mal während dieser Relegation. Der Verband will es so. Gespielt wird in Sömmersdorf gleich neben der Freilichtbühne der Passionsspiele. Es ist aber nicht Jesus mit einem langen Bart, sondern der überragende Schwebheimer Tobias Bähr, der mit seinem 2:0 kurz vor der Pause die Partie vorentscheidet. Einige Sömmersdorfer drückten vielleicht eher Niederwerrn die Daumen, dem Vizemeister der Kreisklasse SW 2, in der ja die Sömmersdorfer den Titel holten. Die knapp über 400 Zuschauer sind eigentlich eine eher enttäuschende Kulisse. Zeitgleich pilgern nach Wollbach in der Rhön 1926 (!) Fans zum Knaller Waldberg gegen Bischofsheim. Ich beschließe, in die Rhön auszuwandern, freue mich dann aber doch über Schwebheims Jubel – der leicht gedämpft ausfällt. Denn der TSV Forst muss zwei Stunden später zeitversetzt aufsteigen, damit Schwebheim nicht nochmal (dann gegen Schonungen) ran muss.

Gesamt: 16 Spiele, 80 Tore, 17325 Zuschauer, 735 Kilometer.

16 Schwebheim - Niederwerrn

Daher das Foto: Dafür schaut man Aufstiegsspiele an: Schwebheimer Jubel nach dem Sieg vor vielen Fans.
Das Comeback das „Söldnervereins“

Spiel 17: Sonntag, 07. Juni, 18 Uhr: TSV Forst – FC Thulba: 0:1 (0:0); 1 Tor; 500 Zuschauer; 56 Kilometer. 12 Kilometer.

Mein persönliches Finale in dieser Relegationsphase führt nochmals ins benachbarte Forst, wo der TSV sein letztes Spiel zwar verliert, aufgrund des 3:0-Sieges auswärts aber die sofortige Rückkehr in die Bezirksliga schafft. Ich genieße nochmals Jubelszenen, Spritzerei und große Freude. Wobei das schon ein bisschen seltsam ist: Die Forster feiern vor wenigen Fans, echte Begeisterung beim Publikum schaut anders aus. Die unterlegenen Jungs aus Thulba hingegen lassen sich feiern von einer großen Zahl an Schlachtenbummlern. Die singen mit ihrem „Forst ist nur ein Söldnerverein“ ziemlich deutliche Worte in Richtung der Gastgeber, die immerhin mit den beiden Florians namens Hetzel und Riegel die einstigen Kapitäne von FC 05 und FT Schweinfurt in ihren Reihen haben. Thulba dagegen als gewachsene Mannschaft mit lauter Einheimischen will weiter auf den Prozess des Zusammenwachsens setzen und greift nächste Saison wieder an. Das mache ich sicher auch!

Gesamt: 17 Spiele, 81 Tore, 17825 Zuschauer, 747 Kilometer.

17 Forst - Thulba

Daher das Foto: Weißbier kommt! Das finale Match brachte nochmal richtig schöne und typische Bildmotive für die Zeit des Relegations-Wahnsinns.
Fazit der Relegation: Ohne das Grönemeyer-Konzert wären es gerade mal knapp unter 500 Zuschauer im Schnitt gewesen. Nein, dieses Relegationsjahr machte nicht so viel Spaß wie in den Sommern (beziehungsweise Spätfrühlings) zuvor. Der Verband sollte sich wirklich mal überlegen, ob dieser Modus mit den Hin- und Rückspielen Sinn macht oder Aufeinandertreffen in den unteren Ligen, die sich dann eine Woche später wiederholen. Fast alle Trainer denken genauso. Relegation sollte bedeuten: Nach 90 Minuten (oder 120 plus eventuell Elfmeterschießen) jubelt eine Mannschaft und die andere liegt am Boden. Das ist beim Fußball das Salz in der Suppe.



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