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Protest der Gemeinde: Verluste weiterer landwirtschaftlicher Nutzflächen durch Ausweitung der Sand- und Kiesausbeute auf Grafenrheinfelder Gemarkung

GRAFENRHEINFELD – Die Gemeinde Grafenrheinfeld nimmt das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens (ROV) der Regierung von Unterfranken zur geplanten Erweiterung der Sand- und Kiesausbeute mit Befremden zur Kenntnis. Der zugesandte Schriftsatz wird seitens der Verwaltung und des beauftragten Rechtsanwaltes nun überprüft. Das Ergebnis des ROV hat zunächst gutachterliche Qualität. Für eine Genehmigung bleibt das sich anschließende Planfeststellungsverfahren abzuwarten.

„Grafenrheinfeld hat seit 1972 von seinen damals rund 1.000 Hektar landwirtschaftlichen Nutzflächen mehr als die Hälfte verloren“ so Grafenrheinfelds Erster Bürgermeister Christian Keller. „Wir haben in den letzten Jahrzehnten bereits ca. 110 Hektar zur Versorgung der Regionalen Bauwirtschaft mit Bodenschätzen wie Sand- und Kies geopfert. Wir haben unseren Beitrag somit bereits längst geleistet. Grafenrheinfeld ist schon sehr viele Kompromisse eingegangen“, so Bürgermeister Keller weiter.

Der Grafenrheinfelder Gemeinderat steht geschlossen zu seiner Position, dass eine weitere Ausbeutung seiner überschaubaren verbliebenen landwirtschaftlichen Nutzflächen nicht mehr möglich ist. „Es gibt eine überwältigende Allianz zwischen Gemeinderat, Grundstückseigentümern, Landwirten und Bürgern. Grafenrheinfeld sagt klar „Nein!“ zu einer weiteren Ausbeutung seiner Felder und Äcker“ erklärt Keller die Stimmungslage in seiner Gemeinde.

Verwundert zeigt man sich in Grafenrheinfeld auch über die Tatsache, dass nun 44 Hektar mögliche Abbauflächen im Schreiben der Reg. v. Ufr. bereits in der Überschrift als „Kompromisslösung“ bezeichnet werden. „2012 lag ein Abbauantrag über 14 Hektar vor. Dieser wurde vom Gemeinderat klar abgelehnt. 2019 wurden daraufhin 85 Hektar beantragt. Nun werden 44 Hektar als „Kompromiss“ bezeichnet. Das verstehe wer will. Grafenrheinfeld steht geschlossen zum Beschluss von 2012.“ bekräftigt Keller die Beschlusslage.

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Mit der Zusage, dass aufgefüllte Flächen in absehbarer Zeit wieder als wertvolles Ackerland genutzt werden können, hat Grafenrheinfeld seine eigenen Erfahrungen gemacht. „Die Auffüllungsfläche einer ehemaligen Sand- und Kiesausbeutung neben dem Sauerstücksee zeigt unmissverständlich, dass auf aufgefüllten Flächen dauerhaft keine vernünftige Landwirtschaft mehr stattfinden kann. Für die Landwirtschaft sind solche Flächen weitestgehend verloren. Für immer.“ so Erster Bürgermeister Christian Keller.

„Auf Belange wie Naturschutz, biologische Vielfalt, Vorkommen seltener Tierarten wie Feldhamster, Landschaft- und Wasserschutz bin ich noch gar nicht eingegangen. Zu vieles spricht gegen eine weitere Sand- und Kiesausbeute“ ergänzt Bürgermeister Keller.

In seiner Petition an den Bayerischen Landtag nimmt die Gemeinde wie folgt Stellung:

„Bis zur Mainkorrektion in den Jahren 1823/1824 wurde Grafenrheinfeld fast jährlich von Überschwemmungen aus den Mainkrümmungen mit katastrophalen Folgen für die Einwohner heimgesucht. Die daraus resultierenden Sandvorkommen rechtfertigen nicht die fast vollständige Ausbeutung der landwirtschaftlichen Flächen bis in Ortsnähe. Eine weitere Reduzierung von Wiesen- und Ackerflächen ist unverantwortlich gegenüber der zukünftigen Einwohnergeneration. Das Höfesterben setzt sich ungebremst fort – auch in Grafenrheinfeld und Umgebung. Ein weiterer Entzug von landwirtschaftlichen Flächen wird diese Entwicklung noch beschleunigen. Der beantragte Sand-und Kiesabbau widerspricht der Stellungnahme der Bayerischen Staatsregierung zum Volksbegehren „Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern“, die fordert, dass die Hälfte der Lebensmittel regional erzeugt werden soll. Hierbei sind besonders die Sonderkulturen Kraut, Karotten, Gurken und Sellerie betroffen. Darüber hinaus befürchtet die Gemeinde eine negative Veränderung des Grundwasserspiegels, insbesondere der Fließrichtung der Grundwasserströme.

Auch Grafenrheinfeld hat ein Anrecht auf Lebensqualität und Schonung von Umwelt und Natur. Das Vorhaben der Firma Glöckle mit einem Flächenverbrauch von 85 ha gefährdet die zukünftige Entwicklung unseres Heimatortes in unzumutbarer Weise. Grafenrheinfeld hat weitgehende Vorleistungen für die Rohstoffgewinnung erbracht. Die wirtschaftlichen Interessen der Firma Glöckle dürfen nicht Vorrang haben vor einer nachhaltigen Entwicklung unserer Heimatgemeinde.

Wir bitten Sie daher, unter Berücksichtigung der vorgenannten Bedenken, zu den eintretenden erheblichen Beeinträchtigungen sich dafür einzusetzen, dass die Genehmigung für das Vorhaben der Firma Glöckle nicht erteilt wird. Der bestehende rechtskräftige Flächennutzungsplan muss eingehalten werden.“

Diese Petition gilt selbstverständlich auch für das Ergebnis des ROV mit 44 Hektar Abbaufläche.



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